Ausschnitt eines Abitur-Zeugnisses mit einzelnen Noten
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Hochschulzugang
Wie Unis die Studienzulassung gerechter machen können

Viele Studiengänge sind hierzulande nur mit einem guten Abitur erreichbar. Bei unseren Nachbarn entscheiden andere Kriterien, zeigt ein Vergleich.

17.09.2021

Sowohl Hochschulzugang als auch Studienerfolg hängen in Deutschland nachweislich und maßgeblich mit der sozialen Herkunft der Studierenden zusammen. Trotz prinzipiell freier Studienwahl und sinkender Numerus-Clausus-Quoten bei Studiengängen sind die Chancen für den Zugang zu einem Studium ungleich verteilt. Was das deutsche Hochschulsystem hier vom Ausland lernen kann, zeigt eine aktuelle Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung. Der Blick der CHE-Autoren Bianca Brinkmann und Cort-Denis Hachmeister nach Großbritannien, Österreich und in die Niederlande zeigt mögliche Alternativen beim Hochschulzugangsverfahren.

So spiele etwa in Österreich die Note des Abiturs beziehungsweise der Matura bei der Bewerbung um einen Studienplatz keine Rolle. Grundsätzlich habe jede und jeder Studieninteressierte Anspruch auf einen Studienplatz an seiner oder ihrer Wunschuniversität. Stattdessen sorgten dort fachspezifische Auswahltests oder eine Orientierungsphase zu Beginn des Studiums, die erfolgreich absolviert werden müssen, für eine Selektion vor oder während des Studiums. Ein ähnliches Modell verwendeten auch die Niederlande: Das erste Studienjahr gelte dort als "Propedeuse" (Propädeutikum). Diese Verfahren seien fairer, weil sie den Studieninteressierten ermöglichen, ihre Auswahlchancen durch Lernen aktiv zu verbessern, meint Hachmeister.

Noch dringender müsse Deutschland sich nach Ansicht der Autoren etwas beim Zulassungsverfahren des Vereinigten Königreichs abschauen: Trotz des dortigen Zwei-Klassensystems im Bildungsbereich berücksichtigten britische Hochschulen, beispielsweise in Schottland, seit 2020 bei der Studienzulassung explizit den sozioökonomischen Hintergrund der Bewerberinnen und Berwerber. "Es existiert kein Zulassungsverfahren an einer deutschen Hochschule, das soziale Benachteiligung überhaupt berücksichtigt", sagte Hachmeister. Kinder aus nicht-akademischen Elternhäusern seien hierzulande stark benachteiligt.

Die Analyse des CHE ist auch als Schwerpunkt-Dossier in der aktuellen Ausgabe des DUZ Magazins erschienen.

ckr