Ein düsteres Bild mit einem blau-leuchtendem Datenstrom, der von einem großen, schwarzen Schloss geschützt wird.
Pixabay/TheDigitalArtist

Cyber-Attacken
Internetzugang mehrerer britischer Hochschulen gekappt

Mehrere britische Universitäten sind vom Web abgetrennt worden. Cyber-Hacker bekennen sich dazu und nennen antisemitische Motive.

21.02.2024

Nach einer Meldung der "Times Higher Education" (THE) wurden kürzlich die Universität Manchester und Cambridge von der Cyber-Hackergruppe "Anonymous Sudan" angegriffen und vom Web abgetrennt. Laut verschiedener Medienberichte haben die sogenannten Hacktivisten unter dem Decknamen "Anonymous Sudan" im vergangenen Jahr bereits Microsoft erfolgreich gehackt und Millionen von persönlichen Daten gestohlen sowie den Blogging-Dienst "X" in über einem Dutzend Ländern offline geschaltet. 

Es gibt bislang unbewiesene Hinweise darauf, dass es sich bei den Hacktivisten um russische Akteure handeln könnte, die sich als sudanesische Gruppe mit islamistischen Motiven ausgeben, um ihre Aktionen gegen westliche oder westlich ausgerichtete Organisationen zu verschleiern. “Anonymous Sudan” hat sich in der Vergangenheit bereits zu Cyper-Angriffen auf Institutionen unter anderem in Schweden, Dänemark, Israel, Niederlande, Frankreich, Deutschland und den USA bekannt. 

Universitäten Manchester und Cambridge technisch quasi lahmgelegt 

"Anonymous Sudan" hat sich laut THE zur Cyber-Attacke auf die britischen Universitäten bekannt. Joe Tidy, Technik-Experte bei der BBC, postete auf "X", er habe die Hacker befragt, warum sie diese Universitäten ausgewählt hätten: "Weil sie die größten sind, die wir finden konnten", hätten diese geantwortet. Am 19. Februar hatte der Computerdienst der Universität Cambridge ebenfalls auf "X" bekannt gegeben: "Mehrere Universitäten haben einen böswilligen Denial-of-Service-Angriff gemeldet, der gegen 15:00 Uhr begann und den Internetzugang zeitweise beeinträchtigte. Eingehende Verbindungen zu Websites, VLE und VPN werden ebenfalls betroffen sein." 

In der Studierendenzeitung der Universität Cambridge "VARSITY" heißt es zu den Vorfällen: "Ziel des Angriffs waren neben Cambridge auch mehrere britische Universitäten, die alle das Janet Network nutzen, eine Plattform für den massenhaften Datenaustausch von Forschenden." 

Mögliche antisemitische Motive für die Cyber-Attacken 

Ihr Anschlagsmotiv haben die Hacktivisten von "Anonymous Sudan" unter anderem laut "cyberdaily" per Messenger-Dienst "Telegram" bekannt gegeben: "Grund für den Angriff: Großbritanniens bedingungslose Unterstützung für Israel und seine Komplizenschaft mit dem anhaltenden Völkermord in Gaza sowie den Bombenangriffen auf den Jemen."
 

"Grund für den Angriff: Großbritanniens bedingungslose Unterstützung für Israel und seine Komplizenschaft mit dem anhaltenden Völkermord in Gaza sowie den Bombenangriffen auf den Jemen." 
Hacktivisten "Anonymous Sudan" über "Telegram"

Wenige Tage zuvor hatte die britische Regierung bekannt gegeben, dass Premierminister Rishi Sunak mit Israels Premierminister Benjamin Netanyahu gesprochen habe. Er habe die anhaltende Unterstützung des Vereinigten Königreichs für das Recht Israels, sein Volk gegen den Terror der Hamas zu verteidigen und seine langfristige Sicherheit zu gewährleisten, bei diesem Gespräch bekräftigt. 

Ein Sprecher von Jisc, dem britischen IT-Konsortium für Hochschulen, sagte laut THE, dass die Störung zwar weitgehend eingedämmt worden sei, das Ausmaß des Angriffs aber auch andere Institutionen betroffen haben könnte. Der Angriff auf die Universität Cambridge erfolgte laut "cyberdaily", als die Universität die elektronischen Pflichtablieferungssysteme ihrer Bibliothek wiederherstellte, die von der British Library betrieben werden, die im vergangenen Oktober ebenfalls einen eigenen Cyberangriff erlitten hatte. 

Themen-Schwerpunkt "IT-Sicherheit"

In unserem Themen-Schwerpunkt "IT-Sicherheit" finden Sie weitere interessante Hintergrundinformationen zum Thema "Cyber-Attacken".

Cyber-Attacken auf Hochschulen laut Regierungs-Umfrage inzwischen Alltag 

Cyber-Attacken auf Hochschulen sind in Großbritannien an der Tagesordnung. Relativ neu ist das mutmaßlich antisemitische Motiv. Laut einer repräsentativen Umfrage der britischen Regierung aus dem letzten Jahr sind Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen im Vergleich zu Unternehmen oder Wohltätigkeitsorganisationen überproportional oft von Cyber-Attacken betroffen: "Die Hälfte (50 %) der Hochschuleinrichtungen und drei von zehn Weiterbildungseinrichtungen (31 %) gaben an, mindestens wöchentlich von Verstößen oder Angriffen betroffen zu sein." Eins der jüngeren Beispiele für einen digitalen "Sicherheitsvorfall" an einer Hochschule in Deutschland ist laut einer Meldung des "Tagesspiegels" der Hackerangriff auf die Berliner Hochschule für Technik (BHT) am Dienstag. Zu den genauen Umständen könne die BHT-Pressesprecherin Monika Jansen nichts sagen, da es noch ganz frisch sei. 

Man sei laut der Umfrage der britischen Regierung sensibilisiert für das Thema, so dass neun von zehn Hochschuleinrichtungen (88 Prozent) und drei Viertel der Hochschulen (77 Prozent) ihre Leitungs- und Führungskräfte mindestens vierteljährlich über Cybersicherheit informierten. Einige dieser Attacken werden auch mit globalen Spannungen, Kriegen und Krisen in Zusammenhang gebracht. Aus der Studie geht allerdings hervor, dass die Hochschulen Cyberangriffe nicht unbedingt als ihre größten Probleme mit politischem Bezug betrachteten. Es gebe andere, umfassendere Probleme, die sich aus der sich verändernden geopolitischen Situation ergeben würden, wie beispielsweise die Bedrohung durch den Diebstahl geistigen Eigentums oder die Tatsache, dass ausländische Studierende nicht mehr in der Lage seien, die Gebühren zu zahlen.

cva