Provisorische Ukraine-Fahne, die mit Wäschklammern im Außenbereich der Universität Weimar befestigt wurde.
picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Ukraine-Hilfen
Deutsche Hochschulen bieten Unterstützung

Eine "Wissenschaftsbrücke" soll entstehen, um ukrainischen Forschenden und Studierenden zu helfen. Welche Angebote es bereits gibt.

14.03.2022

Vor zweieinhalb Wochen haben Truppen der russischen Föderation den Angriff auf die Ukraine begonnen. In der Folge haben Hunderttausende Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Heimat verlassen. Etliche Hochschulen haben Unterstützungsangebote für Studierende und Forschende aus der Ukraine eingerichtet. Die Angebote an den einzelnen Hochschulen gehen von psychologischer Beratung und sonstiger Unterstützung, etwa bei der Suche einer Unterkunft, über finanzielle Hilfen bis zu Stipendien. Welche Angebote gibt es im Einzelnen schon?

Die Universität Greifswald beispielsweise hat durch die Professur für Ukrainische Kulturwissenschaft besonders enge Bezüge zu ukrainischen Forschenden und bietet laut einer Mitteilung betroffenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Studierenden Gastaufenthalte in Greifswald an. Außerdem unterstütze sie die Organisation von Hilfsangeboten für im Kriegsgebiet verbliebene Ukrainerinnen und Ukrainer, sowie für Geflüchtete im privaten Bereich. Der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie biete psychisch belasteten Studierenden und Mitarbeitenden sowie Angehörigen mit ukrainischen aber auch russischen Wurzeln psychologische Beratung an. Langfristig solle es für Ukrainerinnen und Ukrainer dolmetschergestützte evidenzbasierte Psychotherapien im Einzel- und Gruppensetting geben.

Spendenaufrufe und Stipendienangebote

Verschiedene Universitäten haben Spendenaufrufe gestartet, etwa die Technischen Universitäten in Berlin und München. So sollen betroffene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über Überbrückungsgelder oder Stipendien direkt gefördert werden. Die Spenden sollen auch jenen jungen Menschen helfen, die bereits vor dem Angriff der Ukraine in Deutschland studierten und zur Beendigung ihres Studiums finanzielle Hilfe benötigen. Auch an der Bauhaus-Universität in Weimar oder der Universität in Jena können Studierende und Wissenschaftler in finanzieller Not laut Medienberichten Geld über Hilfsfonds beantragen. In Weimar sei bereits eine sechsstellige Großspende für den Fonds eingegangen, berichtete eine Sprecherin. Damit könne 15 Studierenden ein Jahr lang mit dem Bafög-Höchstsatz von 861 Euro monatlich unter die Arme gegriffen werden. Auch an der Universität Leipzig werde zu Spenden für einen solchen Fonds aufgerufen.

Für ukrainische Forschende hat die TU München (TUM) laut einer Mitteilung ein Fellowship aufgelegt, das Stipendien für einen zunächst sechsmonatigen Forschungsaufenthalt am TUM Institute for Advanced Study (TUM-IAS) in Garching vorsieht. Untergebracht würden die Fellows samt ihren Familien in einem Boarding House.

Die Pädagogische Hochschule Heidelberg bietet Promovierenden, Post-Doktorandinnen und Post-Doktoranden, sowie Professorinnen und Professoren ihrer neun ukrainischen Partnerhochschulen ein einjähriges Forschungsstipendium an. Es richtet sich laut einer Mitteilung explizit an Forschende aus den zwei Projekten zwischen den Hochschulen, die das Ziel verfolgen, die Mehrsprachigkeit im ukrainischen Bildungsbereich sowie die Internationalisierung der Hochschulbildung in der Ukraine zu fördern.

Die DFG-Kollegforschungsgruppe "Polyzentrik und Pluralität vormoderner Christentümer" (POLY) der Universität Frankfurt stellt fünf Stipendien für ukrainische Promovierte zur Verfügung, die sich mit mittelalterlicher oder frühneuzeitlicher Geschichte befassen und hierbei insbesondere religiöse Vielfalt in den Blick nehmen. Während der Stipendien von jeweils vier Monaten sind die ukrainischen Forschenden in die Arbeit von POLY einbezogen und profitieren von der Forschungsinfrastruktur der Universität.

Weitere Hilfsangebote und Koordination

Zum Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW Dresden) gehören, laut einer Mitteilung des Instituts, aktuell über zwanzig ukrainische Forschende und Studierende, deren berufliche Perspektive durch die politische Situation völlig verändert worden sei. Um diesem zu begegnen, habe das IFW Dresden Verträge mit ukrainischen Angestellten verlängert. Außerdem würden Programme zur Finanzierung von Gastaufenthalten von Forschenden aus der Ukraine vorbereitet.  

Die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) teilte mit, dass sie vom Krieg in der Ukraine betroffenen Studierenden ein kostenloses Gaststudium anbiete, in dem ECTS-Credit Points erworben werden können. Die Hochschule ermögliche Personen mit einer ukrainischen Hochschulzugangsberechtigung die Teilnahme an den Deutschkursen der Hochschule. Die HWR unterstütze außerdem Studierendeninitiativen zur Aufnahme, Unterbringung oder Betreuung von geflüchteten Menschen mit zusätzlichen Ressourcen.

An weiteren Hochschulen gibt es Hilfsangebote – an den Technischen Universitäten in Dresden und Chemnitz finden Geflüchtete etwa Turnhallen als mögliche Notunterkünfte. Diese sehr unterschiedlichen und regional über Deutschland verteilten Angebote soll eine Plattform bündeln, die der DAAD einrichten wird, wie die Kultusministerkonferenz am vergangenen Freitag mitteilte. So soll geflüchteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, sowie Studierenden eine "Wissenschaftsbrücke" geboten werden. Sie sollen einen schnellen Überblick über Angebote erhalten, die ihnen erlauben ihre wissenschaftliche Arbeit oder ihr Studium fortzusetzen.

cpy/dpa