AfD im Bundestag
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Bertelsmann Stiftung
Deutschlands Mitte wird populistischer

Rund 30 Prozent der Deutschen sind populistisch eingestellt. Die AfD profitiert – die Partei gewinnt immer mehr Zustimmung aus der politischen Mitte.

01.10.2018

Die Wählerschaft in Deutschland ist zunehmend populistisch eingestellt. Knapp jeder dritte Wahlberechtigte (30,4 Prozent) in Deutschland unterstützt laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung alle abgefragten populistischen Positionen. Das ist etwas mehr als im Vorjahr (29,2 Prozent).

Gleichzeitig sei die Gruppe derjenigen, die keine populistischen Positionen unterstützen, gesunken. Sie liege aktuell bei knapp 33 Prozent. Dies sind rund vier Prozent weniger als 2017. Dabei gilt laut der Studie: Je höher der Bildungsgrad und das Einkommen, desto weniger verbreitet sind populistische Einstellungen.

Am stärksten nehme die Unterstützung für populistische Thesen unter den Bürgerinnen und Bürger aus der sogenannten politischen Mitte zu. Jeder achte Wahlberechtigte sei derzeit populistisch eingestellt und verorte sich gleichzeitig in der politischen Mitte. Im Vorjahr habe dies noch auf etwa jeden neunten Wahlberechtigten zugetroffen. Gleichzeitig sei der Anteil derjenigen, die populistische Positionen ablehnen, von 13 auf 10,3 Prozent gesunken.

Wie stark die politischen Ränder vom Populismus profitieren, zeige sich vor allem am Beispiel der Alternative für Deutschland (AfD). Mit der zunehmenden Unterstützung für populistische Ansichten steige in der politischen Mitte die Wahrscheinlichkeit, die AfD zu wählen deutlich stärker als im eher rechten Spektrum. "Rechte wählen AfD, weil sie rechts ist. Wähler der Mitte wählen AfD, weil sie populistisch ist. Populismus ist damit das trojanische Pferd der AfD in der politischen Mitte", sagt Professor Wolfgang Merkel, Demokratieforscher des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB), das die Ergebnisse der Studie mit der Bertelsmann Stiftung ausgewertet hat.

Mehrheit der Wahlberechtigten lehnt AfD massiv ab

Knapp 70 Prozent der Deutschen seien laut Studie nicht populistisch eingestellt. 71 Prozent gaben an, "auf keinen Fall" die AfD wählen zu wollen. Bei den anderen Parteien sei die grundsätzliche Wahlabneigung deutlich geringer: Bei CDU/CSU (29 Prozent), FDP (29 Prozent) und Grünen (31 Prozent) ist sie laut der Befragung nicht einmal halb so groß wie bei der AfD. Die SPD erhielt von allen Parteien die geringsten Ablehnungswerte (23 Prozent).

"Auch für die AfD gibt es in der Wählermobilisierung eine 'gläserne Decke' – und die hängt sehr viel tiefer als bei allen anderen im Bundestag vertretenen Parteien", sagt Dr. Robert Vehrkamp von der Bertelsmann Stiftung.

Für die aktuelle Erhebung hat das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap in zwei Befragungsrunden jeweils rund 3.400 Wahlberechtigte zu ihren Einstellungen befragt. Die Bertelsmann Stiftung und das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) haben die Umfrageergebnisse als Teil des Projekts "Demokratiemonitor" analysiert.

kas