Wissenschaftskommunikation
Preprints für Laien einordnen
Viele Forscherinnen und Forscher befürchten, dass sogenannte Preprints neben den Fachkollegen auch Laien, Journalistinnen und Journalisten sowie politische Entscheidungsträger erreichen, die diese nicht von der begutachteten Fachliteratur unterscheiden können und dadurch öffentliche Verwirrung verursachen. Diese Sorge ist offenbar berechtigt, lässt sich aber abmildern: Eine Forschungsgruppe hat herausgefunden, dass Laien den Unterschied zwischen Preprints und Publikationen mit Peer-Review-Verfahren meist nicht kennen, ihn mithilfe einer kurzen Erklärung aber verstehen.
Das geht aus einem Forschungsprojekt hervor, über das die Universität zu Köln berichtete und dessen begutachtete Ergebnisse vergangene Woche publiziert wurden. Beteiligt an den fünf Studien in Deutschland und den USA waren unter anderem Sozialpsychologen vom Social Cognition Center Cologne der Kölner Universität.
Zwei der Studien zeigen demnach, dass unaufgeklärte Laien Forschungsergebnisse in Preprints als ebenso glaubwürdig wahrnehmen wie Ergebnisse, die als begutachtete Artikel veröffentlicht wurden. In den beiden Studien wurde den Probanden zwar mitgeteilt, woher die Ergebnisse stammen, aber nicht näher erklärt, was Preprints von Fachartikeln mit Peer-Review-Verfahren unterscheidet.
Sobald Versuchspersonen in den drei Folgestudien aber eine Erklärung zu deren Unterschied erhielten, seien die Probanden gegenüber Preprints vorsichtiger geworden und konnten deren Glaubwürdigkeit besser einordnen. Bereits eine knappe vorangestellte Erläuterung reicht den Studien zufolge aus, um Laien bezüglich der wissenschaftlichen Publikationsprozesse zu sensibilisieren und aufzuklären.
Achtung, Preprint!
Auf der Grundlage dieses Ergebnisses empfehlen die Autorinnen und Autoren Forschenden und Betreibern von Publikationsplattformen, Preprints eine entsprechende Erklärung beizufügen. Auch Medienschaffende, die über Forschungsergebnisse aus Preprints berichten, sollten das Format idealerweise zunächst erklären, da unter den Nutzerinnen und Nutzern der Medien viele Nicht-Wissenschaftler seien. Ob diese Erläuterung auch bei anderen Kommunikationsformaten wie Podcasts oder Pressekonferenzen hilfreich wäre, solle ebenfalls geprüft werden.
Durch die Erklärung könnten Preprints ihre Vorteile entfalten – etwa eine schnellere und leichter zugängliche Wissenschaftskommunikation – und gleichzeitig Bedenken hinsichtlich eines zu großen Vertrauens der Öffentlichkeit in die enthaltenen Ergebnisse verringert werden, schließen die Forschenden.
Preprints sind bei Veröffentlichung (noch) nicht von Fachkolleginnen und Fachkollegen begutachtet. Im sogenannten Peer-Review-Verfahren prüfen hingegen Expertinnen und Experten eine wissenschaftliche Arbeit vor der Veröffentlichung. Die Autorinnen und Autoren wiederum müssen die Kritik der Peer-Reviews einarbeiten oder darlegen, warum diese unzutreffend ist. Dies ist für wissenschaftliche Publikationen eine wesentliche Qualitätskontrolle, die bei Preprints fehlt.
ckr
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