Wissenschaftskommunikation
Die eigene Forschung als Geschichte verpackt?
Forschungsergebnisse sind detailreich und komplex. Um Informationen dennoch anschaulich und interessant zu vermitteln, gibt es in der Wissenschaftskommunikation verschiedene Ansätze. Eine davon ist das Storytelling – das Erzählte soll dabei zu einer Geschichte werden. Oft steht eine Heldenfigur im Fokus, die vor eine Aufgabe gestellt ist und diese schließlich trotz innerer und äußerer Widerstände meistert. "Deutschlandfunk Kultur" hat mit Wissenschaftlern darüber gesprochen, was sie von dieser Kommunikationsform in der Forschung halten.
Dazu gehörte auch Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung. Sie beginnt häufig mit eigenen, persönlichen Erfahrungen, wenn sie über ihre Forschung berichtet. Für sie bedeute es die Chance, Menschen zu fesseln und von ihrer Arbeit zu begeistern, sagte sie.
Beim Projekt "Wissenschaft im Dialog" setzt sich Boetius für neue Formate der Wissensvermittlung ein. Im Deutschlandfunk plädierte sie für eine Vielfalt der wissenschaftlichen Formate und Erzählweisen – je nachdem wer gerade mit wem über was spricht.
Storytelling: Ein Widerspruch zum Wissenschaftsalltag?
Die Literaturwissenschaftlerin Julika Griem sieht das Storytelling in der Wissenschaft grundsätzlich skeptisch. Sie hält es für gefährlich, Wissenschaft immer spannend und unterhaltsam machen zu wollen, sagte sie. Es vereinfache die Kommunikation von Wissen zu stark und entspreche nicht der Realität des Wissenschaftsalltags. Außerdem benachteilige es diejenigen in eher unspektakulären Bereichen der Forschung.
Wichtig sei stattdessen, deutlich zu machen, "dass vieles zufällig passiert, vieles am Rand passiert und dass vieles erst nach langer Zeit passiert, in der es auch mal langweilig war, in der man warten musste, in der man Zeit totschlagen musste – und all das sind Dinge, die die Abenteuer-Erzählung eigentlich ausblendet." Griem plädierte für eine "zärtliche Überforderung" der Zuhörer.
Die anspruchsvolle Vermittlung von Wissenschaft hielt wiederum Jan Steffen für problematisch. Es entstehe schnell eine Kommunikation, die sich nur noch an Menschen richte, die ohnehin offen seien für geistige Herausforderungen, sagte der Referent für Kommunikation und Medien am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung. Dies könne zu einer weiteren Spaltung der Gesellschaft führen.
kas
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