Medizin
IT-Ausfall an Uniklinik Düsseldorf dauert an
Der Ausfall des IT-Systems am Düsseldorfer Uniklinikum (UKD) dauert an. "Wir sind vom normalen Betrieb und auch von der Notfallversorgung weiter abgemeldet", sagte ein Klinikumssprecher am Samstag auf Anfrage. Der Rat an alle Behandlungsbedürftigen laute: "Macht einen Bogen ums UKD!"
Einzelne dringliche Operationen von bereits aufgenommenen Patienten und Patientinnen fänden zwar statt, Rettungswagen führen die Uniklinik aber weiterhin nicht an. Die Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime des Landes Nordrhein-Westfalen hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. "Es verdichten sich die Hinweise, die auf ein strafrechtlich relevantes Verhalten hindeuten", sagte ein Sprecher der Zentralstelle, die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelt ist, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Im Austausch mit den Betroffenen werde unter anderem geprüft, ob und gegebenenfalls welche Maßnahmen erforderlich seien.
Die Telefonanlage habe man am Donnerstag wieder ans Netz nehmen können, sowohl externe als auch interne Anrufe seien wieder möglich. "Wir sind wieder erreichbar", betonte der Sprecher. Allerdings habe der E-Mail-Verkehr zunächst noch nicht funktioniert. Planbare und ambulante Behandlungen fänden bis auf weiteres nicht statt und werden verschoben, heißt es in einem Warnhinweis auf der Internetseite des Klinikums von Donnerstagabend, die auch noch am Freitagnachmittag eingeblendet wurde. Patienten und Patientinnen würden daher gebeten, das Universitätsklinikum Düsseldorf nicht aufzusuchen – auch dann nicht, wenn ein Termin vereinbart worden sei, hieß es darin.
Am Donnerstag war um 3 Uhr nachts im Universitätsklinikum Düsseldorf das Computer- und Informationssystem weitgehend ausgefallen. Am Universitätsklinikum Düsseldorf werden jährlich mehr als 50.000 Patienten nach Angaben der Einrichtung stationär versorgt. Zudem würden etwa 300.000 Patienten im Jahr ambulant behandelt. Gemessen an der Bettenzahl belegt es einem Ranking zufolge den Platz 7 der größten NRW-Kliniken nach UK Aachen, UK Köln, Evangelisches Klinikum Bethel (Bielefeld), UK Münster, Klinikum Dortmund und UK Bonn.
Die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen haben ihre Schutz gegen Cyberangriffe nach Verbandsangaben in den vergangenen Jahren gezielt überprüft. Seitdem sei es zu wenigen Sicherheitsvorfällen gekommen, erklärte ein Sprecher der Krankenhausgesellschaft NRW am Freitag auf Anfrage der dpa. Die Krankenhäuser in NRW seien sehr sensibilisiert und arbeiteten auf Landesebene über die Krankenhausgesellschaft eng mit Behörden zusammen. So fänden Workshops mit dem Landeskriminalamt und ein enger Austausch mit dem Gesundheitsministerium statt.
In Nordrhein-Westfalen waren das Lukaskrankenhaus im benachbarten Neuss und das Forschungszentrum Jülich sowie mehrere Unternehmen in der Vergangenheit Ziele von Hackerangriffen. Große Krankenhäuser werden zu der sogenannten kritischen Infrastruktur gezählt, die es besonders zu schützen gilt. Für sie gibt es branchenspezifische Sicherheitsstandards, erläuterte die Krankenhausgesellschaft NRW.
zuletzt aktualisiert: 13.09.2020, 10:46 Uhr Uhr
dpa/kas