Das Foto zeigt Studenten auf dem Campus der Eliteuniversität Harvard.
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Umfragen
Vertrauen in den USA in die Wissenschaft sinkt weiter

Laut einer Befragung glauben US-Amerikaner Forschenden heute noch deutlich weniger als noch vor der Coronapandemie. In Deutschland ist das anders.

21.11.2023

Immer weniger Menschen in den USA glauben, dass Wissenschaft einen positiven Effekt auf die Gesellschaft hat. Auch das Vertrauen in Forschende sinkt weiter – das fand eine neue Umfrage des renommierten nichtstaatlichen Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center in Washington heraus. Sie wurde mit fast 9000 amerikanischen Erwachsenen Ende September durchgeführt. Laut ihr glaubten 2019 noch 73 Prozent der amerikanischen Bevölkerung, dass Wissenschaft gute Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Heute sind es nur noch 57 Prozent. Hinzu kommt, dass nun acht Prozent finden, dass Wissenschaft einen negativen Effekt habe. Das ist mehr als doppelt so viel wie noch zu Beginn 2019, da waren es nur drei Prozent, so die Pew Research Center-Studie. 

Nicht nur das Vertrauen in Wissenschaft, sondern auch in Forschende hat in den USA seit der Coronapandemie gelitten. Zwar vertrauen immer noch 73 Prozent der Amerikaner in Forschende. Das seien jedoch 14 Prozent weniger als noch vor der Pandemie. Auch der Anteil derer in der amerikanischen Bevölkerung, die Forschenden gar nicht oder nur etwas vertrauen, hat stark zugenommen. Waren es 2019 noch 13, sind es heute 27 Prozent, also mehr als doppelt so viel. Vertrauensverlust gibt es allerdings nicht nur hinsichtlich Forschenden. Auch Führungsfiguren in Wirtschaft und Religion sowie Journalistinnen und Journalisten wird laut der aktuellen Befragung heute deutlich weniger vertraut, genau wie der US-amerikanischen Regierung.

Besonders stark ist der Vertrauensverlust in Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei den Republikanerinnen und Republikanern: 38 Prozent von ihnen vertrauen ihnen wenig oder gar nicht, das sind 20 Prozent mehr als 2019 und etwa dreimal so viel wie bei den Anhängerinnen und Anhängern der Demokraten, von denen 13 Prozent das Vertrauen in Forschende verloren haben. Der Verlust bei den Demokraten ist aber nicht so stark – nur 4 Prozent im Vergleich zu vor der Pandemie, und 86 Prozent der US-Demokraten vertrauten noch in die Forschenden. Das ist sogar mehr als der amerikanische Durchschnitt.

Investitionen in Wissenschaft gelten als wichtig

Das gleiche Bild zeichnet sich bei der Frage, welchen Effekt Wissenschaft auf die Gesellschaft hat: Nur 47 Prozent der Republikaner glaubten an einen positiven Effekt, bei den Demokraten seien es 69 Prozent. Der Unterschied ist seit 2019 stark gewachsen: Damals gingen noch 70 Prozent der Republikaner und 77 Prozent der Demokraten davon aus, dass die Wissenschaft positive Auswirkungen auf die US-Bevölkerung hat.  

Nichtsdestotrotz finden laut der Umfrage die meisten der Befragen (78 Prozent) gut, dass die Regierung in Wissenschaft investiert. Grund dafür könnte sein, dass über die Hälfte der Befragten es wichtig findet, dass die USA führend bei weltweiten wissenschaftlichen Errungenschaften sein sollte. 37 Prozent finden das etwas wichtig und nur zehn Prozent ist es eher unwichtig oder gar nicht wichtig, so die Befragung. 

In Deutschland ist das Vertrauen in die Wissenschaft weniger polarisiert. Hierzulande vertrauen mehr als 60 Prozent in die Forschung – das ergab eine Umfrage von Wissenschaft im Dialog. Auffallend dabei war, dass das Vertrauen – anders als in den USA – nach der Coronapandemie stieg.  Denn 2019 hatten lediglich 46 Prozent der Befragten eine positive Einstellung gegenüber Wissenschaft und Forschung gezeigt, so die Ergebnisse der Umfrage.

Physik-Nobelpreisträger bedauert schwindendes Vertrauen

Das zeigt, dass ein Ereignis wie die Coronapandemie offensichtlich Auswirkungen auf die Einstellung der Menschen gegenüber der Wissenschaft haben kann. Grund für ein Misstrauen gegenüber der Wissenschaft könne sein, so Professor Thomas Gasser, dass "Wissenschaft auf der Seite der Mächtigen verortet wird und wenn man sich selbst auf der anderen Seite sieht." Dadurch fühle man sich nicht von den Wissenschaftlern abgeholt und glaube nicht, dass sie für einen mitdenken, so Gasser gegenüber Forschung & Lehre.

Auch Physik-Nobelpreisträger Ferenc Krausz bedauert das schwindende Vertrauen in die Wissenschaft, aber sieht die Verantwortung auch bei ihr selbst:  "Die Wissenschaft hat da eine entscheidende Aufgabe: Zweifler, leider manchmal auf ganz hoher Ebene zu überzeugen, dass die Fakten vorhanden sind und sie absolut keinen Spielraum für Interpretationen lassen." Beide Wissenschaftler appellieren daher für: weniger Angst! 

kfi