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Gender Gap
Autorinnen werden seltener zitiert

Wissenschaftliche Publikationen in der Physik werden seltener zitiert, wenn der Hauptautor weiblich ist. Diesen Gender-Effekt belegt eine Studie.

21.03.2022

Je häufiger die Arbeiten eines Forschers oder einer Forscherin zitiert werden, desto besser für die Karriere. Die Anzahl der Zitationen ist entscheidend für seine beziehungsweise ihre Reputation und Berufungschancen. Autorinnen in der Physik sind dabei jedoch systematisch im Nachteil, weil ihre Publikationen etwas seltener zitiert werden. Das geht aus einer Studie von Forschenden der University of Pennsylvania in Philadelphia hervor, die den Einfluss des Geschlechts von Erst- und Letztautoren beim Zitieren untersucht haben.

Demnach wurden Artikel von Autorinnen weltweit rund drei Prozent weniger häufig zitiert, als anhand ihres Inhalts erwartbar gewesen wäre. Artikel von männlichen Autoren wurden hingegen ungefähr ein Prozent häufiger zitiert, als das verwendete Prognosemodell vorgesagt hatte. Dieser Gender Gap habe sich im letzten Jahrzehnt kaum verändert und sei umso größer, je weiter die spezifischen Fachgebiete der Zitierten und der Zitierenden voneinander entfernt lägen – beziehungsweise je schlechter die Zitierenden die Qualität der Arbeit der Zitierten einschätzen konnten. Die Autorinnen und Autoren der Studie schließen daraus einen implizierten Gender Bias.

Beim Zitieren bevorzugten Frauen der Studie zufolge außerdem Artikel von Frauen und Männer jene, die von Männern veröffentlicht wurden. Männer hätten Forscher rund zwei Prozent häufiger zitiert als erwartet, während sie Forscherinnen rund sieben Prozent weniger häufig zitierten. Frauen wiederum hätten Kolleginnen rund vier Prozent häufiger zitiert, als statistisch zu erwarten gewesen sei, während sie Kollegen rund ein Prozent seltener zitierten.

Für die Studie, die im Dezember 2021 als Preprint erschienen ist, untersuchten die Forschenden mehr als eine Million Publikationen aus 35 physikalischen Fachzeitschriften, die zwischen 1995 und 2020 erschienen sind. In dieser Zeit sei der Anteil der Veröffentlichungen mit einer Autorin von 17 auf 33 Prozent gestiegen. Artikel, bei denen das Geschlecht der Autoren oder Autorinnen nicht bekannt war, seien nicht in die Statistik eingeflossen. Dies habe das Ergebnis aber nicht signifikant beeinflusst, heißt es in der Studie.

ckr