Illustration von embryonalen Stammzellen
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Genomeditierung
Mäuse mit zwei biologischen Vätern erzeugt

Forschende in Japan sagen, sie hätten Mäuse-Babys mit zwei Vätern erzeugt. Die Technik ist nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragbar.

10.03.2023

Infolge aufwendiger Experimente konnte ein Forscherteam eigenen Angaben zufolge Mäuse-Babys mit zwei biologischen Vätern erzeugen. Studienleiter Professor Katsuhiko Hayashi von der japanischen Osaka-Universität stellte die Ergebnisse Medienberichten zufolge am Mittwoch bei einer Konferenz in London vor. Noch sind die Ergebnisse nicht in einem begutachteten Fachjournal veröffentlicht.

Demnach konnten die Forschenden mit speziellen Techniken zunächst Hautzellen männlicher Mäuse in stammzellähnliche Zellen – sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen – umwandeln, die sie anschließend zu – praktisch dann weiblichen – Eizellen weiterentwickelten. Bei diesem Prozess verloren die Zellen zunächst ihr Y-Chromosom und verdoppelten dann das X-Chromosom. Die so entstandenen Eizellen befruchteten die Forschenden mit Spermien und ließen die Embryos von einer weiblichen Maus austragen. Das Ergebnis sind Mäuse-Babys mit zwei Vätern.

Die Überlebensraten bei dem neuen Ansatz sind laut einem Artikel in der Fachzeitschrift "Nature" bislang gering. Nur sieben von 630 in Leihmütter eingepflanzten Embryos entwickelten sich demnach zu lebenden Babys. Diese seien aber soweit bislang ersichtlich normal gewachsen und auch fortpflanzungsfähig, sagte Hayashi "Nature" zufolge auf der Konferenz, dem "Third International Summit on Human Genome Editing". Mäuse mit zwei biologischen Müttern wurden schon vor einigen Jahren vorgestellt.

Noch ist die neue Technik weit davon entfernt, auf den Menschen übertragen zu werden. "Es gibt große Unterschiede zwischen Maus und Mensch", sagte Hayashi. Die Arbeit eröffnet laut "Nature" trotzdem künftige Möglichkeiten, etwa bei der Behandlung von Unfruchtbarkeit. Zugleich wirft sie Fragen auf, beispielsweise ob irgendwann schwule Paare zusammen Kinder mit Genen beider Männer haben können oder ob Kinder mit nur einem biologischen Elternteil möglich sind. Hayashi sagte dazu, dass nicht nur die biologische Methode technisch verfeinert werden müsse, sondern auch eine gesellschaftliche Debatte über die ethischen Implikationen notwendig sei.

Professorin Amander Clark von der University of California in Los Angeles, die selbst mit Stammzellen in der Reproduktion arbeitet, sagte gegenüber dem "Guardian", dass die Übertragung der Technik auf menschliche Zellen ein "großer Sprung" wäre. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sei es bislang noch nicht einmal gelungen, menschliche Eizellen aus weiblichen Zellen herzustellen.

dpa/ckr