Michael Neumann
dpa

Hamburg
Doktorarbeit von Michael Neumann wird auf Plagiate durchsucht

Der ehemalige Hamburger Innensenator soll in seiner Doktorarbeit mehrfach plagiiert haben. Universität und Journalisten gehen der Sache nach.

20.07.2018

In der Doktorarbeit des ehemaligen Hamburger Innensenators Michael Neumann sind zahlreiche fehlende oder fehlerhafte Quellenangaben entdeckt worden. Seine Arbeit enthalte zum Beispiel Textstellen, die mit Formulierungen auf Websites wie Wikipedia und wasistwas beinahe wortgleich übereinstimmten. Kenntlich gemacht habe der ehemalige SPD-Politiker dies nicht.

Die Ähnlichkeit eines Absatzes über den "Wiener Kongress" habe "verblüffende" Ähnlichkeit mit einem Text auf wasistwas.de, berichtet das NDR Magazin Panorama 3, das der Sache nachgeht. Auch fänden sich in der Arbeit Textpassagen, die fast wortgleich mit dem Wikipedia-Eintrag "Norddeutsches Tiefland" und "Preußen" seien. Bei den genannten Beispielen verweise Neumann auf andere Quellen, die zwar einen Bezug zum behandelten Thema hätten, die aber nicht wörtlich zitiert würden.

Hier würden "bewusst falsche Fährten gelegt, um die eigentlichen Quellen zu verschleiern", zitiert der NDR Professor Gerhard Dannemann von der Humbold Universität zu Berlin. Der Jurist ist Mitarbeiter von VroniPlag Wiki, einer öffentlichen Dokumentation von Wissenschaftsplagiaten. Gemeinsam mit einem Kollegen habe er die Dissertation von Michael Neumann genauer durchleuchtet. "In kurzer Zeit haben wir an zehn Stellen versteckte Links gefunden, die etwa auf Wikipedia-Beiträge verweisen", berichtet Dannemann. "Die meisten dieser Quellen wurden überhaupt nicht angegeben."

Professioneller Dienstleister nicht in Dissertation genannt

Darüber hinaus habe Neumann bei seiner Dissertation offenbar die Hilfe des Dienstleisters editorio GmbH in Anspruch genommen, wie aus den Dateieigenschaften des pdf-Dokuments hervorgehe. Auch das habe er nicht, wie üblich, angegeben. Auf NDR Nachfrage habe ein Mitarbeiter von editorio bestätigt, dass man mit Neumanns Dissertation befasst gewesen sei. Auf eine Anfrage von Panorama 3 habe Neumann nicht reagiert.

Promoviert wurde Neumann 2017 an der Helmut Schmidt Universität / Universität der Bundeswehr. Die Hochschule gehe den Vorwürfen gegen die politikwissenschaftliche Dissertation mit dem Titel "Länderneuregulierungen im deutschen Föderalismus am Beispiel des Nordstaates" laut eigenen Angaben seit diesem Jahr ebenfalls nach.

kas