Eine Studentin sitzt vor einem Laptop mit einer Webkonferenz und macht sich Notizen zu einer Mathematikvorlesung.
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Finanzierung
Hochschulen reagieren auf gestiegene Energiekosten

Die hohen Energiekosten treffen auch die Wissenschaft. Wie gehen Universitäten damit um? Ein Blick zu einzelnen Standorten.

26.10.2023

Der Winter steht vor der Tür und damit auch die höheren Energiekosten. Damit nicht genug: Deutschland möchte, dass 20 Prozent weniger Energie verbraucht werden. Das stellt die Universitäten hierzulande vor große Herausforderungen. Wie gehen sie damit um? Ein exemplarischer Blick nach Stuttgart, Konstanz, Hohenheim, Karlsruhe, Mannheim, Köln, Frankfurt und Berlin.

Die Universität Stuttgart will deswegen im Januar für zwei Wochen lang auf Online-Vorlesungen umstellen und die Hörsäle schließen. Die Hochschule selbst wird offen bleiben auch für kleinere Seminare. Damit wird die Universität Stuttgart die Landesvorgaben allerdings nicht erfüllen, so die Landesrektorenkonferenz (LRK) Baden-Württemberg. Nach Angaben des Verbundes der neun Hochschulen belaufen sich im laufenden Jahr die Zusatzenergiekosten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 auf 51 Millionen Euro.

"Die Kostensteigerungen für die Universität aufgrund der Energiekrise sind enorm und eine deutliche Herausforderung für den universitären Haushalt"

"Die Kostensteigerungen für die Universität aufgrund der Energiekrise sind enorm und eine deutliche Herausforderung für den universitären Haushalt", sagt auch der Pressesprecher der Universität Konstanz. Dennoch will diese, sowie die anderen Hochschulen in Baden-Württemberg den Präsenzbetrieb beibehalten. Um effektiv Energie zu sparen müsste in Baumaßnahmen und moderne Technik investiert werden. "Hierfür kämpfen wir seit vielen Jahren unermüdlich", sagt Professor Stephan Dabbert, Rektor der Universität Hohenheim. Das Land habe aber keine Lösungen, um den Sanierungsstau bei den Hochschulen abzubauen. Die Schließung der Hörsäle an der Universität Stuttgart "ist auch eine Symbolmaßnahme", gibt der Rektor Professor Wolfram Ressel zu.

Energiekosten: Besonders technikintensive Standorte betroffen

"Die Universitäten haben die Landespolitik seit 2022 immer wieder darauf hingewiesen, dass die Energiekostensteigerung aus ihren Mitteln nicht zu tragen ist, ohne dass es zu weitgehenden Einschränkungen des Studien- und Forschungsbetriebs kommen muss", sagte Professor Thomas Puhl, LRK-Chef und Rektor der Universität Mannheim. Die Hochschulen fordern daher vom Land großzügigere Beteiligung an zusätzlichen Energiekosten. Das Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg hatte zunächst angeboten 40 Prozent der zusätzlichen Energiekosten zu übernehmen. Da dies laut der Hochschulen nicht ausreichend sei, hat das Ministerium sich erneut mit dem Thema befasst. Heute sicherte es den Hochschulen zu sie mit doppelt so vielen Mitteln, der Übernahme von 80 Prozent der zusätzlichen Kosten zu unterstützen.

"Oberstes Ziel ist es, Einschnitte bei den Kernaufgaben von Universitäten zu verhindern"

Die LRK sprach von einem "sehr gutem Ergebnis für die Funktionsfähigkeit der Universitäten." "Oberstes Ziel ist es, Einschnitte bei den Kernaufgaben von Universitäten zu verhindern", sagte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski. Sie forderte die Hochschulen auf unabhängig von der Einigung Maßnahmen zur Energieeinsparung im Umfang von 20 Prozent auf den Weg zu bringen. Die LRK wies darauf hin, dass die Hochschulen dies nicht überall erwirtschaften können. Denn die bundesweiten Bildungseinrichtungen sind unterschiedlich ausgestattet und kämpfen mit ihren eigenen Herausforderungen.

Einige Hochschulen treffen die Energiekosten härter als andere. Speziell Stuttgart hat mit dem Rechenzentrum Stuttgart-Vaihingen energieintensive technische Anlagen zu versorgen. Ähnlich wie das Karlsruher Institut für Technologie, da die technischen  Ausrichtungen der Forschungsanlagen viel Energie verbrauchen. Sobald die Universität nicht so viel heizen muss, sind die Energiekosten nicht so herausfordernd. Wie die in Mannheim aufgrund der abweichenden Semesterzeiten. Außerdem ist sie technisch gut ausgerüstet und hat energiesparende Heizsysteme.

In anderen Bundesländern nehmen die Universitäten selbst Geld in die Hand. Die Universität Köln wird 2023 gut eine Millionen Euro in die technische Infrastruktur investieren. Dazu gehören Photovoltaikanlagen, LED-Leuchten und Wärmerückgewinnung. "Um den Energieverbrauch dauerhaft zu senken und so Einschränkungen in Forschung und Lehre zu vermeiden", sagt der Pressesprecher der Universität in Nordrhein-Westfalen. Außerdem gibt es eine Arbeitsgemeinschaft, die sich mit Nutzersensibilisierung Einsparung beschäftigt, wie Licht- und Rechner ausschalten, wenn nicht in Benutzung.

Hochschulen etablieren vielfältiges Energiemanagement

Die Goethe-Universität in Frankfurt, die schätzungsweise 35 Prozent mehr Energiekosten für das Jahr 2023 haben wird im Vergleich zu 2019, kombiniert viele Maßnahmen. Langfristige, wie die Einführung eines Energiemanagementsystems, energetische Optimierung von Bestandsanlagen und die Teilnahme am CO2-Minderungs- und Energieeffizienzprogramms des Landes Hessen, das energetische Sanierungen und Photovoltaik-Maßnahmen einschließt. Daneben setzte die Hochschule auf kurz – und mittelfristige Optionen, wie die Absenkung der Raumtemperaturen, Aufruf zum Stromsparen und Zusammenführung von Sever-Räumen. "Änderungen hinsichtlich der Präsenzlehre sind nicht vorgesehen", sagt  der  Pressereferent der  Goethe-Universität Frankfurt. Aber die Schließzeit zum Jahreswechsel wird um 4 Tage bis zum 7. Januar 2023 zu verlängert. "Dadurch können signifikante Einsparungen an Gas- und Stromkosten erreicht werden", erklärt Frank.

Auch die Freie Universität Berlin setzte auf die akademischen Ferien, um Energie zu sparen. Diese werden aber nicht wie in Frankfurt verlängert und auch der Präsenzunterricht soll wie bei den meisten Hochschulen, nicht angepasst werden. "Die konkreten Maßnahmen sind aber noch nicht festgelegt", so der Sprecher der Freien Universität Berlin. Die Hochschule greift für die zwei Wochen auf einen bisherigen "umfangreichen Werkzeugkasten" zurück. Berlin geht dabei einen ähnlichen Weg wie Frankfurt: Wo vertretbar, werden Temperaturen gesenkt und elektrische Geräte abgeschaltet. "Der sparsame Umgang mit Energie hat an der Freien Universität ungeachtet der aktuellen Energiekrise bei allen Planungen eine hohe Bedeutung", betont Wette. Allein zwischen 2021 und 2022 sollen die Energiekosten an der Hochschule in Berlin um 25 Prozent gestiegen sein.

kfi/dpa