Eine Blaumeise sitzt mit gebeugtem Kopf auf einem winterlichen Baum
pixabay/jggrz

Citizen Science
"Stunde der Wintervögel" ruft zum Vogelzählen auf

Vögel zu beobachten ist ein beliebter Zeitvertreib – und kann wichtige Erkenntnisse liefern. Vogel-Fans sind nun wieder beim Zählen gefragt.

05.01.2024

Blaumeise, Hausspatz, Rotkehlchen und Buchfink – welche Vögel zeigen sich am häufigsten am Futterhäuschen? Das wollen der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) im bayerischen Hilpoltstein und der Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Berlin erneut herausfinden. Zum 14. Mal rufen die beiden Verbände von Freitag bis Sonntag zur "Stunde der Wintervögel" auf. Bei der nach ihren Angaben größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands sollen Bürgerinnen und Bürger wieder eine Stunde lang Vögel beobachten.

Knapp 100 000 Menschen hatten sich nach NABU-Angaben im vergangenen Jahr beteiligt und dabei am häufigsten Haussperling, Kohlmeise und Blaumeise gesichtet. Aufgrund der milden Temperaturen hatten sich allerdings insgesamt weniger gefiederte Gäste an den Futterhäusern gezeigt als üblich.

In diesem Jahr könnte die Situation trotz ähnlicher Witterung anders sein, meinte die LBV-Biologin Angelika Nelson. Im vergangenen Jahr habe es besonders viele Eicheln, Bucheckern und Fichtensamen gegeben, sodass Waldvögel in den Wäldern genügend Nahrung gefunden hätten. Das sei in diesem Jahr nicht so extrem der Fall.

Beobachtungen zeigen Veränderungen in der Vogelwelt

Mit der "Stunde der Wintervögel" wollen die Naturschutzverbände wichtige Erkenntnisse über Veränderungen in der heimischen Vogelwelt in Städten und Dörfern bekommen. Ein wissenschaftlich fundierter Vergleich zwischen den Jahreswerten ist unter anderem wegen der immer etwas unterschiedlichen Datengrundlage zwar nicht möglich, ein Hinweis auf mögliche Entwicklungen kann aber ablesbar sein. "Es geht nicht um die absoluten Zahlen, sondern um Trends", erläuterte der NABU-Experte Martin Rümmler. "Je länger man solche Datensätze erhebt, desto stabiler sind die Beobachtungen." Dadurch könne man dann Tendenzen erkennen.

"Es geht nicht um die absoluten Zahlen, sondern um Trends"
NABU-Experte Martin Rümmler

Spannend sei zum Beispiel, welche Wintergäste aus Nord- und Osteuropa sich in diesem Jahr an den Futterstellen zeigten, sagte Nelson. Interessant seien auch Beobachtungen von Zugvögeln wie Zilpzalp und Hausrotschwanz, die inzwischen zunehmend hierzulande überwinterten. Der frühe Wintereinbruch könne aber dazu geführt haben, dass mehr dieser Singvögel in den Süden aufgebrochen seien.

Spatzen und Meisen lassen sich zurzeit am häufigsten in Deutschland sichten

Das geht aus einem Zwischenstand bei der «Stunde der Wintervögel» vom Sonntag, 7. Januar, hervor. Aber auch Amsel und Feldsperling zeigten sich demzufolge oft. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin und der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) im bayerischen Hilpoltstein hatten bereits zum 14. Mal zu der nach ihren Angaben größten wissenschaftlichen Mitmachaktion Deutschlands aufgerufen. 

Dafür sollten Menschen im dem Zeitraum Freitag bis Sonntag eine Stunde lang die Vögel an den Futterhäusern in Gärten, Parks oder am Balkon beobachten. Mit Hilfe der Langzeitbeobachtungen wollen die Fachleute Hinweise darauf bekommen, wie sich die heimische Vogelwelt verändert. Auffällig sei, dass in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr bisher mehr Eichelhäher und Buntspechte beobachtet worden seien, sagte der NABU-Experte Martin Rümmler. Das könne darin liegen, dass es damals besonders viele Eicheln, Bucheckern und Fichtensamen gegeben habe und diese Vögel genug Futter im Wald gefunden hätten. In diesem Jahr suchten einige Waldvögel dagegen vermehrt Futterstellen auf. 

Wer sich bei der "Stunde der Wintervögel" beteiligen möchte, soll in dem Zeitraum eine Stunde lang die Vögel im Garten, am Balkon, vor dem Fenster oder im Park zählen. Dabei wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe der Stunde gleichzeitig zu sehen ist. 

Die Beobachtungen können bis zum 15. Januar übers Internet, per App, Telefon oder Post gemeldet werden.

Aktualisiert am 8.1.2024 um 16:35 Uhr, zuerst veröffentlicht am 5.01.2024

dpa/cva