Zwei Personen am Laptop
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Deal-Verhandlungen
Wissenschaft einigt sich mit Wiley auf Lizenzvertrag

Forschungseinrichtungen sollen künftig Zugriff auf das gesamte Portfolio des Wissenschaftsverlags Wiley haben. Open Access wird zum Standard.

15.01.2019

Die Deal-Verhandlungsgruppe hat sich mit dem Wissenschaftsverlag Wiley auf einen bundesweiten Lizenzvertrag für elektronische Angebote geeinigt. Dieser basiert auf einem sogenannten "Publish&Read"-Modell.

Publikationen werden demnach auf Open-Access-Basis veröffentlicht und Forschungseinrichtungen haben Zugriff auf das gesamte Portfolio des Verlags. Dies teilte die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) am Dienstag mit. Unterschreiben können Universitäten und andere teilnahmeberechtigte Einrichtungen wie Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen den neuen Vertrag bis Ende März.

"Mit der jetzt getroffenen Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein erreicht", sagte Professor Horst Hippler, ehemaliger Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und Sprecher des Lenkungsausschusses und Leiter des Projekts Deal. "Wir haben ein Kernziel erreicht: ein faires Preismodell, das es uns ermöglicht, Forschung bezahlbar und nachhaltig zugänglich zu machen."

Open-Access-Modell und neues "Zeitschriften-Flagschiff"

Schließen sich Wissenschaftseinrichtungen dem Vertrag an, haben sie Zugriff auf das gesamte Portfolio von Wiley mit aktuell rund 1.700 veröffentlichten Titeln. Hinzu kommen die Archivrechte für elektronische Angebote ab dem Erscheinungsjahr 1997.

Die Open-Access-Veröffentlichung soll sich in der Regel nach der "CC-BY"-Lizenz richten. Jeder Beitrag kann dabei mit Nennung der Autorinnen und Autoren und einer Verlinkung auf die Lizenz online und gedruckt weitergegeben werden. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich laut HRK weiterhin gegen eine Open-Access-Veröffentlichung entscheiden. Günstiger werde die Veröffentlichung für sie damit aber nicht.

Für das Publizieren in sogenannten "Gold-Open-Access-Zeitschriften", die nur "Open Access" veröffentlichten, soll es einen Rabatt von 20 Prozent geben. 

Zudem starten Wiley und das Projekt Deal drei neue Initiativen:

  • Erstens soll es künftig ein "Flaggschiff" unter den Open-Access-Journals geben, eine interdisziplinäre Zeitschrift, die als herausragend geltende Forschungsergebnisse aus der globalen Forschungsgemeinschaft veröffentlicht und als Forum für die Entwicklung neuer Open-Access-Publikationsmodelle dienen soll;
  • Zweitens wollen Wiley und das Deal-Projekt eine Gruppe zu "Open-Science and Author Service Development" einrichten, die sich auf die Innovation und Beschleunigung neuer Publikationskonzepte konzentriert;
  • Drittens soll es ein neues jährliches Symposium für deutsche Nachwuchswissenschaftler geben, das zukunftsweisende Ideen für die Forschungskommunikation erarbeitet.

Der Vertrag wurde mit der "Max Planck Digital Library Services GmbH" abgeschlossen, einer Tochtergesellschaft der Max-Planck-Gesellschaft (MPG), die dafür gegründet worden ist. Die Verträge der einzelnen Forschungseinrichtungen werden über die GbmH abgewickelt und auch in den kommenden Wochen von dieser angeschrieben.

Das hinter den Vertragsverhandlungen mit Wiley stehende Deal-Projekt wurde von der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen ins Leben gerufen. Federführend ist die HRK.

Wiley ist einer der großen Wissenschaftsverlage. Aufgrund ihrer starken Marktposition und der immer weiter gestiegenen Lizenzgebühren versucht die Wissenschaft mit Wiley, Elsevier und Springer Nature bundesweite Lizenzen zu verhandeln. Dies gestaltet sich bei den noch deutlich einflussreicheren Verlagen als Wiley schwierig. Mit Springer Nature gibt es bislang nur eine Übergangslösung bis Mitte 2019.

Mit Elsevier gibt es bislang keine Regelung. Die Verhandlungen wurden Mitte 2018 offiziell ausgesetzt. Über 200 Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen haben ihre Abonnements bei Elsevier gekündigt oder befinden sich in einem vertragslosen Zustand.

kas