Drei Studierenden mit Doktorhut
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Studie
Große Egos an den Spitzen von Hochschulen

Eine britische Studie stellt einen Zusammenhang her zwischen "narzisstischen" Führungskräften und nachlassenden Universitätsleistungen.

02.11.2023

Schon mal die Unterschrift der eigenen Vorgesetzten genauer unter die Lupe genommen? Je größer, desto selbstsüchtiger und desto schlechter die Leistungen für die Institution. Das fand eine neue Studie heraus, die in der Fachzeitschrift "Research Policy" veröffentlich wurde.

Dafür untersuchten vier Erziehungswissenschaftler und Erziehungswissenschaftlerinnen von der Universität Bristol Unterschriften von 133 britischen Universitätsleitungen. Ein Ansatz, der in neueren Forschungen, auch in den Bereichen Rechnungswesen, Finanzen und Management verwendet wird.

Die Forscher verglichen dabei die Eigenschaften von Führungskräften an Hochschulen und die institutionellen Leistungen.  Das Ergebnis: Selbstgefällige Universitätsleiter machen die Hochschulen schlechter; Unis mit narzisstischeren Leitungen schädigen Forschung und Lehre. 

Universitäten gutes Habitat für Narzissten?

Die Führungsrolle, so die Forscher, biete narzisstischen Menschen die Möglichkeit, ihr Bedürfnis nach einer Bühne und übermäßiger Bewunderung zu befriedigen. Übermäßige finanzielle Risikobereitschaft und den Aufbau eines Imperiums sind Schlüsselmerkmale des Narzissmus, so das Wissenschaftlerteam. Einer von ihnen, Richard Watermeyer, Professor für Pädagogik an der Universität Bristol sagte gegenüber "Times Higher Education": "Extremer Narzissmus hat dazu geführt, dass Menschen ihre eigenen Bedürfnisse nach Bestätigung und Bewunderung über alles stellen."

Das in Verbindung mit Selbstüberschätzung, bedeute oft, dass Narzissten den Rat anderer ignorierten. "Nicht ganz der klare Kopf, der für die Leitung hochkomplexer Organisationen sowie Forschungs- und Lehrmissionen erforderlich ist, deren Erfolg von der Integration mehrerer Führungsbeiträge abhängt", fügte er hinzu. 

"[Narzissmus] kann auch als Reaktion auf den Hyperwettbewerb theoretisiert werden, der verlangt, ständig Exzellenz zu zeigen, um anderen immer einen Schritt voraus zu sein." Professor Watermeyer

"Es gibt gute Belege dafür, dass Universitäten als äußerst wettbewerbsorientierte und stark geschichtete Organisationen narzisstisches Verhalten tolerieren und es sogar dazu anregen und belohnen", sagte Watermeyer im Namen des britischen Studienteams. 

Gerade ältere und renommiertere Universitäten wählten eher Narzissten an die Spitze. "Verantwortliche für die Einstellung von Führungskräften den Egoismus von Kandidaten mithilfe psychometrischer Tests messen", schlug das Forschungsteam vor. Narzissmus sei aber kein ausschließliches Problem von Universitätsleitern, sondern im akademischen Leben allgegenwärtig. Es stelle auch eine Form der Selbsterhaltung und Widerstandsfähigkeit gegen Ablehnung. "Es könnte auch als Reaktion auf den Hyperwettbewerb theoretisiert werden", erklärt Professor Watermeyer, "der verlangt, ständig Exzellenz zu zeigen, um anderen immer einen Schritt voraus zu sein."

kfi