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Großverlage
Wie es um die Verhandlungen von Deal und Elsevier steht

Die Hochschulen fordern bessere Vertragsbedingungen von Elsevier. Doch die Verhandlungen gehen nicht voran.

06.04.2021

Die Verhandlungsgruppe "Deal" der Hochschulen hat weiterhin keine Einigung mit dem Großverlag Elsevier gefunden. Die Verhandlungen stocken, keine Annäherung der Verhandlungsparteien ist in Sicht. Das zeigen aktuelle Recherchen des Wissenschaftsjournalisten Jan-Martin Wiarda. Lediglich "informell" würden demnach weiterhin Gespräche geführt, "um eine gemeinsame Perspektive zu finden", wie der aktuelle "Deal"-Verhandlungsführer und Präsident der FU Berlin, Günter M. Ziegler, gesagt haben soll.

Beide Verhandlungsseiten zeigen sich laut den Recherchen in der stärkeren Verhandlungsposition. "Deal"-Vertreter Ziegler argumentierte, Elsevier sei auf die Verträge mit den Wissenschaftseinrichtungen angewiesen. Für diese wiederum seien die derzeitigen Anschaffungskosten geringer als ein Vertrag mit Elsevier.

Elsevier dagegen spricht von hohen Kosten für Forschende und verweist auf den Aufwand, den diese hätten, um sich Artikel zu verschaffen. Der Wissenschaftsstandort Deutschland sei zunehmend im Nachteil gegenüber Ländern, mit denen schon Verträge ausgehandelt worden seien. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verpassten die Chance, dass ihre Artikel über "Open Access" verfügbar seien.

Open Access: Gute Vertragskonditionen gefragt

Wie stark sich die Einschränkung im wissenschaftlichen Alltag auf einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auswirkt, ist schwer einzuschätzen. Eine Umfrage von Forschung & Lehre zeigte, dass sie sich zumindest insofern behelfen können, dass Autorinnen und Autoren ihre Artikel verschicken.

Doch der Druck auf die "Deal"-Gruppe steigt. Zwar betont Ziegler, dass die "Deal"-Gruppe weiterhin die Unterstützung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler genieße, doch drängten die Präsidenten aller Allianz-Wissenschaftsorganisationen sowie die Hochschulverbünde "U15" und "T9" auf eine schnelle Einigung zu guten Konditionen. Die Verträge mit Springer Nature und Wiley wurden dafür kritisiert, dass zu schlechte Konditionen in Kauf genommen worden wären. Wenn Elsevier nach dem gleichen Muster der bereits geschlossenen Verträge hinzukäme, müsste sich der Etat bei manchen Bibliotheken verdoppeln, sagte ein Insider laut Wiarda.

Erreichen wollte "Deal" Nationallizenzen, die an die Stelle teurer Einzelabos mit den wissenschaftlichen Großverlagen treten und den dauerhaften Zugriff auf die gesamten Zeitschriften der Verlage erlauben sollen. Zusätzlich sollten die Fachartikel ohne Zusatzkosten und Embargofristen über Open Access veröffentlicht werden. Die Kosten sollten bei den Institutionen liegen, nicht bei einzelnen Forschenden. Mit Springer Nature und Wiley konnte eine Einigung gefunden werden, mit Elsevier steht sie aus.

Zahlreiche Hochschulen haben dadurch seit Jahren keinen Zugriff auf Zeitschriften des Verlags. 2016 sind laut Wiarda 76 Hochschulen aus ihren Verträgen ausgestiegen, 2017 seien 111 weitere gefolgt, 2018 auch die Max Planck Digital Library. Elsevier erlaubte für einige Zeit den kostenlosen Zugriff auf Zeitschriften des Verlags. Nachdem die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Verhandlungen 2018 aussetzte, sperrte Elsevier die Zugänge.

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten mit Beginn der Diskussionen ihre Herausgebertätigkeit für Elsevier beendet, um ein Zeichen für ihre Kritik an dem Geschäftsmodell des Verlags zu setzen. Über Elsevier publiziert wurden laut Wiarda zuletzt 15.000 Artikel pro Jahr.

kas