Eine junge Frau steht neben einer Häuserwand, auf die sie ein zerstörtes Gebäude gemacht hat in grau-schwarzen Farben.
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Nahost-Konflikt
Palästinensische Universitäten Ziel der Zerstörung

Nach UN-Schätzungen sind 60 Prozent aller Gebäude im Gaza-Streifen zerstört oder stark beschädigt. Unter ihnen sind auch zahlreiche Hochschulen.

01.02.2024

Laut aktueller Zahlen des Büros für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) der Vereinten Nationen (UN) waren am 28. Januar knapp 380 Bildungseinrichtungen und damit rund 90 Prozent aller Schulen und Hochschulen im Gaza-Streifen nicht mehr nutzbar. 625.000 Schülerinnen, Schülern und Studierenden haben keinen Zugang mehr zu Bildung – das entspricht 100 Prozent.

Der Gaza-Streifen (kurz “Gaza") ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer zwischen Israel und Ägypten und neben Westjordanland das kleinere der beiden Verwaltungsgebiete des Staates Palästina. Ein Sprecher des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) erläutert gegenüber Forschung & Lehre, wie die Lage dort vor den Überfällen im Oktober war: "Nach unseren Informationen gab es in Gaza vor dem Überfall der Hamas auf Israel 17 Hochschulen und eine Universität für Open-Education. Bekannte Universitäten oder Hochschulen in Gaza waren die Islamic University of Gaza (IUG), das University College of Applied Sciences (UCAS) oder die Gaza University. Zusammen beschäftigten diese Hochschulen und Colleges etwa 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter etwa 2.000 akademische Angestellte. Die Anzahl der Studierenden lag für alle Hochschulen schätzungsweise bei 85.000-90.000." 

"Bekannte Universitäten oder Hochschulen in Gaza waren die Islamic University of Gaza (IUG), das University College of Applied Sciences (UCAS) oder die Gaza University."
Sprecher des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

Kürzlich wurde die letzte betriebsfähige Universität zerstört

"BBC" und "Times Higher Education" melden, dass die Al-Israa-Universität als jüngstes großes öffentliches Gebäude in Gaza von israelischen Streitkräften gesprengt und zerstört wurde. In "The National" heißt es, es sei die letzte noch bestehende Universität gewesen. Die Streitkräfte hatten die Hochschule Berichten zufolge zwei Monate lang als Militärstützpunkt genutzt. Bilder von israelischen Truppen, die jubelten, als Bildungseinrichtungen in die Luft gesprengt wurden, gingen in den sozialen Medien viral. Darunter gemäß BBC eines, das die vollständige Zerstörung einer markanten blauen UN-Schule im Norden des Gaza-Streifens zeigt. 

“Der DAAD bietet für Studierende, Promovierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Förderprogramme an, die auch Personen aus den palästinensischen Gebieten  offenstehen.”
Sprecher des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)

Zahlen des Euro-Med Human Rights Monitor vom 20. Januar deuten darauf hin, dass israelische Militäreinsätze in Gaza mindestens 94 Universitätsprofessoren getötet haben, seit das Land mit den Vergeltungsmaßnahmen für die Anschläge der Hamas vom 7. Oktober begonnen hat, sowie Hunderte von Dozenten und Tausende von Studierenden. Gegenüber Forschung & Lehre äußerte sich ein Sprecher des DAAD zu den Möglichkeiten, flüchtenden aus dem Hochschulumfeld eine Perspektive in Deutschland zu bieten: "Der DAAD bietet für Studierende, Promovierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedene Förderprogramme an, die auch Personen aus den palästinensischen Gebieten und damit dem Gaza-Streifen offenstehen. Diese Brücke der Zivilgesellschaft hält der DAAD bewusst offen. Dabei ist klar, dass der DAAD eine akademische Austauschorganisation ist und keine humanitäre Nothilfe betreiben kann. Die Ausreise der ausgewählten Stipendiatinnen und Stipendiaten aus dem Gaza-Streifen gestaltete sich auch in den vergangenen Jahren schwierig, war aber zumeist möglich. Seit dem 7. Oktober 2023 hat der DAAD dazu bislang keine Erfahrungswerte."

cva