Illustration von Online-Quiz- und Prüfungsanwendungstests
mauritius images / Aleksei Egorov / Alamy

Digitalisierung
Online-Prüfungen verleiten zum Schummeln

Weltweit berichten Universitäten von zunehmendem Prüfungsbetrug. Bei digitalen Formaten holen sich die Studierenden wohl häufiger unerlaubte Hilfe.

23.12.2020

Während der Umstellung auf Online-Lehre durch die Corona-Pandemie haben Universitäten weltweit mehr Betrugsfälle bei Prüfungen von Studierenden gemeldet. Die virtuellen Lernwelten haben für die gestressten Studierenden vielfältige Möglichkeiten geschaffen, Testfragen heimlich mit Online-Unterstützung zu beantworten. Das hat teils zu einem Umdenken darüber geführt, was gelehrt und bewertet werden sollte, berichtete "Times Higher Education".

Die University of Waterloo und die Universität von Calgary in Kanada hätten beispielsweise im vergangenen Studienjahr einen Anstieg der Betrugsfälle von 146 Prozent beziehungsweise 269 Prozent gegenüber dem Vorjahr gemeldet. Die meisten Fälle seien nach dem Ausbruch der Pandemie im März aufgetreten. An der Queensland University of Technology in Australien hätten sich die Betrugsfälle bei Prüfungen vervierfacht, an der University of Houston in den USA verdoppeltet. Auch aus Großbritannien gebe es Berichte von "beschleunigtem" Betrug.

Nach Ansicht der Hochschulen sei die Zahl der Betrugsfälle gestiegen, weil die internetaffinen Studierenden einerseits nicht genau gewusst hätten, was bei digitalen Prüfungen (nicht) erlaubt sei, und weil sie Informationen einfach über Filesharing-Webseiten und Gruppenchat-Anwendungen austauschen konnten.

Viele Universitäten haben dem Bericht zufolge daraufhin bei Prüfungen elektronische Überwachungsinstrumente eingesetzt, was wiederum Proteste von Studierenden, Sicherheitsexperten und Gesetzgebern ausgelöst habe. Sie kritisierten vor allem mangelnden Datenschutz und diskriminierende Algorithmen der eingesetzten Überwachungssoftware.

Als Gegenvorschlag stünden im Raum, statt wenigen großen Prüfungen regelmäßig kleinere Tests und Aufgaben zu stellen sowie mündliche Prüfungen per Zoom. Lehrkräfte müssten dabei hinterfragen, wie sie das Wissen ihrer Studierenden abfragen könnten, ohne leicht zu googelnde Aufgaben zu stellen.

ckr