Portraitfoto von Bettina Stark-Watzinger
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Bettina Stark-Watzinger
Zielstrebig nach oben

Wer ist die neue Bildungsministerin? Bettina Stark-Watzinger hat nach ihrem eigenen Aufstieg noch große Pläne in Sachen Bildungschancen.

Von Claudia Krapp 26.11.2021

"Jeder Mensch sollte seinen Lebensweg gehen können", sagte Bettina Stark-Watzinger im Oktober zu den Bildungschancen in Deutschland gegenüber der "Rheinischen Post". Zu diesem Zeitpunkt war sie außerhalb ihrer Partei, der FDP, kaum jemandem bekannt. Nun ist die 53-Jährige aus Hessen designierte Bundesministerin für Bildung und Forschung in der künftigen Ampel-Koalition. Ihre Ernennung hat überrascht und ist doch nicht überraschend: Sie gehörte zum Kernverhandlungsteam der FDP und koordinierte bei der Aushandlung des Koalitionsvertrags die Arbeitsgruppen im Bildungsbereich.

"Zukunftsprojekte gestalten" wolle sie und strebe eine "Bildungsrevolution" an, sagte Stark-Watzinger zudem schon vor einigen Monaten in der "Welt" und dem "Hessischen Rundfunk" und skizzierte einen "Systemwechsel" in der deutschen Bildungspolitik, der vor allem Schulen betrifft. Kern ihrer Forderungen: Bessere Bildungschancen für alle, mehr Kompetenzen für den Bund und mehr Digitalisierung der Bildung. Auch lebenslanges Lernen und vielfältige Bildungswege hat sie im Blick. Darüber hinaus hat sie sich öffentlich noch kaum über ihre Ziele geäußert, doch klar ist: Stark-Watzinger hat viel vor in der Bundespolitik. Ihre Ideen zur Schulbildung konnte sie offenbar voranbringen, denn in ähnlicher Form finden sich einige davon auch im Koalitionsvertrag.

Sie selbst hat einen Werdegang, der keine Zweifel an ihrer Willensstärke und Durchsetzungskraft lässt. Aufgewachsen in einer Handwerker-Familie in Bad Soden im Taunus, studierte sie zunächst Volkswirtschaftslehre an den Universitäten in Mainz und Frankfurt am Main, später zusätzlich Psychologie in London. Ausgehend von einer frühen Karriere an der Frankfurter BHF-Bank, über eine Management-Position an der European Business School in Oestrich-Winkel wurde Stark-Watzinger kaufmännische Geschäftsführerin am Institut für Finanzmarktforschung an der Universität Frankfurt. Das Forschungszentrum SAFE wurde ab 2013 zunächst über das hessische LOEWE-Programm gefördert, seit 2020 gehört es zur Leibniz-Gemeinschaft. Stark-Watzinger begleitete diesen Aufstieg des Zentrums von 2008 bis 2017, bevor sie in die Politik wechselte, dem SAFE jedoch als freie Mitarbeiterin erhalten blieb.

Fachlich kompetent, sachlich im Stil

Geschätzt wird sie Berichten der "FAZ" und des "Tagesspiegels" zufolge nicht nur für ihre fachliche Kompetenz, sondern auch für ihren sachlichen Stil. Sie sei selbstbewusst und entschieden, könne aber auch vermitteln; "charmant, aber deutlich". Auch innerhalb der Partei gelang Stark-Watzinger ein steiler Aufstieg: Nach ihrem Eintritt in die FDP 2004 wurde sie 2011 Kreisvorsitzende und 2015 Generalsekretärin in Hessen. 2017 wurde sie in den Bundestag gewählt. Von dort gelang ihr der Sprung ins FDP-Präsidium und zur parlamentarischen Geschäftsführerin der FDP-Fraktion. Seit März 2021 ist sie Landesvorsitzende der FDP in Hessen.

Als Politikerin saß Stark-Watzinger zunächst 2018 dem Finanzausschuss vor. Ihre erste Begegnung mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, das sie nun voraussichtlich bald leiten und prägen kann, erfolgte 2020, als sie in den Haushaltsausschuss wechselte. Zuständig für den BMBF-Etat stieg sie dort unter anderem in die bürokratischen Tiefen des schleppend anlaufenden Digitalpakts Schule ein.

Mit ihrer Vorgängerin im Amt, Anja Karliczek, verbindet Stark-Watzinger kaum etwas. Während Karliczek wegen ihres mangelnden akademischen Hintergrunds und Verständnisses für die Belange der Schulen und Hochschulen für manche als Fehlbesetzung galt, kann Stark-Watzinger vielfältige Stationen in ihrer Laufbahn aufweisen, bis hin zur Leitung einer wissenschaftlichen Institution. Einen könnte die beiden möglicherweise ihr Blick auf das Bildungssystem als Mutter: Stark-Watzinger hat zwei inzwischen erwachsene Töchter.