Studierende mit Mund- und Nasenmaske sitzen in einem wenig besetzten Hörsaal vor einer Tafel auf der "Bitte Tische selbst desinfizieren vor dem Verlassen des Saals" steht.
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Corona-Pandemie
Wie Unis die 3G-Regel kontrollieren wollen

Die Hochschulen knüpfen den Zutritt zu Lehrveranstaltungen im Wintersemester an die 3G-Regel. Aber wer kontrolliert all die Impf- und Testnachweise?

08.09.2021

Nach drei vorrangig digitalen Semestern bereiten sich bundesweit Universitäten und Hochschulen auf die weitgehende Rückkehr zur Präsenzlehre im Wintersemester vor. Dabei setzen sie auf das gängige 3G-Prinzip zur Eindämmung der Corona-Pandemie: Wer vor Ort an Lehrveranstaltungen teilnehmen will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Wie genau die Hochschulen dies umsetzen wollen, ist vielerorts noch offen.

Die Universität Hannover will die Einhaltung der 3G-Regel beim Zugang zum Lehrbetrieb strikt kontrollieren. "3-G bedeutet 3-G. Wenn Beschäftigte oder Studierende sich nicht daran halten, ist das eine Verletzung des Hausrechts, die wir zur Anzeige bringen", sagte Uni-Sprecherin Mechtild von Münchhausen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" vom Montag.

Nach Angaben der Unileitung sollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschule vor jeder Lehrveranstaltung überprüfen, ob die Teilnehmenden geimpft, genesen oder negativ auf das Coronavirus getestet seien. Notfalls wolle man zusätzliche Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes anfordern. "Wir müssen das zu Anfang machen, damit wir den Betrieb in Gang bekommen. Dann werden wir sehen, wie viele die Regeln tatsächlich zu unterwandern versuchen", sagte Julia Gillen, Uni-Vizepräsidentin für Lehre.

Hochschulen kontrollieren 3G unterschiedlich

An der Universität Bremen kontrolliert bereits seit Anfang August Wachpersonal an den Gebäude­eingängen die 3G-Nachweise. Außerdem sei eine digitale Lösung in Planung, die Zertifikate aus der Cov-Pass-App erfassen soll, berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutschland vor einigen Tagen unter Verweis auf eine Uni-Sprecherin. Die Uni Köln wolle die Kontrollen je nach Veranstaltung organisieren: Bei maximal 50 Teilnehmenden würden die Lehrkräfte die Nachweise kontrollieren, teilweise mit Unterstützung durch Hilfskräfte, bei größeren Veranstaltungen werde die Kontrolle "zentral organisiert". Die Berliner Humboldt-Universität plane stichprobenartige Kontrollen.

Professor Peter-André Alt, Präsident der Hoch­schul­rektoren­konferenz (HRK), rechnet nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland damit, dass große Vorlesungen weiterhin mehrheitlich online stattfinden, kleinere Seminare und Übungen hingegen in Präsenz. Möglich mache dies eine erwartbare hohe Impfquote von rund 90 Prozent unter den Studierenden. Dies legten erste Umfragen nahe. Viele Hochschulen führten laut Bericht momentan weitere Umfragen durch, um den Stand der Impfungen genauer abschätzen zu können und anhand dessen die Ausgestaltung der Lehre und die Kontrolle der 3G-Regeln detailliert zu planen.

Alt sei der Ansicht, die Hochschulen müssten das Lehrpersonal zwangsläufig in die Kontrollen mit einbeziehen. Eine Nachweiskontrolle durch Personal an den Eingängen sei aufgrund der baulichen Gegegenheiten vor Ort nicht überall umsetzbar. Obwohl solche Kontrollen nicht zu den eigentlichen Aufgaben der Lehrkräfte gehörten, appellierte Alt "an alle Beteiligten, sich so zu engagieren, dass wir möglichst viel Normalität zurückerlangen." Zudem müssten Hochschulen prüfen, ob der Impfstatus von Studierenden zukünftig auch nur einmalig zu Semester­beginn erfasst werden könnte, etwa bei der Anmeldung zu Lehrveranstaltungen. Das würde laufende Kontrollen erleichtern oder hinfällig machen.

Bislang sind Lehrende beziehungsweise Lehrverantwortliche vielerorts verpflichtet, die 3G-Nachweise der Studierenden vor jeder einzelnen Veranstaltung zu prüfen, beispielsweise an den Universitäten in Freiburg, Heidelberg und Konstanz.

Nachbarländer setzen auf verschiedene Hygienekonzepte an Unis

Deutschland ist nicht das einizige Land, in dem die Hochschulen derzeit das kommende – teils auch schon laufende – Wintersemester organisieren. In Österreich beispielsweise setzen einige Hochschulen ebenfalls auf 3G, an anderen Unis gilt sogar bereits eine umstrittene 1G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte), etwa für Medizinstudierende oder für Laborpraktika und Sporteinheiten. Auch dort ist die Impfquote unter Studierenden im Detail unbekannt, Umfragen deuten aber auf hohe Werte hin. Die Entscheidung über adäquate Schutzmaßnahmen trifft in Österreich jede Hochschule selbst.

Andere Länder wie Frankreich, Belgien und die Niederlande verzichten Medienberichten zufolge derzeit darauf, von ihren Studierenden einen Impfnachweis oder einen Corona-Gesundheitspass für die Lehre zu verlangen. Dort verstärken die Hochschulen stattdessen die Hygieneregeln vor Ort wie Lüftungskonzepte, Maskenpflicht und Abstandsregeln. In Frankreich bezahlt die Regierung zudem die Selbsttests für Studierende, in Deutschland werden weder Regierung noch Hochschulen ab Mitte Oktober diese Kosten für freiwillig Ungeimpfte übernehmen.

ckr/dpa