Ein Mann mit umgehängtem Stetoskop sitzt am Computer und betrachtet das Röntgenbild eine Patientin, die einige Schritte entfernt steht.
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Forschungsförderung
EU investiert 120 Millionen Euro für Gesundheits-Forschung

Eine europäische Gesundheitsinitiative fördert dieses Jahr wieder verschiedene Projekte. Ziel ist es, die Gesundheitsforschung voranzubringen.

09.02.2024

Die Europäische Initiative zu Innovation im Gesundheitswesen (IHI) möchte dieses Frühjahr neue interdisziplinäre Projekte in Gesundheitsforschung mit 120 Millionen Euro finanzieren. Es sollen Projekte sein, die sich mit den Defiziten bei der Behandlung von Herzerkrankten, der defizitären Nutzung von Daten, Biomarkern, dem Personal im Gesundheitswesen und der langfristigen Behandlung von Krankheiten befassen. Ausschreibungsfristen sind der 16. April und der 22. Mai. Damit möchte die IHI gemeinsam mit der Industrie die Lücken der Gesundheitsforschung schließen. Laut dem neuen IHI-Geschäftsführer Niklas Blomberg: "Gibt es Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft im Gesundheitssektor stehen und bei denen wir zusammenarbeiten müssen, weil wir nicht in der Lage sind, sie als eine Einheit, eine einzelne Universität oder sogar eine einzelne Regierung anzugehen." 

Teilnehmen dürfen alle praktizierenden Forschungseinrichtungen in der EU: Universitäten, Forschungs- und Patientenorganisationen, sowie Unternehmen jeder Größe. Um erfolgreich zu sein, sollten sie, so Blomberg gegenüber Science Business, frühzeitig mit der Ausarbeitung ihrer Vorschläge beginnen. "Da es sich um Gemeinschaftsprojekte handelt, muss man wettbewerbsfähig sein und ein starkes, kollaboratives Netzwerk mit vielen unterschiedlichen Fähigkeiten und Akteuren in den Vorschlag einbringen. Das braucht Zeit", so Blomberg. 

Um dabei zu helfen, veröffentlich die Europäische Initiative zu Innovation im Gesundheitswesen die Themen der Ausschreibungen bereits in der Entwurfsphase, anstatt auf die Genehmigung der endgültigen Version zu warten. Blomberg empfiehlt die frühzeitigen Veröffentlichungen, sowie die weitere Unterstützung der IHI zu nutzen, um sicherzustellen, dass alle Kriterien des Vorschlags erfüllt werden und genug Zeit ist, ein Forschungsnetzwerk aufzubauen. 

Projekte zu Herzerkrankungen, Biomarkern und Gesundheitspersonal 

Derzeit gibt es Ausschreibungen für insgesamt fünf Projekte über zwei Aufrufe. Der eine Aufruf (6) ist zweistufig. Das bedeutet, dass erst ein Kurzvorschlag (16. April) und später (10.Oktober) ein vollständiger Vorschlag eingereicht werden müssen. Folgende zwei Themen gehören dazu: Patienten durch verbessertes Verständnis und Modelle dabei zu helfen, sich an ihre langfristigen Behandlungspläne zu halten. Denn IHI-Studien zeigen, dass etwa die Hälfte der Menschen mit chronischen Erkrankungen ihre verschriebenen Medikamente nicht länger als ein Jahr einnimmt. Der Fokus liegt dabei auf kardiometabolischen Erkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Und da es viele allgemeine Empfehlungen zur Nutzung realer Daten und Beweise gibt, aber nur wenige praktische Anleitungen, soll sich ein weiteres IHI-Projekt und das zweite dieses Aufrufs genau dem widmen. 

Für den anderen einstufigen Aufruf (7) können bis zum 22. Mai Vorschläge zu folgenden drei Themen eingereicht werden: die Verbesserung der Behandlung von Herzerkrankungen, da es bislang keinen umfassenden Ansatz dazu gibt. Das zweite Thema ist die klinische Validierung von Biomarkern, sie können Hinweise darauf geben, an welcher Krankheit eine Patientin oder ein Patient leidet, wie sie verläuft und wie gut Behandlungen wirken. Da aber nur sehr wenige für den klinischen Einsatz validiert sind und für einige die erforderliche Technologie sogar fehlt, möchte die IHI mit dem Projekt für Verbesserung sorgen. Beim letzten von der Europäischen Gesundheitsbehörde geförderten Projekt, geht es um die Unterstützung der Angestellten im Gesundheitswesen. Denn durch den massiven Personalmangel sind viele Fachkräfte extremen Arbeitsbelastungen ausgesetzt und das IHI-Projekt soll Lösungen, gerne auch technische, finden, um die Beschäftigten zu entlasten. 

Niederlande und Deutschland gehörten 2022 zu den Gewinnern 

Wie hoch die Fördersumme des jeweiligen Projektes ist, hängt vom Thema ab und reicht von elf bis 45 Millionen Euro pro Projekt. 2022 finanzierte das IHI insgesamt 16 Projekte mit 314 einzigartigen Teilnehmern. Das Gesamtbudget betrug 366 Millionen Euro, wovon die Hälfte von der Europäischen Gesundheitsbehörde bereitgestellt wurde. Die Niederlande und Deutschland waren die größten Gewinner, da sie jeweils mehr als ein Fünftel der Projektbeiträge erhielten. In Deutschland war die Charité in Berlin, sowie das Universitätsklinikum Köln gleich mehrfach vertreten. Auch beteiligt waren die Universitäten in Bochum, Tübingen, Marburg, sowie an der Technischen Universität Dresden und München, den Universitätskliniken Aachen und Hamburg, der Lungenklinik Großhansdorf und die Fraunhofer-Gesellschaft in München. 

Die Europäische Initiative zu Innovation im Gesundheitswesen ist die größte öffentlich-private Gesundheitspartnerschaft der Welt. Sie basiert auf dem EU-Rahmenprogramm und bündelt eine Milliarde Euro aus der Industrie, 1,2 Milliarden Euro aus Horizon Europe und 200 Millionen Euro aus anderen Industrien oder Verbänden. Ihre Aufgabe ist es, die Ergebnisse von Forschung und Innovation im Gesundheitswesen in konkreten Nutzen für Patientinnen und Patienten zu übertragen und zu gewährleisten, dass Europa bei der interdisziplinären, nachhaltigen und patientenzentrierten medizinischen Forschung auch weiterhin eine Spitzenposition einnimmt. Sie wurde 2021 gegründet. Laut Blomberg geht es der IHI wirklich darum "einige bedeutende Probleme im Gesundheitsbereich zu untersuchen und dann große Kooperationskonsortien zusammenzubringen, um diese Probleme anzugehen". 

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Initiative: https://www.ihi.europa.eu

kfi