Portraitfoto von Eric Lander (Juni 2021)
picture alliance / newscom | ERIN SCOTT

US-Wissenschaftspolitik
Eric Lander tritt nach Mobbing-Vorwürfen zurück

Der höchste Wissenschaftsberater von US-Präsident Joe Biden ist zurückgetreten. Er soll seine Mitarbeitenden schikaniert haben.

08.02.2022

Professor Eric Lander ist nach Mobbing-Vorwürfen von seinem Amt als Leiter des Büros für Wissenschafts- und Technologiepolitik (OSTP) des Weißen Hauses zurückgetreten. "Ich bin am Boden zerstört, dass ich frühere und gegenwärtige Kollegen durch die Art und Weise verletzt habe, wie ich mit ihnen gesprochen habe", zitierten US-Medien am Montag aus seinem Rücktrittsgesuch. Er habe sich und sein Team dazu bringen wollen, gemeinsame Ziele zu erreichen – und dabei auch kritisiert. Hin und wieder habe von ihm Gesagtes die Grenze überschritten und sei sowohl Männern als auch Frauen gegenüber "respektlos und erniedrigend" gewesen, schrieb Lander demnach weiter, der sich zudem per E-Mail beim Team entschuldigte.

US-Präsident Joe Biden habe den Rücktritt angenommen, teilte die Sprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, mit. Der Schritt sei nach Berichten über eine interne Untersuchung des Weißen Hauses erfolgt, bei der "glaubwürdige Beweise" für Landers Verstöße gegen Arbeitsplatzrichtlinien vorgefunden worden seien, hieß es beim US-Sender CNN.

Das britische Online-Magazin "Times Higher Education" (THE) berichtete, dass Lander vor allem weibliche Untergebene erniedrigt haben soll. Im OSTP mit 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben 14 aktuelle und frühere Angestellte angegeben, im vergangenen Jahr erlebt zu haben, dass Lander Untergebene angeschrien, schikaniert, unterbrochen und übergangen hat, wie das Magazin "Politico" berichtete. Die Untersuchung des Weißen Hauses habe demnach auch ergeben, dass weitere führende Personen aus dem OSTP an den Schikanen beteiligt waren.

Lander gilt laut Medienberichten als enger Vertrauter Bidens. Zunächst habe dieser laut THE versucht an Lander festzuhalten. Die Vorwürfe haben den US-Präsidenten jedoch unter Druck gesetzt, der zu seinem Amtsantritt angekündigt hatte, jeden auf der Stelle zu entlassen, der respektlos mit anderen umgehe.

Der Mathematiker und Biologe Lander war als erster OSTP-Leiter auch Kabinettsmitglied. Seit Jahrzehnten ist er eine führende Figur in der Wissenschaft und Wissenschaftspolitik. Er war Gründungsdirektor des Broad Institute of MIT and Harvard und stellvertretender Vorsitzender des Council of Advisors on Science and Technology unter Präsident Obama.

dpa/cpy