Bedroht die Forschungsfreiheit in Florida: Gouverneur Ron DeSantis, am rechten Bildrand vor drei amerikanischen Fahnen.
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Vereinigte Staaten von Amerika
Forschungsfreiheit in Florida bedroht

Ultra-Konservative bekämpfen in Florida die Freiheit von Forschung und Lehre. Ein Liberal Arts College steht im Zentrum der Attacke.

10.05.2023

Der Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, schränkt kontinuierlich die Freiheit der Wissenschaft in seinem Bundesstaat ein: US-amerikanische und internationale Medien berichteten zuletzt, dass er die wissenschaftlichen Karrieren von Andersdenkenden behindere oder beende und eine progressive  Hochschule in ihr Gegenteil umwandeln möchte, das "New College" in Sarasota. Es ist das einzige Liberal Arts College in Florida.

Das britische Onlinemagazin "University World News" (UWN) etwa berichtet von einem "Kulturkrieg" (culture war) , den Gouverneur DeSantis gegen die politische Linke und ihre Vertreter begonnen habe, die er an den Hochschulen vermutet. Damit versuche er seine Chancen auf die Nominierung als Präsidentschaftskandidat in den Wahlen im kommenden Jahr zu verbessern. Als Teil dieser Strategie habe DeSantis sich um Gesetze bemüht, die das Tenure-Track-Verfahren begrenzen und beispielsweise das Unterrichten von "Critical Race Theory" an Universitäten verbieten. Am 3. Mai habe das Repräsentantenhaus in Florida zudem ein Gesetz verabschiedet, das Beratungsbüros und Programme für Inklusion und Diversität an Hochschulen verbietet, die queere Studierende und Mitarbeitende sowie von Rassismus betroffene Universitätsangehörige unterstützt haben.

DeSantis' Angriffe auf liberale Ansichten – innerhalb und außerhalb der Hochschulen

Schon Anfang März berichtete "The Atlantic" von einem neuen Buch des Gouverneurs mit dem Titel "The Courage to be Free: Florida's Blueprint for America's Revival". In diesem plädiert er für eine neue Herangehensweise der Republikaner, um gegen die "kulturelle Macht" der Linken vorzugehen. Außerdem beschreibe er, wie er seine Position nutze, um sich gegen die herrschende "Wokeness" zu wehren.

Bücher, die sich etwa mit den Anliegen von "People of Colour" oder der LGBTQ+-Community beschäftigen, seien hingegen unter DeSantis als Unterrichtsmaterial an Grund- und Sekundarstufen verboten worden.

Am Liberal Arts College "New College" hat DeSantis laut "UWN" und "Times Higher Education" (THE) zunächst im Januar sechs Mitglieder und damit die Mehrheit des Kuratoriums ("Board of Trustees") durch ihm Gleichgesinnte ersetzt. Die ausgetauschten Mitglieder könnten nun Einfluss auf hochschulpolitische Entscheidungen nehmen, etwa welche Professorinnen und Professoren eine Tenure-Track-Stelle erhalten. Bei mehreren Personen hätten sie dies bereits verhindert, obwohl die Kandidaten und Kandidatinnen eigentlich schon durch ihre Fakultäten dafür zugelassen waren.

Zuletzt habe das Kuratorium dafür gesorgt, dass eine Bibliothekarin und Professorin des "New College" ohne Ankündigung entlassen wurde. Sie ist bereits die zweite offen zur LGBTQ+-Community gehörende Person, der die Hochschule in diesem Jahr gekündigt hat, wie "Inside Higher Ed" und "Herald Tribune" in der vergangenen Woche berichtet haben.

Auch habe das neue Kuratorium Ende Januar die Präsidentin der Hochschule, Professorin Patricia Okker, durch einen DeSantis-Verbündeten ersetzt. All dies sei Teil des Plans, aus dem New College – eine Hochschule, die bekannt ist für ihre progressive, an demokratischen Werten orientierte Politik und ihre intellektuelle Genauigkeit – eine konservative und patriotische Einrichtung zu machen, wie DeSantis laut "THE" selbst angekündigt hat.

cpy