Eine bunte Weltkarte mit Verbindungen zwischen einzelnen Ländern
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Wissenschaftlicher Austausch
Unis wollen weltweit Forschungsdaten teilen

Mehr als 160 internationale Spitzenunis wollen ihre Forschungsdaten miteinander teilen. Darin verberge sich enormes ungenutztes Potenzial.

30.01.2020

Mehr als 160 der weltweit forschungsstärksten Universitäten haben sich zum offenen Austausch ihrer Forschungsdaten bekannt. Dazu haben sie am Montag an der Pariser Sorbonne eine gemeinsame Erklärung verabschiedet, wie der europäische Hochschulverbund "LERU" mitteilte. Ihre Daten zu teilen, solle wissenschaftliche Entdeckungen und Innovationen beschleunigen, zugunsten der Gesellschaft. Auch Qualität und Transparenz in der Forschung sollen erhöht werden, ohne jedoch private Daten und Urheberrechte zu verletzen.

Wenn man sich vorstellte, dass heute irgendwo an einer Universität 'unentdeckte' öffentliche Forschungsdaten existieren könnten, die der WHO helfen könnten, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, "kriegt man ein Gefühl dafür, wie wichtig eine offene Forschung ist", sagte Vicki Thomson, Leiterin des australischen "Go8"-Verbundes.

Auch die Verbindung von bisher getrennten Forschungsfeldern sei nur durch eine Öffnung der weltweit existierenden Datenberge möglich, schreiben zwei Leiter der "German U15" in der Wochenzeitung "Die Zeit". In der Zweit- und Drittverwertung von Forschungsdaten stecke enormes Potenzial, unter anderem für Medizin, Klima- und Materialforschung, finden Professor Georg Krausch und Dr. Jan Wöping. Bestehende Infrastruktur-Vorhaben wie die Nationale Forschungsdatenbank und die "European Open Science Cloud" seien vielversprechend, aber ausbaufähig. Die größten Herausforderungen seien aber nicht technischer Natur: Vor allem brauche es das Vertrauen der beteiligten Akteure und einen kooperativen Wettbewerb. "Obwohl alle Akteure von einer Öffnung profitieren würden, überwiegen Skepsis und Misstrauen", so Krausch und Wöping.

Effektives Datenmanagement spart Milliarden

Die Forschenden der teilnehmenden Universitäten sollen ihre Daten der Sorbonne-Erklärung zufolge teilen und frei zugänglich machen, "wann immer möglich". Für eine neue Kultur des offenen Austausches wollen die Hochschulen auch Schulungen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anbieten. Von Förderinstitutionen und Regierungen fordern die Unis finanzielle Unterstützung und rechtliche Rahmenbedingungen für ihr Vorhaben. Durch effektives Datenmanagement könnten allein in Europa jährlich mehrere Milliarden Euro eingespart werden, teilte "LERU" mit.

Zu den Unterzeichnern zählen der Universitätsverbund "German U15", in dem 15 forschungsstarke deutsche Hochschulen vertreten sind, und der europäische Verbund "LERU", in dem 23 Hochschulen vereint sind, darunter drei deutsche Unis. Ähnliche Verbünde aus den USA (65 Universitäten), Großbritannien (24), Frankreich (18), Afrika (16), Kanada (15), Japan (11) und Australien (8) haben die Sorbonne-Erklärung ebenfalls unterzeichnet. Weitere Universitäten seien willkommen, sich dem anzuschließen.

Auf europäischer Ebene setzt sich der Zusammenschluss "Coalition S" für offene Forschungsdaten ein. Dagegen gibt es jedoch auch Bedenken von Datenschützern, da viele Wissenschaftler mit sensiblen Daten jonglieren. Sie mahnen zu einem schärferen Bewusstsein für einen sicheren Datenverkehr. Mögliche Folgen und Risiken dürften nicht aus dem Blick geraten, vor allem bei der Weiterverarbeitung von Daten, deren Nutzungsrechte zu einem anderen Zweck erteilt wurden.

ckr