Gruppe Studierender mit Mund-Nasen-Schutz
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Corona-Pandemie
Wie Präsenz in den Hochschulen gelingen soll

Nach drei Online-Semestern geht es für die Studierenden im Wintersemester zurück an die Hochschulen. Wie wollen die Unis sie empfangen?

20.09.2021

Ab Oktober soll wieder Leben in die während der Corona-Pandemie verwaisten Hörsäle der Hochschulen einziehen. Der Präsenzbetrieb ist im Wintersemester 2021/22 bundesweit als Regelfall geplant. Nach dieser Maßgabe richten die Universitäten nun ihr Bemühungen aus, um in ihren Räumlichkeiten unter Corona-Bedingungen wieder tausende Studierende zu betreuen. Ausnahmen soll es mancherorts für größere Lehrveranstaltungen geben, häufig planen die Hochschulen auch Hybrid-Veranstaltungen. Das gängige Hygienekonzept der Hochschulen sieht vor, den Studierenden Zugang vor Ort nach der 3G-Regelung (geimpft, genesen oder getestet) zu gewähren. Wie engmaschig wird dies kontrolliert und von wem? Wie kombinieren die Unis die 3Gs mit Abstandsregeln und Maskenpflicht? Die Umsetzung im Detail offenbart viel Spielraum.

An der Hochschule Magdeburg-Stendal in Sachsen-Anhalt werden noch im gesamten Wintersemester kostenlose Corona-Tests für die Mitarbeiter und Studierenden zur Verfügung gestellt, erklärte ein Sprecher. Zudem herrsche in den Gebäuden Maskenpflicht, während Veranstaltungen dürften die Mund-Nasen-Masken aber abgesetzt werden, da die Vorlesungsräume nur zu 50 Prozent ihrer eigentlichen Kapazität belegt würden. Auch die beiden großen Universitäten in Magdeburg und Halle planen so die coronakonforme Präsenzlehre.

In Sachsen werden von den Teilnehmenden an Lehrveranstaltungen zusätzlich zum 3G-Nachweis die Kontaktdaten erfasst. An der Universität Leipzig ist in den Räumen eine Mund-Nasen-Bedeckung vorgeschrieben, an der Technischen Universität Dresden soll hingegen in den Hörsälen zwischen den Teilnehmernden ein Sitzplatz und jede zweite Reihe frei bleiben. Sollte deshalb keine Vollpräsenz möglich sein, müsse die Lehre digital oder zumindest "hybrid", also zusätzlich im Internet übertragen, angeboten werden. Auch andere Hochschulen in Sachsen streben trotz vorrangiger Präsenz auch hybride Lösungen an.

Lückenlose Kontrollen versus Stichprobentests

An der Universität Rostock in Mecklenburg-Vorpommern dürfen Geimpfte und Genesene ohne besondere Abstandsregelung, aber mit Mund-Nasen-Schutz in den Räumen sein. Noch nicht immunisierte Studierende sollen in abgegrenzten Bereichen mit einem Mindestabstand von einem Meter im sogenannten Schachbrettschema sitzen. Voraussetzung dafür sei, dass sie mindestens zweimal pro Woche einen Negativtest vorlegen. Die Universität Greifswald setzt auf ein Schachbrettmuster in den Lehrräumen für alle Personen. Die notwendigen 3G-Nachweise können dort unter anderem über das Einlesen des Studierendenausweises erfolgen. Ungeimpfte können Selbsttests machen und entsprechende eidesstattliche Erklärungen vorlegen. Bis Mitte November stelle die Hochschule noch kostenlose Selbsttests zur Verfügung. Die Hochschule Wismar will den 3G-Status von Lehrenden und Studierenden über eine App abfragen.

In Niedersachsen soll die 3G-Regel durch Mitarbeiter oder Sicherheitsdienste an den Gebäude- und Hörsaaleingängen kontrolliert werden, beispielsweise an den Universitäten in Hannover und Göttingen. Vorlesungssäle und kleinere Unterrichtsräume sollen dort höchstens zur Hälfte besetzt werden. In Bremen soll die 3G-Regelung im Wintersemester per QR-Codes an den Zugängen überprüft werden.

An den Hochschulen in Thüringen seien Stichprobenkontrollen der Impf-, Test-, oder Genesenennachweise durch Lehrende oder Hochschulmitarbeiter ausreichend, teilte das Wissenschaftsministerium mit. Die Testnachweise dürften nicht älter als 72 Stunden sein, ein Selbsttest genüge. Wer ohne gültigen Nachweis in einer Uni-Veranstaltung erwischt wird, riskiert eine Geldbuße.

Auch Bayerns Hochschulen setzten auf "strukturierte und engmaschige Stichproben", sagte Wissenschaftsminister Bernd Sibler am Montag. Wo 1,50 Meter Abstand in den Hochschulräumen nicht eingehalten werden kann, gilt eine Maskenpflicht auch am Platz. Neu ist, dass ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zugang haben. Die Tests sollen für die Studierenden weiter kostenfrei sein.

In Baden-Württember gilt Maskenpflicht an den Hochschulen, wo Mindestabstände in Innenräumen nicht eingehalten werden können, sowie generell auf Fluren, in Bibliotheken und an Lernplätzen, teilte das Wissenschaftsministerium mit. Die Kontrollen der 3G-Nachweise sollen nach einem "pragmatischen Stichprobenmodell" erfolgen.

Hohe Impfquoten unter Studierenden

Zahlreiche Hochschulen haben in den vergangenen Wochen den Impfstatus ihrer Studierenden abgefragt. In Berlin liegt die Quote vollständig geimpfter Studierender über alle Hochschulen hinweg bei rund 83 Prozent, ergab eine Umfrage der Landeskonferenz der Rektoren und Präsidenten der Berliner Hochschulen (LKRP). Obwohl die Umfrage nicht repräsentativ ist, legen die Ergebnisse laut LKRP nahe, dass etwa drei Viertel aller Berliner Studenten bereits vollständig gegen Corona geimpft sind.

An der TU Dresden liegt laut einer Umfrage die Impfquote der Studierenden bei 82 Prozent. An den Universitäten in Greifswald und Hannover sind Umfragen zufolge bereits fast 90 Prozent der Studierenden geimpft. An Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) werden einer repräsentativen Umfrage zufolge rund 83 Prozent der Studierenden zu Beginn des Wintersemesters 2021/22 vollständig geimpft sein oder der Gruppe der Genesenen angehören.

Ob die aktuellen Präsenzpläne über das ganze Wintersemester umsetzbar sein werden, bleibt abzuwarten. Generell stehen sie unter dem Vorbehalt, dass sich das Infektionsgeschehen nicht drastisch verschlechtert.

korrigiert am 23.09.2021, zuerst veröffentlicht am 20.09.2021; Korrektur: Corona-Maßnahmen der Universität Greifswald

ckr/dpa