Buch mit goldenem Schloss
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Publikationsgebühren
Wie Open Access die Großverlage vergoldet

Hochschulen und Wissenschaftsverlage ringen seit Jahren um Publikationsmodelle und deren Kosten. Großbritannien geht nun den "grünen Open Access-Weg".

11.08.2021

Die britische Förderorganisation "UK Research and Innovation" (UKRI) hat ihre Richtlinien für wissenschaftliche Veröffentlichungen geändert. Wie die nationale Forschungsförderagentur vergangenen Freitag bekannt gegeben hat, müssen all ihre Geförderten in einem Open Access-Modell veröffentlichen und damit ihre Publikationen frei zugänglich machen. Für Studienergebnisse gilt dies ab April 2022 und ohne Embargo, für Bücher ab Januar 2024 und mit einer Frist von 12 Monaten nach der Ersterscheinung.

Die Gebühren, die wissenschaftliche Zeitschriften und Verlage dafür erheben, will UKRI übernehmen. Wie hoch diese ausfallen muss UKRI nun in nationalen Vereinbarungen mit den Verlagen aushandeln. Verhandlungen zwischen Elsevier und Großbritannien liefen bereits vor der Bekanntgabe der neuen Richtlinie.

Forschungsergebnisse sollen mit der neuen Regelung laut Mitteilung eine größere soziale und wirtschaftliche Wirkung erzielen. Die Richtlinie entspricht in weiten Teilen "Plan S", dem Open-Access-Modell von "Coalition S", einem Zusammenschluss mehrerer internationaler Förderogansiationen. UKRI ist Teil dieser Initiative, die auch von der allerdings unbeteiligten Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Europäischen Kommission unterstützt wird. "Zweifellos wird die Open Access Policy von UKRI ein Vorbild und eine Inspiration für andere Geldgeber weltweit sein", erklärte "Coalition S". 

Grüner und goldener Weg in Großbritannien gleichwertig

Bemerkenswert an der Richtlinie sei, dass sie das sogenannte grüne Open Access-Modell dem goldenen gleichstelle und damit den "goldenen" Interessen der Großverlage widerspreche, erklärten zwei Autoren am Mittwoch in "Times Higher Education". Andere große Förderer, darunter die EU und der Wellcome Trust, planten ähnliche Richtlinien. Sowohl Förderer als auch Verleger beanspruchen dabei für ihr jeweils präferiertes Modell, das einzig zukunftsfähige und nachhaltige für Open Science zu sein.

Beim "grünen Weg" zahlen die Autorinnen und Autoren die Kosten für ihre Publikation in einer Zeitschrift ihrer Wahl und hinterlegen zusätzlich (parallel oder nachträglich) eine frei zugängliche Kopie auf einem Repositorium – kostenfrei, aber in der Regel unter Embargo für einige Monate. Beim "goldenen Modell" fallen für die Forschenden meist deutlich höhere Kosten für eine sofortige Publikation in einer Online-Open Access-Zeitschrift oder Hybrid-Zeitschrift an und oft zusätzliche Kosten für Bibliotheken, damit Leserinnen und Leser auch Zugriff auf alle Artikel in Hybrid-Zeitschriften erhalten. UKRI will nun für Studien den grünen Weg auch ohne Embargo durchsetzen.

Auch die Vereinbarungen, die das deutsche DEAL-Konsortium unter Leitung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) mit großen Verlagen wie Springer Nature und Wiley getroffen hat, setzen auf Gold Open Access-Publikationen. Die Verhandlungen mit Elsevier laufen noch. Eine im März veröffentlichte Studie, über die zuerst die FAZ berichtete, kam zu dem Schluss, dass diese "Deals" bereits zu einer Machtverschiebung im wissenschaftlichen Verlagswesen geführt haben. Seit dem Abschluss der Verträge 2019 beziehungsweise 2020 hätten Forschende deutlich öfter in Zeitschriften von Wiley und Springer Nature publiziert – zulasten kleinerer Verlage, die nicht an den DEAL-Verhandlungen beteiligt sind.

aktualisiert am 12.08.2021, zuerst veröffentlicht am 11.08.2021

ckr