Schild mit Namen und Logo des Max-Planck-Instituts für Menscheitsgeschichte in Jena
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Max-Planck-Gesellschaft
Erneut Mobbing-Vorwürfe in der MPG

Die Max-Planck-Gesellschaft steht wegen der Entlassung einer MPI-Direktorin in der Kritik. Grund ist die ungleiche Ahndung von Fehlverhalten.

06.12.2021

Nach der Aufarbeitung von Mobbing-Vorwürfen gegen Direktorinnen von Max-Planck-Instituten 2018, ist die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) vor einigen Wochen erneut durch Vorwürfe des Mobbings und Machtmissbrauchs, aber auch der Diskriminierung von Frauen in die Diskussion geraten. Ausgelöst hat die aktuelle Debatte im Oktober die Entlassung von Nicole Bovine als Direktorin am Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena. Zahlreiche Untergebene hatten ihr systematische Schikane vorgeworfen. In der Folge hatten 145 Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen aus aller Welt in einem offenen Brief kritisiert, dass die MPG das Verhalten von Frauen in Führungspositionen unangemessen streng bewerte.

Zuletzt hat sich auch das Promovierendennetzwerk der MPG mit einer Stellungnahme in die Debatte um Führungskultur und Frauenfeindlichkeit eingeschaltet. Eine Umfrage des Promovierendennetzwerks habe 2020 ergeben, dass 13 Prozent der Doktoranden und Doktorandinnen Mobbing durch einen vorgesetzten Direktor oder Direktorin erlebt hatten, heißt es darin. Der Anteil derjenigen, die Mobbing erlebt hatten, unterscheide sich also nicht zwischen weiblichen und männlichen Vorgesetzten.

Mit den Mobbingvorwürfen konfrontiert worden seien in der MPG in den letzten vier Jahren aber nur 0,4 Prozent der männlichen Direktoren und 7,4 Prozent der weiblichen Direktorinnen, heißt es in dem Papier weiter. Grund sei, dass rund zwei Drittel der Betroffenen das Fehlverhalen ihrer weiblichen Vorgesetzten meldeten, jedoch nur ein Viertel der Betroffenen mit männlichen Vorgesetzten. Die Zahlen belegen nach Ansicht der Promovierenden der MPG, dass das Fehlverhalten von Männern in Führungspositionen seltener geahndet werde als das von Frauen – entweder weil es seltener gemeldet werde oder seltener als schwerwiegend genug für eine Meldung eingestuft werde.

Die Doktorandinnen und Doktoranden vermuten eine unbewusste Voreingenommenheit gegenüber Frauen in Führungspositionen. In der dreiseitigen Stellungnahme des Netzwerks begrüßen sie, dass die Meldestellen seit den letzten Vorfällen 2018 bereits deutlich ausgebaut worden seien, diese Maßnahmen müssten jedoch weiter ausgeweitet werden.

ckr