Bundesarbeitsminister Hubertus Heil spricht auf einer Bühne
picture alliance/dpa | Bernd von Jutrczenka

Digitalisierung
Heil erwartet KI ab 2035 in jedem Job in Deutschland

Hubertus Heil will KI nutzen, um Menschen das Arbeitsleben zu erleichtern. An der ZBW in Hamburg unterstützt KI die Mitarbeitenden schon jetzt.

05.09.2023

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) glaubt, dass es spätestens 2035 keinen Arbeitsplatz in Deutschland mehr geben werde, der nichts mit KI-Anwendungen zu tun hat. Er zeigte sich am Montagabend überzeugt, dass dies eine positive Entwicklung sei. Die Arbeit werde nicht ausgehen, sondern sich bloß verändern. "Gut eingesetzt kann KI dafür sorgen, dass die Arbeitswelt humaner wird, dass sie menschlicher wird, dass wir Arbeitsunfälle verhindern beispielsweise, dass Arbeit gesund ist."

Hubertus Heil mahnte zwar, die Politik dürfe nicht die Augen davor verschließen, dass diese KI-Technologien am Arbeitsplatz missbraucht werden könnten, "um beispielsweise Arbeit zu verdichten, Menschen unter Druck zu setzen und total zu überwachen". Doch die Erwartungen insgesamt sind bei dem SPD-Politiker positiv. Er will Vertrauen in die Technologie aufbauen, damit diese auch eingesetzt wird.

KI an Forschungsinstituten

An Hochschulen und Forschungsinstituten werden Methoden der KI bereits heute eingesetzt, in großem Stil zum Beispiel am Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) in Hamburg. Die ZBW sammelt wirtschaftswissenschaftliche Literatur aus aller Welt. Das bedeute einen jährlichen Ressourcenzuwachs von über 100.000 Titeln. "Der Einsatz von KI-Methoden kann vielfältige Auswirkungen haben und muss bewusst erfolgen, aber um die Automatisierung kommen wir nicht herum, sonst bleiben viele Publikationen inhaltlich unerschlossen", so Dr. Anna Kasprzik, Leitung von "Automatisierung und Sacherschließung" an der ZBW.

Von den jährlich hinzukommenden 100.000 Ressourcen werde rund ein Fünftel manuell verschlagwortet. Für den verbleibenden Datenbestand bestehe also Handlungsbedarf, so Kasprzik. Die Automatisierung der Inhaltserschließung mit Methoden aus der Künstlichen Intelligenz steigere aber nicht nur die Produktivität, sondern käme den Erschließenden an der ZBW auch unmittelbar im Arbeitsalltag zugute, und zwar bei der maschinengestützten Erschließung, erläutert Kasprzik.

"Die Erschließenden können die Schlagwörter einfach per Mausklick übernehmen, wenn sie passend erscheinen." Dr. Anna Kasprzik

"Die von uns automatisiert generierte Inhaltserschließung bieten wir zusätzlich über eine Schnittstelle als Vorschläge für die intellektuelle Inhaltserschließung an. Die Erschließenden können die Schlagwörter dann einfach per Mausklick übernehmen, wenn sie passend erscheinen." Kasprzik weist darauf hin, dass das wiederum dem Team bei der Verbesserung der Methoden helfe: "Die Vorschläge werden von den Erschließenden auch gleich bewertet, so dass eine Rückkopplung zwischen intellektueller und automatisierter Arbeit besteht."

KI an der Hochschule?

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cle/dpa