Einzelne Figur vor großer Gruppe von Figuren
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Kommunikation
Verständlich sprechen: Die Chefs der DAX-Firmen haben es perfektioniert

Wissenschaftler kennen die Herausforderung, die eigene Botschaft klar auf den Punkt zubringen. Eine Studie zeigt, worauf es ankommt.

04.06.2018

Seit 2012 untersucht ein Forschungsteam um Kommunikationswissenschaftler Professor Dr. Frank Brettschneider, Universität Hohenheim, in Zusammenarbeit mit dem "Handelsblatt", wie verständlich die Vorstandsvorsitzenden der DAX-30-Unternehmen auf den Hauptversammlungen ihrer Unternehmen sprechen.

Im Schnitt erreichten die Wirtschaftsbosse in diesem Jahr 15,1 Punkte auf einer Skala von 0 bis 20. Damit hat sich die formale Verständlichkeit ihrer Reden zum sechsten Mal in Folge verbessert. Am besten schnitt Timotheus Höttges ab, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom. Er bekam mit 19,9 Punkten den höchsten bisher gemessenen Wert. Auf dem zweiten Platz folgte Stephan Sturm, CEO von Fresenius SE, dahinter Dr. Frank Appel von der Deutschen Post mit 18,9 Punkten.

Dr. Aldo Belloni (Linde) verschenkte laut Ranking die Chance, eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Er belegte wie 2017 den letzten Platz. Allerdings verbesserte auch er seine Vorjahresleistung um 2,3 Punkte auf nun 8,2 Punkte.

Verständlichkeit: Bandwurmsätze und Fachbegriffe vermeiden

Forschungsleiter Brettschneider plädiert für mehr Klarheit in Reden. Nur so könne die eigene Botschaft auch Laien erklärt und Vertrauen aufgebaut werden. Er nennt einige Grundregeln: kurze Sätze, gebräuchliche Begriffe, Fachbegriffe übersetzen und zusammengesetzte Wörter möglichst vermeiden. "Nur wer verstanden wird, kann auch überzeugen."

Am meisten schmälerten Bandwurmsätze, abstrakte Begriffe, zusammengesetzte Wörter und nicht erklärte Fachbegriffe die Verständlichkeit. "Das Ergebnis ist dann Kauderwelsch statt Klartext."

Typisch seien unter CEOs noch immer Passiv-Formulierungen. "Damit bleibt unklar, wer eigentlich handelt, und die Zuhörer verlieren den Faden und schlussendlich auch das Interesse", erklärt Brettschneider. Besonders häufig fand sein Team Passiv-Formulierungen in der Rede von Dr. Belloni (10,5 Prozent aller Sätze). In der Rede des Erstplatzierten Höttges seien es nur 0,5 Prozent gewesen.

Der Hohenheimer Verständlichkeitsindex ergibt sich aus den Berechnungen einer speziellen Verständlichkeitssoftware. Anhand der Rede-Manuskripte ermittelt diese laut Forschungsteam formale Kriterien wie die durchschnittliche Satzlänge oder den Anteil der Sätze mit mehr als 20 Wörtern, passiven Formulierungen und mehr als zwei Informationen. Auch erfasst wird unter anderem die durchschnittliche Wortlänge von Sätzen, der Anteil abstrakter Substantive und der Anteil von Fremdwörtern. Der Index reicht von 0 (formal unverständlich) bis 20 (formal sehr verständlich).

kas