Grafischer Darstellung eines Doktorhuts, von Büchern, einer Schriftrolle und eines Kompasses
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Positionspapier
"Institutes for Advanced Study" wollen sichtbarer werden

Insgesamt gibt es 24 "Institutes for Advanced Study" (IAS) in Deutschland. 20 davon haben in einem Positionspapier mehr Autonomie gefordert.

17.10.2023

Die "Institutes for Advanced Study" (IAS) fordern programmatische und finanzielle Autonomie. Das geht aus einem Positionspapier hervor, das ein informelles Netzwerk der deutschen IAS Anfang Oktober veröffentlicht hat. IAS sind internationale Forschungskollegs, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen für einen begrenzten Zeitraum zusammen forschen.

Im Positionspapier weist das Netzwerk auf die Potenziale der IAS für Internationalisierung hin. "IAS bieten die Chance, forschungsstarke internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der deutschen Forschungslandschaft in enge Verbindung zu bringen und dadurch den jeweiligen Standort, den Wissenschaftsstandort Deutschland und vor allem dessen globale Ausstrahlung und Sichtbarkeit zu stärken", heißt es in dem Papier. Außerdem könnten IAS schnell auf aktuelle Herausforderungen reagieren, wie zum Beispiel bei der Unterstützung von durch Krieg bedrohte Forschende aus der Ukraine.

Um diese Potenziale zu realisieren, so die Autorinnen und Autoren, bräuchten die IAS "programmatische und finanzielle Handlungsautonomie" – wie es auch der Wissenschaftsrat zuletzt empfohlen habe. Nur so könnten die IAS als "Innovationsmotoren für die Wissenschaft und als Inkubatoren für Forschungsideen" fungieren, heißt es weiter in dem Papier.

Hochschulalltag: Verwaltungsaufwand steigt, Zeit für Forschung schwindet 

Professor Dr. Giovanni Galizia leitet das IAS Zukunftskolleg an der Universität Konstanz. Er betonte jüngst im Interview mit Forschung & Lehre, dass es IAS vermehrt brauche, weil sich der Hochschulalltag inzwischen sehr verändert habe. Das liege vor allen Dingen an dem erhöhten Verwaltungsaufwand, zum Beispiel in der Gestaltung der Lehre oder in der Akquise von Drittmitteln: "Es fehlen die Freiräume für Kreativität, die Orte, an denen man nachdenken kann, miteinander in Ruhe ins akademische Gespräch versinken kann, und das lebt, was eine 'Universitas litterarum' ist oder sein sollte." 

Auch die Interdisziplinarität käme im Hochschulalltag zu kurz. "Es ist auch ganz normal, dass sich Forschende im regulären Universitätsalltag vor allem mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem eigenen Fach oder daran angrenzenden Bereichen austauschen", erläuterte Galizia im Interview. Diese interdisziplinären Freiräume könnten die IAS als "Insel der Seligen" schaffen.

Geschichte der "Institutes for Advanced Study"

Die Idee der IAS geht auf den amerikanischen Pädagogen und Wissenschaftsorganisatoren Abraham Flexner zurück. Er war Mitbegründeter und erster Direktor des 1930 eröffneten IAS in Princeton, New Jersey. Mit dem Institut wollte Flexner exzellente Wissenschaft, speziell die Grundlagenforschung stärken. Das Institut ist als letzte Wirkungsstätte Albert Einsteins und als Zufluchtsort vieler weiterer aus Deutschland geflüchteter Forschender während des Nationalsozialismus bekannt.

Das erste IAS in Deutschland wurde 1968 mit dem "Zentrum für interdisziplinäre Forschung" (ZiF) in Bielefeld gegründet. Es fördert Forschungsgruppen, die gemeinsam an interdisziplinären Themen arbeiten. 1981 folgt die Gründung des Wissenschaftskolleg zu Berlin mit einem Fokus auf den Geisteswissenschaften. Inzwischen gibt es 24 teils unabhängige, teils hochschulgebundene IAS in Deutschland, unter anderem in Bochum, Essen, München, Heidelberg und Greifswald.

cle