Symbolbild Geschlechtergerechtigkeit: Symbole für männliches und weibliches Geschlecht auf einer ausbalancierten Wippe
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Australien
Forschungs-Förderer führt Frauenquote ein

Der National Health and Medical Research Council vergibt seine Fördermittel künftig paritätisch nach Geschlechtern. Mit einer Einschränkung.

20.10.2022

Australiens führende Förderorganisation für medizinische Forschung, der National Health and Medical Research Council (NHMRC), führt ab 2023 eine neue Quote ein, um die Geschlechtergerechtigkeit zu verbessern. In seinem größten Förderprogramm sollen künftig die Hälfte der Geförderten Frauen und nicht-binäre Personen sein. Das gelte für Bewerbungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Mitte ihrer Karriere und in leitenden Positionen, nicht jedoch für Nachwuchsforschende, teilte die Organisation vergangene Woche mit. Zunächst hatte die Fachzeitschrift "Nature" berichtet.

Die sogenannten "investigator grants" sind auf fünf Jahre ausgelegt und mit jährlich 400.000 Australischen Dollar (rund 250.000 Euro) dotiert. Geförderte können damit ihre Forschung und Gehälter finanzieren.

Der NHMRC reagiert mit der Änderung laut Bericht auf eine Untersuchung von zwei Forschenden aus Melbourne, die ergeben hatte, dass in 2021 deutlich mehr Männer von diesem Förderprogramm profitierten. Sie hätten 23 Prozent mehr "investigator grants" erhalten als Frauen. Die Förderagentur habe daraufhin eine eigene Analyse der letzten drei Förderjahre durchgeführt, wonach männliche Bewerber zwischen 2019 und 2021 etwa 35 Prozent mehr "investigator grants" und 67 Prozent mehr Fördermittel erhalten haben als weibliche Bewerber.

Zudem hat der NHMRC eine Differenz zwischen den Geschlechtern vor allem bei seiner Förderung von etablierten Forschenden festgestellt. Dies habe sich schon in den Bewerbungen gezeigt: Im Jahr 2021 seien nur 20 Prozent der Bewerbungen in dieser Karrieregruppe von Frauen gewesen. Die geplante Quote soll nun für Parität sorgen, in der Hoffnung, dass sich dann auch mehr etablierte Forscherinnen bewerben.

Keine Quote für Nachwuchswissenschaftlerinnen

Unter den Forschenden, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, sind Frauen laut der Förderorganisation hingegen nicht unterrepräsentiert. Sie machten in dieser Karrierestufe etwas über die Hälfte der Bewerber und Geförderten der "investigator grants" aus. Daher sei hier keine Quote bei der Vergabe nötig.

Die Geschäftsführerin der Australian Academy of Science, Anna-Maria Arabia, nannte die neue Quote "game-changing". Sie beseitige einen Missstand, der in der Vergangenheit zu einer erheblichen Unterrepräsentation von Frauen in höheren Positionen geführt habe. Auch die Geschäftsführerin der Australian Academy of Technological Sciences and Engineering, Kylie Walker, sieht laut Bericht in dem Plan einen "bedeutenden Schritt in die richtige Richtung".

ckr