Studierende mit Tablet sowie Papier und Stiften beim Lernen
Damian Gorczany / RUB

Digitale Medien im Studium
Studierende lernen weiter mit Stift und Papier

Die Digitalisierung hat Studierenden viele neue Angebote gebracht, die das Lernen erleichtern können. Aber nicht alle digitalen Medien kommen gut an.

16.10.2019

Studierende nutzen vor allem Messenger-Dienste, um sich mit Kommilitoninnen und Kommilitonen zu vernetzen, sowie Soziale Medien, um über das Campusleben informiert zu bleiben. Über Online-Plattformen teilen Studierende ihre Unterlagen. Youtube und Clouddienste sind im Studium kaum relevant. Zu diesem Ergebnis kommt das Verbundprojekt "Your(r) Study" der Universitäten in Köln, Bochum, Tübingen und Kaiserslautern.

Wie die Ruhr-Universität Bochum (RUB) berichtet, erforscht das Projekt die Motive von Studierenden für das Nutzen oder Nichtnutzen digitaler Medien. Demnach sind digitale Medien für Studierende aus dem Unialltag nicht mehr wegzudenken. "Die Medien sind so normal geworden, dass es den Studierenden komisch vorkommt, überhaupt darüber zu diskutieren, wie sie diese nutzen. Das wird gar nicht mehr reflektiert", erzählt Professorin Sandra Aßmann von der RUB. Das gelte für alle Studierenden: Das Nutzungsverhalten der Studierenden unterscheide sich nicht zwischen unterschiedlichen Studiengängen und Standorten.

Trotz aller digitalen Angebote im Studium gebe es jedoch immer noch Situationen, in denen Studierenden Stift und Zettel lieber seien als Laptops – zum Beispiel für Mitschriften von Vorlesungen, an deren Ende eine Prüfung steht. "Wenn am Ende keine Prüfung folgt, dann nutzen viele einen Laptop, um sich Notizen zu machen", ergänzt Mario Engemann aus der Bochumer Forschergruppe. "Ansonsten setzen die Studierenden doch lieber auf die konservative Methode und machen Notizen mit Stift und Zettel oder drucken Vorlesungsfolien aus – weil sie sich die Inhalte dann besser merken können."

Whatsapp am meisten gefragt

Besonders nützlich empfanden Studierende laut Mitteilung Instant-Messenger-Dienste wie Whatsapp. Gerade zu Beginn des Studiums böten sie eine Möglichkeit, sich zu vernetzen, und seien zudem ein sicherer Raum für Anfängerfragen. Viele Erstsemester treten demnach großen Whatsapp-Gruppen mit vielen Teilnehmern bei. Im Lauf des Studiums gehe der Trend zu kleineren Gruppen für die Organisation von Lerngruppen oder zum Vorbereiten eines Referats.

Aber: "Nicht jeder hat Lust, ständig von den Kommilitonen kontrolliert zu werden, was er oder sie schon gemacht hat, und auch am Wochenende oder Abend permanent Nachrichten aus den Unigruppen zu empfangen", weiß Aßmann. Daher führten einige Studierende Sprechzeiten in ihren Whatsapp-Gruppen ein oder bestimmten einen Administrator, der die Gruppe nur zu bestimmten Zeiten aktiv schaltete. Einige Studierende verweigerten nach Angaben der RUB die Nutzung von Whatsapp, andere richteten sich gezielt für das Studium ein Konto ein.

Auch Soziale Medien hätten einen großen Stellenwert bei den Studierenden. Auf Facebook oder Instagram abonnierten Studierende die Kanäle ihrer Universitäten, um auf dem Laufenden zu bleiben, was auf dem Campus passiert. Wenig präsent sei dagegen Youtube; nur vereinzelt nutzten Studierende die Videoplattform, um sich Inhalte erklären zu lassen. Auch Clouddienste, die das gemeinsame Bearbeiten von Dateien ermöglichen, seien kein großes Thema.

Nachholbedarf bei Online-Plattformen

Umstritten waren laut Mitteilung der RUB digitale Learning-Management-Systeme wie Moodle – ein Onlinetool, über das Lehrende etwa Seminar- oder Vorlesungsunterlagen zur Verfügung stellen können. Die Studierenden kritisierten, dass Dozentinnen und Dozenten sie mit dem Tool kontrollieren könnten, und dass Moodle keine Benachrichtigungen verschicke, wenn neue Dateien online gestellt wurden. An der RUB nutzen Studierende das Werkzeug demnach vor allem zu Vorlesungsbeginn.

"Studierende tummeln sich eher auf anderen Plattformen, weil diese schlicht komfortabler sind", erklärt Aßmann. "Vermutlich müssten wir zu Beginn des Studiums Kurse anbieten, wie man Moodle sinnvoll nutzen kann", stellt die Forscherin fest. Vieles sei derzeit "Learning by Doing". Außerdem müsse die Plattform komfortabler werden und etwa einen gut funktionierenden Instant-Messenger-Dienst anbieten. Dann kämen sich private und universitäre Unterhaltungen in Whatsapp auch nicht mehr in die Quere.

"Es gibt viele quantitative Studien dazu, welche Medien Studierende nutzen", sagt Aßmann. Auch im Tübinger Teilprojekt wurde ihr zufolge von über 2.000 Studierenden erfasst, wie viele mit Smartphone, Tablet oder Laptop arbeiten. Aßmann und ihr Team knüpften daran an und untersuchten, welche Bedeutung Medien für die Studierenden haben sowie wann und wozu die Studierenden welche Technik einsetzen. Dazu diskutierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bochumer Teilprojekt mit insgesamt 40 Studierenden der Medien- und Erziehungswissenschaften sowie verschiedener Lehramtsstudiengänge an den Universitäten in Bochum und Paderborn in Kleingruppen über deren Mediennutzung. Das Projekt "Your(r) Study", das noch bis März 2020 läuft, wird seit 2017 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

ckr