Abstrakte Dastellung einer Künstlichen Intelligenz durch vernetzte Datenpunkte, die die Form eines Gehirns bilden
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Künstliche Intelligenz
Wie Deutschland international konkurrenzfähig bleibt

Geförderte der Alexander von Humboldt-Stiftung haben Empfehlungen zur KI an die Bundesregierung veröffentlicht. Sie sehen Verbesserungsbedarf.

15.10.2023

Deutschland muss in der Erforschung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) schneller vorankommen. Das geht aus Empfehlungen an die Bundesregierung hervor, die Spitzenforschende auf dem Kongress "Future of AI Summit" gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Industrie sowie der interessierten Öffentlichkeit erarbeitet haben. Mit jedem Monat, der verstreiche, gerate die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft "in eine tiefe und besorgniserregende technologische Abhängigkeit von einer kleinen Anzahl großer Technologieunternehmen, deren Ziele und Werte sich deutlich von unseren in Deutschland und Europa unterscheiden", sagte Mitinitiator und Humboldt-Professor Holger Hoos von der RWTH Aachen gegenüber "Forschung & Lehre".

Es sei wichtig, dass Deutschland international konkurrenzfähig bleibe und KI-Systeme schaffe, "vor denen man keine Angst haben muss", wie er betonte. "Wir erhoffen uns, dass diese Empfehlungen der Bundesregierung dabei helfen können, die bereits beschlossenen, erheblichen Investitionen in die KI-Forschung und KI-Entwicklung in Deutschland möglichst wirksam umzusetzen, denn die Zeit drängt."

KI an den Hochschulen disziplinübergreifend denken

Von besonderer Bedeutung für die Hochschulen in Deutschland sei die Empfehlung, die finanzielle Förderung der KI-Forschung in Deutschland auf der Basis einer breiten Sichtweise auf die Künstliche Intelligenz anzulegen. Dabei müssten neben Informatik und verwandten Disziplinen "auch relevante nicht-technische Disziplinen - insbesondere Kognitionswissenschaften, Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Ethik – an den KI-Aktivitäten der deutschen Hochschulen aktiv beteiligt werden".  
 
Ebenso wichtig sei die "schnelle und unbürokratische Förderung" bereits positiv begutachteter aber aufgrund von Mittelknappheit nicht bewilligter ERC-Forschungsvorhaben. Dies sei in einigen EU-Mitgliedsstaaten bereits etabliert und stärke Spitzenwissenschaftlerinnen und Spitzenwissenschaftler aller Erfahrungsstufen. "Da diese Mittel hauptsächlich zur Finanzierung von Promovierenden und Postdocs eingesetzt werden, kämen sie auch direkt dem wissenschaftlichen Nachwuchs zugute", so Hoos. "Der von uns vorgeschlagene Mechanismus würde darüber hinaus auch den Zufluss von KI-Talent aus dem Ausland begünstigen und damit zumindest einen Teil des 'brain drain'-Problems lindern.“

EU-weit entschlossen handeln

Ähnliches gelte für die Empfehlung zur Förderung zusätzlicher Alexander von Humboldt-Professuren in der KI – "ein bereits gut etabliertes und erfolgreiches Programm, von dem völlig unklar ist, weshalb es nicht bereits verlängert wurde". Im Rahmen der nationalen KI-Strategie der Bundesregierung kann die Alexander von Humboldt-Stiftung bis zum Jahr 2024 Alexander von Humboldt-Professuren für Künstliche Intelligenz besetzen, die neben der Erforschung und Nutzbarmachung von KI auch dazu beitragen sollen, Deutschland als international attraktiven und einflussreichen Standort auf diesem Gebiet zu stärken. Die Alexander von Humboldt-Professur ist mit bis zu 5 Millionen Euro der höchstdotierte Forschungspreis Deutschlands. Sie wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Um beim Zukunftsthema KI international wettbewerbsfähig zu werden, sei es laut Hoos zudem wichtig, "auf der EU-Ebene entschlossen und zielstrebig zu handeln." Dazu gehöre, "die KI-Strategie nicht in erster Linie national zu denken, sondern gut mit unseren europäischen Nachbarn abzustimmen und gemeinsam umzusetzen." Die bisherige europäische KI-Strategie müsse grundlegend überarbeitet werden. Der bisherige Ansatz sei nicht nur halbherzig, sondern habe sich über die letzten fünf Jahre auch als weitestgehend ineffektiv erwiesen.

pj