Eine Hand mit Hygienehandschuh hält eine Ampulle mit Impfstoff hoch.
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Bericht
Welt nicht auf eine neue Pandemie vorbereitet

Expertinnen und Experten bemängeln die ungleiche Verteilung von Forschungskapazitäten zur Pandemiebekämpfung zwischen reichen und ärmeren Staaten.

30.10.2023

Die Welt ist nach wie vor schlecht auf eine mögliche neue Gesundheitskrise oder Pandemie vorbereitet. Zu diesem Schluss kommt die unabhängige Beobachtungsstelle Gesundheits-Krisenvorsorge (GPMB), eingerichtet von Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Weltbank.

Im Zuge der Corona-Pandemie sei einiges getan worden, hält die GPMB in einem am Montag veröffentlichten Bericht fest, aber manche Länder hätten ihre Vorkehrungen, um auf ähnliche Krisen schnell reagieren zu können, wieder zurückgefahren und in anderen Ländern gebe es kaum Fortschritte.

Im Forschungssektor bemängeln die Expertinnen und Experten vor allen Dingen die ungleich verteilten Entwicklungskapazitäten für Impfstoffe und andere medizinische Güter. Impfstoffe würden vor allen Dingen in Südostasien, Europa und Nordamerika entwickelt. Auf dem afrikanischen Kontinent, in Lateinamerika und im Nahen Osten hingegen gebe es kaum die Möglichkeit, lebensrettenden Impfstoff herzustellen.

Erschwerend komme hinzu, dass wohlhabende Staaten in der Corona-Pandemie ihren Reichtum genutzt hätten, um überlebenswichtige medizinische Güter wie Impfstoff oder Masken zu horten. "Das erlaubte es der Pandemie, sich ungehindert über den Rest des Globus auszubreiten", heißt es in dem Bericht.

Empfehlung: finanzielle Unterstützung für ärmere Länder

Positiv merken die Autorinnen und Autoren an, dass sich die Zeit für die Entwicklung von Impfstoffen massiv verkürzt habe. Früher habe es noch zehn Jahre gebraucht, um einen marktreifen Impfstoff zu produzieren. Seit der Corona-Pandemie seien es nur noch ein bis zwei Jahre.

Die GPMB macht mehrere Vorschläge, um die Krisenvorsorge weltweit zu verbessern. Mit Blick auf das globale Gefälle bräuchten ärmere Länder finanzielle Unterstützung und einen Schuldenaufschub, um Ressourcen bereitstellen zu können. Ein geplanter Fonds mit zehn Milliarden Dollar für Pandemievorbeugung und -vorbereitung, der unter anderem eine Früherkennung von Pandemien ermöglich soll, müsse dringend finanziert werden.

Die Co-Vorsitzende der Organisation, die frühere kroatische Präsidentin Kolinda Grabar-Kitarović sagte laut Deutscher Presse-Agentur (dpa), mangelndes Vertrauen zwischen Ländern und zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Behörden mache gute Pandemievorbereitung schwierig. "Wir appellieren an die Staats- und Regierungschefs, diese Spaltungen zu überwinden und einen neuen Weg einzuschlagen, der auf der gemeinsamen Erkenntnis beruht, dass unsere künftige Sicherheit von sinnvollen Reformen und einem Höchstmaß an politischem Engagement für die gesundheitliche Notfallvorsorge abhängt."

dpa/cle