trockener Boden
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Weltklimakonferenz
Alarmierender UN-Dürre-Bericht

Die neusten von den Vereinten Nationen zusammengestellten Daten zeigen: Es herrscht ein globaler Dürre-Notstand.

01.12.2023

Dürren seien eine große Gefahr für die Menschheit – kaum ein anderes Phänomen fordere mehr Menschenleben, verursache mehr wirtschaftliche Verluste und betreffe mehr Sektoren der Gesellschaft. Das ist das Ergebnis des "Global Drought Snapshot"-Berichts. Er wurde zu Beginn der COP28-Klimaverhandlungen in den Vereinigten Arabischen Emiraten von der UN-Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung (UNCCD) in Kooperation mit der Internationalen Allianz für Dürre-Resilienz (IDRA) veröffentlicht. Die darin gesammelten Daten zu Dürre deuten auf "einen beispiellosen Notfall auf globaler Ebene hin, bei dem die massiven Auswirkungen der vom Menschen verursachten Dürren gerade erst beginnen, sich zu entfalten", heißt es in dem Bericht. Der UNCCD-Vorstandssekretär Ibrahim Thiaw sagte:  "Wir hoffen, dass diese Veröffentlichung als Weckruf dient."

"In mehreren Ländern kommt es bereits zu einer durch den Klimawandel verursachten Hungersnot", heißt es in dem Bericht.  Am Horn von Afrika hatten vergangenen Dezember 23 Millionen Menschen nicht sicher etwas zu essen. Über Millionen Menschen im zentralamerikanischen Trockenkorridor benötigen Nahrungsmittelhilfe nach fünf Jahren Dürre, Hitzewellen und unvorhersehbaren Regenfällen. "Im Gegensatz zu anderen Katastrophen, die die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen, geschehen Dürren im Stillen, bleiben oft unbemerkt und lösen keine unmittelbare öffentliche und politische Reaktion aus", sagt UNCCD-Vorstandssekretär Thiaw in einer Pressemitteilung. Stille Verwüstung setze einen Kreislauf der Vernachlässigung fort und lasse die betroffene Bevölkerung isoliert und allein die Last tragen. Zwangsmigration nehme dadurch global zu. 

Auch gewaltige Wasserkonflikte nehmen laut Bericht zu: Fünf Millionen Menschen in Südchina seien von rekordtiefen Wasserständen im Jangtsekiang aufgrund von anhaltender Hitze betroffen. Der Rückstau auf dem Mississippi führte zu wirtschaftlichen Schäden in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar. Und die anhaltenden Dürren im kalifornischem Central Valley zu fünffachem Abfall des Grundwasserspiegels und Verschlechterung der Wasserqualität. Im vergangenen Jahr musste die Ladekapazität einiger Schiffe auf dem Rhein um 75 Prozent reduziert werden, was den Schiffverkehr stark verzögerte. "Je weniger Raum die entwickelte menschliche Welt einnimmt, desto mehr natürliche Wasserkreisläufe bleiben intakt", heißt es im Dürre-Bericht der Vereinten Nationen. 

Verheerende Folgen, wenn die Erde sich noch weiter erwärmt 

"Die ökologische Basis, die alles Leben auf der Erde ermöglicht, erodiert schneller als jemals zuvor in der bekannten Menschheitsgeschichte", heißt es in dem UN-Bericht. Auch die Landwirtschaft leidet laut der Daten stark unter der Dürre. Im Mittelmeerraum seien 70 Prozent der Getreidepflanzen davon geschädigt. Fünf Prozent des EU-Ackerlandes sei von Dürre und entsprechenden Ernteausfällen betroffen. In Südafrika hätten Dürren zum Verlust eines Drittels des Weidelandes geführt. Am Horn von Afrika führte die schlimmste Dürre seit 40 Jahren zu verringerter landwirtschaftlicher Produktivität und hohen Lebensmittelpreisen, die Konsequenz: Ernährungsunsicherheit. 70 Milliarden US-Dollar wirtschaftliche Verluste hatte Afrika dürrebedingt in den vergangen 50 Jahren, heißt es in dem Bericht. In Argentinien erwarte man einen Rückgang der Sojabohnenproduktion von 44 Prozent. 

In den Ländern mit niedrigem oder mittleren Einkommen seien 85 Prozent der Bevölkerung von Dürre betroffen Europa erlebte vergangenes Jahr die schlimmste Dürre seit 500 Jahren, eine Fläche von 630.000 Quadratkilometern in Europa (etwa die Fläche von Italien und Polen zusammen) war davon betroffen. Zudem erlebte Europa den heißesten Sommer in den vergangenen zwanzig Jahren. In den USA waren fünf Prozent der Fläche im Mai diesen Jahres von extremer Dürre betroffen. In China werden noch in diesem Jahrhundert bis zu zwanzig Prozent der Bevölkerung von schlimmere Dürre betroffen sein. Bis 2100 wird die Dürreintensität um achtzig Prozent steigen. Und 170 Millionen Menschen werden extreme Dürre erleben, wenn die Temperatur der Erde über drei Grad steigt; 50 Millionen mehr als wenn das 1,5 Grad-Ziel eingehalten werden würde. Die Waldverluste im Mittelmeerraum wären dann auch doppelt oder dreifach so hoch.

Der Bericht gibt klare Handlungsanweisungen für die Zukunft

In dem Bericht werden Landwiederherstellung, nachhaltige Landbewirtschaftung und naturverträgliche landwirtschaftliche Praktiken als entscheidende Aspekte für den Aufbau globaler Dürreresistenz hervorgehoben. Durch die Einführung naturverträglicher Anbautechniken, dürreresistente Pflanzen, Direktsaat und andere Bodenschutzpraktiken können Landwirte die Auswirkungen von Dürre auf ihre Ernten und Einkommen reduzieren. Effizientes Wassermanagement ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der globalen Widerstandsfähigkeit gegen Dürren. Dazu gehören Investitionen in nachhaltige Wasserversorgungssysteme, Naturschutzmaßnahmen und die Förderung wassereffizienter Technologien. Zwanzig bis fünfzig Prozent Wasser könnten gerettet werden, wenn Sprinklersysteme beispielsweise durch Mikrobewässerung ersetzt würden, die Wasser direkt zu den Pflanzenwurzeln liefert

Auch Katastrophenvorsorge und Frühwarnsysteme seien für die globale Widerstandsfähigkeit gegen Dürren von entscheidender Bedeutung. Investitionen in meteorologische Überwachung, Datenerfassung und Risikobewertungstools können dazu beitragen, schnell auf Dürrenotfälle zu reagieren und die Auswirkungen zu minimieren. Der Aufbau globaler Widerstandsfähigkeit gegen Dürren erfordere internationale Zusammenarbeit, Wissensaustausch sowie ökologische und soziale Gerechtigkeit. ”Wir haben keine Alternative: Wir müssen verbindliche globale Vereinbarungen über proaktive Maßnahmen treffen, die von den Nationen ergriffen werden müssen, um Dürreperioden einzudämmen", heißt es im UNCCD-Bericht. 

UNCCD (United Nations Convention to Combat Desertification) ist eins von drei Übereinkommen, die auf dem Erdgipfel 1992 in Rio de Janeiro ins Leben gerufen wurden. Die anderen beiden befassen sich mit dem Klimawandel (UNFCCC – United Nations Framework Convention on Climate Change) und der Artenvielfalt (UNCBD – United Nation Convention on Biological Diversity). Der Kooperationspartner des Berichts, IDRA (International Drought Resilience Alliance) wurde von den Staats- und Regierungschefs Spaniens und Senegals auf der COP27 ins Leben gerufen und ist die erste globale Koalition, die politische Impulse setzt und finanzielle und technische Ressourcen für eine dürreresistente Zukunft mobilisiert. Australien, Kolumbien, Italien und die Union der Komoren werden zusammen mit dem Commonwealth-Sekretariat und vier weiteren großen internationalen Organisationen auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai als neueste IDRA-Mitglieder bekannt gegeben, wodurch sich die Gesamtmitgliedschaft der Allianz auf 34 Länder und 28 Einheiten erhöht.

kfi