Die Illustration zweier Forschender, die an einem Sportler forschen
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Karrieretipps
So gelingt das Jahr 2024 als Postdoc

Vorplanen, priorisieren, "Nein" sagen lernen: Drei Personalentwicklerinnen der Universität Bonn geben Rat für das neue Jahr.

Von Christine Lehnen 20.12.2023

Forschung & Lehre: Wir allen kennen das Sprichwort: Neues Jahr, neues Glück! Worauf sollten sich Postdocs am Anfang des Jahres Ihrer Meinung nach besonders konzentrieren?

Julia Küchel: Da Universitäten im Semesterrhythmus ticken, steht der Jahresbeginn meist im Zeichen des Endspurts für das Wintersemester. Für viele Postdocs, die in der Lehre tätig sind, liegt eine große Konzentration zu Beginn also vorraussichtlich darin, die eigenen Lehrformate erfolgreich zu Ende zu bringen, Klausuren abzunehmen oder relevante Themen für Hausarbeiten auszugeben und in der anschließenden vorlesungsfreien Zeit im Februar und März zu korrigieren.

Julia Küchel, M.A., leitet das Team Personalentwicklung Wissenschaft an der Universität Bonn. privat

Möchte man den Jahreswechsel nutzen, um das vergangene und das kommende Jahr aus der Brille der eigenen Karriereplanung zu reflektieren, ist es empfehlenswert, sich Zeit für zweierlei zu nehmen: Einmal lohnt es sich, die beruflichen Errungenschaften und auch Hindernisse des vergangenen Jahres zu notieren. Außerdem ist es hilfreich, die wichtigsten Ziele, die man sich für das kommende Jahr setzen möchte, einmal aufzuschreiben. Diverse Studien belegen, dass das bewusste festlegen von Zielen und insbesondere das schriftliche Festhalten dieser einen großen Effekt darauf haben, ob und wie erfolgreich diese tatsächlich erreicht werden. Die gesetzen Ziele kann man dann zum Beispiel mit Hilfe der "SMART"-Regel daraufhin überprüfen, ob sie ausreichend spezifisch, messbar, attraktiv (also motivierend), realistisch und terminiert (also zeitlich festgelegt) sind. Dabei verschwindet vielleicht auch das ein oder andere Ziel wieder von der Liste, wenn es zum Beispiel nicht ausreichend attraktiv oder realistisch ist. Für die Ziele, die nach der Überprüfung noch als wichtige und "SMARTe" Ziele übrigbleiben, kann man sich dann einen Meilensteinplan für den Jahresverlauf anlegen, um somit zum Beispiel auch wichtige Deadlines besser im Blick zu behalten

Petra Best ist Diplom-Psychologin und Referentin im Team Personalentwicklung Wissenschaft der Universität Bonn. privat

Forschung & Lehre: Lehre, Forschung, Verwaltung - Postdocs erfüllen viele Aufgaben auf einmal. Wie gelingt 2024 die Balance zwischen den verschiedenen Arbeitsbereichen?

Petra Best: Die Postdoc-Phase ist eine Qualifizierungsphase – dennoch haben Postdocs oftmals viele verschiedene Aufgaben und Rollen inne. Gerade dann ist es besonders wichtig, die eigene Qualifizierung und Karriereentwicklung im Blick zu behalten, persönliche Ziele zu definieren und die anfallenden Aufgaben entsprechend klar zu priorisieren. Zum einen natürlich nach Dringlichkeit – diese ergibt sich ja häufig auch durch äußere Umstände – aber auch in Bezug auf den eigenen Karriereweg und das akademische Karriere-Portfolio, also alle Bereiche, die für die Bewerbung auf eine Professur relevant sind, zum Beispiel Forschung und Drittmittel, Publikationen, Vorträge, Lehre, Preise und Auszeichnungen, Netzwerke, Betreuungs- und Führungskompetenzen sowie Gremienarbeit und akademische Selbstverwaltung.

Dr. Wiebke Deimann ist Projektmanagerin im Team Personalentwicklung Wissenschaft der Universität Bonn. privat

Hierbei ist es empfehlenswert, die an mich herangetragenen Aufgaben oder Anfragen immer daraufhin zu überprüfen, ob und wie sie dem persönlichen Karriere-Portfolio dienen. Wird man beispielsweise zum wiederholten Male für eine Berufungskommission angefragt (was häufig gerade Frauen passiert, die dadurch für Geschlechterparität sorgen sollen) und hat aber bereits an mehreren mitgewirkt, ist das Soll für die eigene Checkliste erst einmal erfüllt und man sollte sich anderen Bereichen widmen, die gebenenfalls noch ausbaufähig sind. Selbstverständlich wird dies nicht immer reibungslos gelingen, und so können auch die eigene Abgrenzung und das "Nein"-Sagen zu wichtigen Lernzielen für das neue Jahr gehören.

Forschung & Lehre: Manche Postdocs teilen sich das Jahr ein: Im Frühjahr Lehre, im Sommer Forschung, im Herbst auf die wichtige Konferenz. Ist es sinnvoll, sich wochen- oder monatsweise auf einen Bereich voll zu konzentrieren – oder hält man am besten alle Bereiche gleichzeitig im Blick?

Wiebke Deimann: Das Wissenschaftssystem hat zwar im Jahresverlauf Phasen, in denen bestimmte Themen besonders relevant sind. So finden im Herbst viele Tagungen und Konferenzen statt, die vorlesungsfreie Zeit im Sommer eignet sich besonders für Forschungsaufenthalte und konzentriertes Arbeiten an Publikationen. Nichtsdestotrotz laufen Forschungsprozesse das ganze Jahr hindurch. Die Veröffentlichung von Schriften zum Beispiel folgen einem ganz eigenen Zeitablauf, der durch Verlage beziehungsweise Zeitschriften und deren Review-Prozesse vorgegeben ist. Hierbei kann es sehr hilfreich sein, Synergieeffekte zu nutzen. Der eben veröffentlichte Artikel lässt sich vielleicht auch als Grundlage für den Vortrag auf der nächsten Konferenz nutzen, die Forschungsergebnisse lässt man in die nächste Lehrveranstaltung einfließen oder umgekehrt: Man generiert sie gemeinsam mit den Studierenden.

"Um dauerhaft gesund und leistungsfähig zu bleiben, spielt nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit eine zentrale Rolle."

Dauerhaft im Blick behalten sollte man wichtige Antragsfristen für Fördervorhaben. Die Bewerbung um eine "Eigene Stelle" bei der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) ist beispielsweise dauerhaft möglich, bei anderen Programmen oder Fördermittelgebern (zum Beispiel die ERC Grants der Europäischen Union) gibt es für bestimmte Themenbereiche konkrete Bewerbungszeiträume und -fristen, die einzuhalten sind. Diese gilt es am besten frühzeitig mit genügend Zeitpuffer im Blick zu behalten.

Forschung & Lehre: Neujahrsversprechen: Wir kennen sie alle. Wir nehmen uns vieles vor und halten manches doch nicht ein. Was, glauben Sie, wäre ein nützliches Neujahrsversprechen, das sich Postdocs für das Jahr 2024 selber geben können?

Julia Küchel: Das Wissenschaftssystem und gerade die Postdoc-Phase stellen bisweilen hohe Anforderungen. Zudem findet sie meist während der sogenannten "Rush-Hour des Lebens" zwischen Ende 20 und Ende 30 statt, in der neben den beruflichen auch bedeutende private Lebensentscheidungen getroffen werden (müssen). Dadurch ist es vielleicht auch empfehlenswert das Jahresende zu nutzen, um den Blick auch einmal weg von äußeren Zwängen und hin zum eigenen Wohlbefinden zu wenden. Richten Sie den eigenen Kompass neu aus anhand folgender Fragen: Was sind zentrale Bereiche meines Lebens, die oft zu kurz kommen? Was tut mir gut? Wovon möchte ich künftig mehr, wovon weniger?

Denn um dauerhaft gesund und leistungsfähig zu bleiben, spielt nicht nur die physische, sondern auch die mentale Gesundheit eine zentrale Rolle.

"Es gibt solch vielfältige Serviceangebote, die Unterstützung in der Postdoc-Phase bieten – nutzen Sie sie!"

Forschung & Lehre: Zum Jahresabschluss gönnen wir uns eine Bonusfrage: Was wollen Sie ganz persönlich "Ihren" Postdocs fürs neue Jahr mitgeben?

Julia Küchel: "Unseren" und auch allen anderen Postdocs empfehlen wir, den Schwung, den der Jahreswechsel mit sich bringt, dafür zu nutzen, einmal durch unsere umfangreichen Weiterbildungs- und Beratungsangebote zu stöbern. Diese bieten zu vielen der angesprochenen Themen Unterstützung und Hilfestellung und sind in der Regel in ähnlicher Art und Weise auch an anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen vorhanden. Trainings zu Konfliktmanagement und Verhandlungsstrategien können beispielsweise bei der persönlichen Abgrenzung helfen, Workshops zu Stressmanagement und Resilienz unterstützen beim Umgang mit Anforderungen und der Vereinbarkeit verschiedener Lebensbereiche. Eine Karriereberatung kann helfen, den eigenen Weg zu finden, verschiedene Optionen zu beleuchten und sich einen Plan B zurecht zu legen. Der Hinweis ist daher ganz klar: Es gibt solch vielfältige Serviceangebote von Personalentwicklungen, Graduiertenzentren, Gleichstellungsbüros oder Einrichtungen der Hochschuldidaktik (um nur einige zu nennen), die Unterstützung in der Postdoc-Phase bieten – nutzen Sie sie!