Teilnehmer Verleihung Ig-Nobelpreise
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Kuriose Forschung
Deutsche Forscher erhalten Ig-Nobelpreise

Von Bakterien an Geldscheinen bis zu Pizza gegen Krankheiten: Zum 29. Mal wurde kuriose Forschung an der Elite-Uni Harvard geehrt.

13.09.2019

Zehn wissenschaftliche Studien sind an der US-Eliteuniversität Harvard mit den "Ig-Nobelpreisen" ausgezeichnet worden (gesprochen "ignoble", was übersetzt etwa "unwürdig" heißt). Die traditionell klamaukig-schrille Gala mit mehr als 1.000 Zuschauern fand in der Nacht zum Freitag bereits zum 29. Mal statt. Diesmal stand sie unter dem Oberthema "Gewohnheiten". Ausgewählt werden Studien, die "erst zum Lachen und dann zum Denken anregen".

Auch Wissenschaftler aus Deutschland waren in diesem Jahr unter den Preisträgern: Professor Fritz Strack von der Universität Würzburg gewann in der Kategorie Psychologie für seine Entdeckung, dass es Menschen zum Lächeln bringt und glücklicher macht, wenn sie einen Stift im Mund halten – oder auch doch nicht: Stracks Ergebnisse wurden von Forschenden infrage gestellt. Eine weitere, dritte Studie zeigte dann, dass dies scheinbar nur an einem anderen Versuchsaufbau gelegen hatte. Strack griff den Verlauf der Diskussion über seine Studie bei der Preisverleihung in einer Ballade auf.

Professor Andreas Voss, tätig an der medizinischen Fakultät der Radboud University in den Niederlanden – und sein Sohn Timothy gewannen gemeinsam mit dem Kollegen Habip Gedik die Auszeichnung in der Kategorie Wirtschaft für eine Studie darüber, welches Papiergeld aus welchem Land am besten gefährliche Bakterien verbreitet. "Geldscheine, die sich klebrig oder dreckig anfühlen, müssen nicht verseucht sein", sagte Timothy Voß in seiner Dankesrede. "Aber der rumänische Leu und der US-Dollar gehörten zu den schlimmsten Währungen. Bei denen können wir euch nur einen Rat geben: Faltet sie zu Papierfliegern und schmeißt sie gleich weg."

In der Kategorie Medizin gewann ein Wissenschaftler aus Italien und den Niederlanden für die Sammlung von Beweisen, dass Pizza gegen Krankheiten und Tod schützt – wenn sie in Italien gemacht und gegessen wird. Die italienische Ernährungsweise sei einfach sehr gesund, erklärte Forscher Silvano Gallus auf der Bühne. "Aber lasst die Finger weg von der Salami." In der Kategorie Biologie gewannen Wissenschaftler aus Singapur, China, Australien, Polen, Bulgarien und den USA für die Entdeckung, dass tote magnetisierte Kakerlaken sich anders verhalten als lebende magnetisierte Kakerlaken.

Wissenschaftler aus Japan bekamen den Preis in der Kategorie Chemie für die Schätzung des Volumens der Spucke, die ein typisches fünfjähriges Kind pro Tag produziert. 500 Milliliter seien das, verriet einer der Forscher – und brachte gleich seine inzwischen erwachsenen drei Söhne mit, die vor vielen Jahren als Testobjekte gedient hatten. Forscher aus Frankreich wurden ausgezeichnet, weil sie Temperatur-Asymmetrien am Hodensack bei nackten und angezogenen Postboten in Frankreich maßen. Ein Wissenschaftler aus dem Iran erhielt den Preis in der Kategorie Technik für die Erfindung einer Wickelmaschine für menschliche Babys.

Forscher aus Großbritannien, Saudi-Arabien, Singapur und den USA bekamen die Auszeichnung in der Kategorie Frieden für den Versuch, den Genuss am Kratzen einer juckenden Stelle am Körper zu messen. Und Wissenschaftler aus den USA, Taiwan, Australien, Neuseeland, Schweden und Großbritannien wurden in der Kategorie Physik für Untersuchungen ausgezeichnet, wie und warum Wombats würfelförmig kacken.

Die undotierten Ig-Nobelpreise sollen nach Angaben der Veranstalter "das Ungewöhnliche feiern und das Fantasievolle ehren". Zwischendurch fliegen bei der so ganz anderen anderthalbstündigen Preisverleihung Papierflieger durch die Luft, es gibt Sketche und bizarre Kurz-Opern. Wie jedes Jahr reisten auch diesmal wieder echte Nobelpreisträger an.

Moderator Marc Abrahams, Herausgeber einer wissenschaftlichen Zeitschrift zu kurioser Forschung, beendete die Gala wie immer mit seinen traditionellen Abschlussworten: "Wenn Sie dieses Jahr keinen Ig-Nobelpreis gewonnen haben, und besonders dann, wenn Sie einen gewonnen haben: mehr Glück im nächsten Jahr!"

korrigiert (13.9.19. 9:43 Uhr): Professor Andreas Voss kommt laut Angaben der Veranstalter des Ig-Nobelpreises aus Deutschland, ist aber nicht – wie zunächst angegeben – an der Universität Heidelberg, sondern an der Radboud University in den Niederlanden tätig.

dpa/kas