Prof. Dr. Merith Niehuss
privat

Serie: Frauen an der Uni-Spitze
Merith Niehuss

Professorin Merith Niehuss ist Präsidentin der Universität der Bundeswehr München. Eine Frauenbeauftragte hat sie zur Bewerbung ermuntert.

06.03.2019

Name: Prof. Dr. Merith Niehuss

Position: Präsidentin der Universität der Bundeswehr München seit November 2005

Wie sich der Schritt zur Hochschulleitung ergeben hat:   

Merith Niehuss: "Die Konkurrenz aus der Universität heraus war nach Freiwerden der Stelle sehr groß und auch stark. Als Vizepräsidentin, die ich bis ein Jahr vor der Wahl noch war, stand ich zwar grundsätzlich zur Wahl, hätte mir die Bewerbung aber niemals zugetraut, wenn mich die damalige Frauenbeauftragte der Universität nicht so rigoros dazu aufgefordert hätte. Das Vorstellungsgespräch vor dem Wahlgremium hat dann den Ausschlag gegeben."

Die Position der Universitätspräsidentin ist für mich eine reizvolle Tätigkeit weil:

Merith Niehuss: "...die Gestaltungsmöglichkeiten sehr groß sind: das Entwerfen neuer Studiengänge, auch in der Weiterbildung, ist für unsere Universität von besonderer Bedeutung und eröffnet ein weites Feld an Möglichkeiten, das jeweils mit den Mitgliedern der Leitung und dem Senat diskutiert wird. Auch Forschungsschwerpunkte können mitgestaltet werden durch Anreize und persönlichen Einsatz für interdisziplinäre Projekte. Interessant ist natürlich die Stellung – und das Spannungsfeld – zwischen zwei Ministerien, dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Bayerischen Wissenschaftsministerium, zwischen Behörde, militärischen Anforderungen und dem Selbstverständnis als forschende und lehrende Institution. Besonders reizvoll ist meine Tätigkeit aber, weil ich mit so unterschiedlichen, so überaus inspirierenden und herausfordernden Menschen zusammenkomme, aus der Wissenschaft vor allem, aber auch aus Politik und Behörden. Das ist ein großes Privileg."

Fähigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale, die in dieser Position besonders wichtig sind:

Merith Niehuss: "Meine Meinung zu allen denkbaren Problemen war von Anfang an gefragt. Das erfordert viel Wissen und eine substanzvolle Meinungsbildung. Dazu benötigt man gute Ratgeber aus der Universität heraus: die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um mich herum in der Präsidialabteilung und der Zentralen Verwaltung sowie vor allem auch die stärksten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – auf sie alle muss man hören können und wollen. Besonders wichtig war für mich auch, eine positive Einstellung zu allen Studiengängen und Wissenschaftsdisziplinen zu entwickeln, mit Empathie auf alle Menschen mit ihren je spezifischen Problemen zuzugehen. Selbstverständlich braucht man aber auch Führungsstärke, in die ich hineinwachsen musste."

Welchen Schwierigkeiten ich gegenüberstand:

Merith Niehuss: "Ich übernahm die Präsidentschaft nach einer langen Zeit relativer Stagnation, sodass der Reformbedarf entsprechend groß war und dies für die erste Amtsperiode sehr viel Unruhe innerhalb der Universität bedeutete. Ein zweites Problem war, dass ich mich als Geisteswissenschaftlerin erst in die Vorstellungen und die spezifische Denkweise der Ingenieurinnen und Ingenieure, die bei uns mehr als die Hälfte des wissenschaftlichen Personals ausmachen, einarbeiten und eindenken musste, sodass man mich auch dort ernst nahm. Ich kann mich aber nicht erinnern, je als Frau ein Problem gehabt zu haben."

Wie es mehr Frauen in die Hochschulleitung schaffen können:

Merith Niehuss: "Ich denke, dass Frauen hier bereits auf gutem Wege sind. Als ich 2005 ins Amt kam, war ich die einzige Frau unter den elf bayerischen Präsidenten. Heute sind wir bereits vier. Wie überall spielt auch hier das Vorbild als 'role model' eine wichtige Rolle: Je mehr Frauen in diesen Ämtern sichtbar werden (und auch erfolgreich sind), umso mehr Kolleginnen wagen eine Bewerbung."

Über eine Quote zur Steigerung des Frauenanteils in Führungspositionen denke ich:    

Merith Niehuss: "Eine Quote halte ich überall dort für sinnvoll, wo viele qualifizierte Frauen zur Verfügung stehen, aber nicht annähernd zu ihrer Relation in Führungspositionen vertreten sind. Das ist in der Politik der Fall, wo die Quote gute Arbeit leistet. Wenn ich die Bayerischen Universitäten ansehe, sind dort die Frauen – bei Zuhilfenahme des Kaskadenmodells – jeweils an der Spitze sehr gut vertreten im Unterschied zum noch immer sehr ungleichen Geschlechterverhältnis bei Professuren. Für Hochschulleitungen ist daher keine Quote nötig." 
        
kas