Unterwasseransicht eines Korallenriffs, an dem ein Fisch vorbeischwimmt.
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Umwelt
Der Mensch schafft Todeszonen im Meer

Der Zustand der Weltmeere ist alarmierend, wie ein aktueller Bericht der Vereinten Nationen feststellt. Das hat weitreichende Folgen.

22.04.2021

Die Weltmeere bedecken mehr als 70 Prozent unseres Planeten. Sie regulieren das Klima, liefern Nahrung, Arbeits- und Entspannungsmöglichkeiten. Die positive Wirkung der Meere hängt allerdings davon ab, dass ihre Biodiversität bewahrt und Ökosysteme nicht durch menschliche Aktivitäten zerstört werden. Am Mittwoch haben die Vereinten Nationen (UN) in New York das zweite "World Ocean Assessment" vorgestellt, das den Zustand der Weltmeere bewertet. An dem Bericht haben hunderte internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von 2017 bis 2020 gearbeitet.

UN-Generalsekretär António Guterres nannte ihre Befunde "alarmierend": "Die Belastungen durch viele menschliche Aktivitäten strapazieren weiterhin die Ozeane, zerstören wichtige Lebensräume – wie Mangrovenwälder und Korallenriffe – und behindern deren Fähigkeit, die Auswirkungen des Klimawandels zu bewältigen", teilte er mit. Guterres betonte die Rolle des CO2-Ausstoßes, durch den die biologische Vielfalt in den Meeren zerstört und Küstenabschnitte wegen des steigenden Wasserspiegels bedroht würden.

Die Weltmeere seien verschmutzt durch giftige Substanzen, die in sie geleitet werden, durch Müll und Lärm, der zum Beispiel durch die Gewinnung von Erdöl und Gas und andere industrielle Aktivitäten erzeugt werde.

Todeszonen entstehen vermehrt

Auch die Zahl der sogenannten Todeszonen in den Weltmeeren sei deutlich gestiegen. Dabei handele es sich um sehr sauerstoffarme Gebiete im Meer, in denen kaum noch Leben möglich ist. Die Zahl dieser Zonen sei von 2008 bis 2019 von mehr als 400 auf etwa 700 gestiegen. Besonders betroffen sind laut UN-Bericht neben dem Golf von Mexiko und dem Südchinesischen Meer auch die Ost- und die Nordsee. Das Phänomen tritt in einigen Meeresregionen natürlicherweise auf. Eine Ursache sind Algenblüten. Nach dem Absterben sinken die Algen langsam nach unten und werden dabei von Bakterien abgebaut, die Sauerstoff verbrauchen. So können sich in der Tiefe riesige Zonen bilden, in denen es zeitweise kaum mehr Sauerstoff im Wasser gibt. Der Eintrag von Nährstoffen wie etwa Stickstoff und Phosphor in die Meere begünstigt solche Algenblüten.

Die UN sehen eine Tendenz zur weiteren Verschlechterung der Lage: "Es wird geschätzt, dass sich der menschengemachte Stickstoffeintrag an den Küsten in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts verdoppeln wird", heißt es in dem Bericht. Zudem hätten durch den Klimawandel auch steigende Wassertemperaturen einen negativen Einfluss, vor allem in den Küstengebieten von Afrika, Südamerika, Süd- und Südostasien und Ozeanien.

Fortschritte und Forderungen für die Zukunft der Meere

Eine positive Entwicklung sehen die Vereinten Nationen derweil bei der Anzahl der Vorfälle mit Schiffen. Die Unfälle auf den Weltmeeren seien in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Von 2014 bis 2018 seien jährlich im Schnitt 88 Schiffe "verloren gegangen", in den fünf Jahren zuvor seien es im Schnitt 120 gewesen. Fortschritte gebe es auch bei der Senkung von Luftverschmutzung durch Schiffsabgase. Zudem seien Vorfälle mit Öllecks nach wie vor selten.

Zum Erhalt der Weltmeere ruft der Bericht zu ihrer Säuberung und zum Schutz mariner Ökosysteme auf. Nachhaltigkeit steht im Vordergrund, bei der wirtschaftlichen Nutzung der Meere und ihrem Management. Guterres mahnt zur Zusammenarbeit: "Der Bericht macht deutlich, dass der nachhaltige Schutz der Weltmeere davon abhängt, dass wir alle zusammenarbeiten, dazu gehört gemeinsame Forschung und das Teilen von Daten, Informationen und Technologien."

dpa/cpy