Zeitschriftenstapel
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Peer-Review
Zeitschrift nimmt vorerst keine Manuskripte mehr an

Die Fachzeitschrift "Review of Higher Education" hat genug Beiträge für die nächsten zwei Jahre. Jetzt hat die Redaktion Konsequenzen gezogen.

Von Katrin Schmermund 24.08.2018

Auf der Website des Peer Review Journals "Review of Higher Education" wird Autorinnen und Autoren derzeit der folgende Hinweis angezeigt:

"Due to the large number of high-quality manuscripts received to date, and with a commitment to ensuring a reasonable publication timeline for authors, RHE is temporarily closed for manuscript submissions. Manuscripts already in process are unaffected. Please check back for updates."

Die Zeitschrift habe bereits genug Beiträge für die kommenden zwei Jahre, sagte ein Redakteur gegenüber der Online-Zeitschrift "Inside Higher Ed". Es sei gewissermaßen die Folge des eigenen Erfolgs. "In den vergangenen vier Jahren ist die Zahl und die Qualität der eingesendeten Beiträge stark gestiegen" – laut Bericht um rund 100 auf voraussichtlich 350 bis Ende 2018.

Die Zeitschrift "Review of Higher Education" erscheint derzeit quartalsweise mit fünf Artikeln pro Ausgabe. Mit der Anzahl an Beiträgen in Zeitschriften von den Großverlagen wie Elsevier oder Springer Nature ist das nicht vergleichbar. Die Zeitschrift sei jedoch sehr wichtig in ihrem Fach, sagten Bildungswissenschaftler gegenüber "Inside Higher Ed".

Bestimmte Zeitschriften entscheidend für Karriere

Es gebe zu wenige Zeitschriften zur Hochschulforschung. Früher sei der Publikationsdruck nicht so groß gewesen. Von Nachwuchswissenschaftlern sei nicht verlangt worden, dass sie in bestenfalls allen renommierten Journals ihres Fachs publizieren, so ein Forscher. Das habe sich inzwischen geändert. Ohne Publikation würde man als Absolvent nicht einmal zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, meint Robert Kelchen, Assistenzprofessor für Hochschulbildung an der Seton Hall University.



Ein Einsendestopp wie bei der Zeitschrift"Review of Higher Education" ist anderweitig nicht bekannt. Elsevier verweist auf die schiere Masse an Veröffentlichungen, die es unmöglich mache, hierzu etwas zu sagen.

Der zunehmende Publikationsdruck in der Wissenschaft wird in der wissenschaftlichen Community und Politik intensiv diskutiert. Es werde immer schwieriger ausreichend geeignete Gutachterinnen und Gutachter zu finden. Auch die Qualität der Beiträge lasse nach. Bei der Zeitschrift "Review of Higher Education" trifft beides nicht zu. Es fehle schlicht an Platz.

"Review of Higher Education" denkt über eine Erweiterung auf sieben Artikel nach. Auch könnten die Beiträge vorab online veröffentlicht werden, lautet eine Idee. Grundlegendes dürfte das jedoch nicht ändern.

Gutachter skeptisch gegenüber großen Verlagen

Die Vertreter verschiedener Wissenschaftseinrichtungen kritisierten den Ruf nach möglichst vielen Veröffentlichungen zuletzt in einem Gastbeitrag für die "FAZ". Die derzeitige Praxis führe dazu, dass die Risikobereitschaft von Wissenschaftlern in der Forschung nachlasse. Das schade der Qualität der Wissenschaft. Im Fokus sollten Veröffentlichungen in einschlägigen Publikationen stehen; nicht deren Anzahl. Diese sei ohnehin von Fach zu Fach verschieden.

Die ehemalige Präsidentin des Europäischen Forschungsrats, Professorin Helga Nowotny, plädierte kürzlich in der Wochenzeitung "Die Zeit" dafür, "die Anzahl wissenschaftlicher Publikationen in den nächsten zehn Jahren zu halbieren, um die Qualität entsprechend zu steigern." Das Peer-Review-System stehe "weltweit am Rand des Kollapses, da es die Fülle an Publikationen nicht mehr angemessen verarbeiten kann".

Auch der Präsident der HRK, Professor Peter-André Alt, sprach gegenüber "Forschung & Lehre" von dem Problem eines übermäßigen Publikationsdrucks. Die Herausforderung, Gutachterinnen und Gutachter zu finden, hat für ihn zwei Seiten: "Zum einen sind die Grenzen der Belastbarkeit durch die Begutachtungen oftmals erreicht und zum anderen gibt es derzeit eine Zurückhaltung bei Gutachterinnen und Gutachtern, die die Politik der großen Wissenschaftsverlage kritisch sehen."