Octopus vulgaris am Meeresboden
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Welttag des Oktopus
Großer Kopf, viel Grips und acht Arme

Kraken gehören zu einer der faszinierendsten Tiergruppen. Ihre Populationen könnten sogar zu den Gewinnern des Klimawandels gehören.

08.10.2022

Ob als mysteriöser Nebelwerfer, geschickter Greifer oder ausgebuffter Jäger: Oktopoden faszinieren Forscher und Laien gleichermaßen. Das mag auch daran liegen, dass sie unter den wirbellosen Tieren zu den intelligentesten zählen. Ihnen ist der 8. Oktober als Welt-Oktopus-Tag gewidmet.

Oktopoden verwenden ihre acht Arme mit zahllosen Saugnäpfen zum Beutegreifen, aber auch dazu, sich über den Meeresboden zu bewegen. Wenn es auf der Flucht schnell gehen muss, pressen sie außerdem das Atemwasser ruckartig aus ihrem Körper und nutzen den Rückstoß. Über Pigmentzellen (Chormatophore) können sie ihre Körperfarbe- und musterung blitzschnell an die jeweilige Umgebung anpassen. Als Abwehrstrategie stoßen sie – wenn nötig – eine Tintenwolke aus einer Drüse aus, um Feinde zu verwirren.

Kraken sind Einzelgänger und fressen vor allem Krebse, Muscheln und Krabben, die sie mit ihrem scharfen Schnabel aufknacken. Die Weichtiere haben gut entwickelte Sinnesorgane, besitzen ein leistungsfähiges Gehirn und sind lernfähig.

Toleranz für wechselnde Umweltbedingungen

Die Oktopus-Populationen sind nach Einschätzung von Experten derzeit nicht grundsätzlich in Gefahr. Von einigen Kopffüßern sei bekannt, dass sie relativ gut mit wechselnden Umweltbedingungen zurechtkommen, erklärt der Meeresbiologe Dr. Henk-Jan Hoving vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. "Es wird ihnen zugeschrieben, potenziell zu den Gewinnern des Klimawandels zu zählen." Allerdings müsse noch stärker erforscht werden, für welche Arten dies zutrifft.

Noch sei nicht sehr viel darüber bekannt, wie der Klimawandel die Populationen der Cephalopoden (Kopffüßer) konkret beeinflusst, erklärt Hoving. Für einige Regionen gebe es die Hypothese, dass Oktopoden im Nahrungsgeflecht den Platz von Fischen übernommen haben, deren Populationen unter der Überfischung leiden. "Kopffüßer sind Opportunisten und sehr variabel, was die Beute angeht." Deswegen könnten sie, wenn nötig, auf diverse Beutetiere umschwenken.

Über das Leben von Cephalopoden in der Tiefsee wissen Forscher nach wie vor sehr wenig. Dieser Lebensraum sei der größte, aber am wenigsten erforschte auf der Erde, betont Hoving.

Wissenschaftler arbeiten jedoch nicht nur daran, mehr über das Leben der Kraken zu erfahren – sie nehmen die achtarmigen Multitalente auch als Vorbild, um neue Dinge herzustellen. Beispielsweise entwickelte ein Team aus den USA nach dem Vorbild der Oktopus-Arme einen Handschuh, mit dem man Objekte unter Wasser sicher greifen und festhalten kann. An den Fingern sei er mit Saugnäpfen sowie kleinen Laserscannern ausgestattet, die Entfernungen messen, hatte die Gruppe um Dr. Michael Bartlett (Virginia Tech) im Fachjournal "Science Advances" berichtet. Damit ließen sich Objekte unterschiedlichster Form und Materialien im Wasser zuverlässig greifen.

dpa/cpy