Nahaufnahme von homöopathischen weißen Globuli, die aus einer braunen Glasflasche kullern
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Wissenschaftliche Publikationen
Wie glaubhaft sind Homöopathie-Studien?

Forschende warnen vor einer Überschätzung der Homöopathie. Durch selektive Publikation der zugrundeliegenden Studien entstehe ein verzerrter Eindruck.

12.04.2022

Die Ergebnisse von 38 Prozent aller behördlich registrierten Homöopathie-Studien sind nicht publiziert worden. Umgekehrt sind 53 Prozent der Studien zur Homöopathie, deren Forschungsergebnisse veröffentlicht wurden, nicht bei Behörden registriert gewesen. Das geht aus einer aktuellen Metaanalyse von Forschenden aus Österreich und den USA hervor. Die Autorinnen und Autoren sehen in dieser Art der selektiven Veröffentlichung eine Verzerrung der Forschungsergebnisse (Reporting Bias) und dadurch eine unrealistische Wahrnehmung der Homöopathie. Sie warnen, dass die Effektivität der alternativen Medizin "deutlich überschätzt" werde.

Für die Studie haben die Forschenden Publikationsplattformen sowie die Register für klinische Studien aus den USA, der Europäischen Union und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit dem Jahr 2002 ausgewertet. Sie kamen zu dem Schluss, dass frühere Metaanalysen fälschlicherweise Beweise für die Wirkung von homöopathischen Behandlungen als belastbarer eingestuft haben, als sie wirklich waren.

Da negative Ergebnisse meist nicht veröffentlicht würden, ignorierten diese Analysen wahrscheinlich "eine große Menge an Beweisen, die zeigen, dass Homöopathie nicht funktioniert", erklärte Studienleiter Dr. Gerald Gartlehner, Abteilung für Evidenzbasierte Medizin und Evaluation an der Donau-Universität Krems, gegenüber dem Online-Magazin "Times Higher Education", das zuerst über die Studie berichtete. Vorhandene Regularien in den USA und der EU, die bei klinischen Studien eine Registrierung und Publikation der Ergebnisse vorschreiben, würden oft missachtet. "Es gibt wahrscheinlich einen großen, dunklen Bereich unveröffentlichter und nicht registrierter Studien, von dem wir nie erfahren werden", fügte Gartlehner hinzu.

Zusätzlich zu dem beschriebenen Reporting Bias zeigt die Metaanalyse, dass bei 25 Prozent der publizierten Studien zu homöopathischen Therapien die primären Forschungsergebnisse in der Publikation "verändert" worden waren. Insgesamt seien die Prinzipien der Homöopathie weitgehend unvereinbar mit aktuellen wissenschaftlichen Konzepten.

ckr