Globus mit Atemschutzmaske
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Coronavirus
WHO richtet Expertengipfel zum Coronavirus aus

Zwei Tage lang wollen sich internationale Experten bei einem Gipfeltreffen über das Coronavirus austauschen. Das soll eine Therapie beschleunigen.

11.02.2020

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) richtet am Dienstag und Mittwoch einen Expertengipfel zum Coronavirus aus. Davon erhofft sie sich einen schnellen und fundierten Austausch der bisherigen Erkenntnisse zu der Lungenkrankheit. Mehr als 400 weltweit führende Mediziner und Forschende wollen sich in den zwei Tagen unter anderem mit Therapien, der möglichen Quelle des Virus und seiner Übertragbarkeit befassen. Auch mögliche Impfungen sollen thematisiert werden.

"Es geht jetzt nicht um Publikationen, Patente und Profite", sagte der WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag zum Auftakt des Treffens in Genf. "Jetzt geht es darum, den Ausbruch zu stoppen und Leben zu retten."

Das Coronavirus hat sich in den vergangenen Wochen vor allem in China ausgebreitet. Die Zahl erfasster Fälle auf dem chinesischen Festland lag am Dienstag bei rund 42.600. Laut offizieller Statistik sind bisher 1.016 Menschen in China an der Lungenkrankheit gestorben.

China ändert Definition für Statistik

Die Kriterien für die Statistik wurden inzwischen geändert, ein Grund wurde nicht genannt. Personen, die nachweislich mit dem neuen Coronavirus infizierte sind, die aber keine Symptome zeigen, führt China demnach nicht mehr in seiner Statistik der Ansteckungen. Das ging am Dienstag aus neuen Bestimmungen der nationalen Gesundheitskommission in Peking hervor, die am vergangenen Freitag erlassen wurden.

Die neue Definition widerspricht den Vorgaben der WHO, die als Infizierten jemanden betrachtet, bei dem eine 2019-nCoV-Infektion durch ein Labor bestätigt wurde – "ungeachtet klinischer Zeichen oder Symptome". Mit dem Coronavirus infizierte Personen können in der Inkubationszeit schon selbst ansteckend sein. Experten gehen in der Regel von bis zu 14 Tagen aus.

Wie viele Infektionen mit der neuen Statistik nicht erst erfasst werden, ist unklar. Die WHO hatte zuletzt betont, dass rund 80 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf nähmen. Generell dürfte die Dunkelziffer nicht erfasster Fälle in China immens sein. "Wir sehen nicht den echten täglichen Anstieg, sondern die tägliche Obergrenze in der Fähigkeit, neue Fälle zu identifizieren", erklärte der Coronavirus-Experte Christian Drosten von der Berliner Charité. Es könne sein, dass das Hindernis im Meldesystem die Testung ist, es könne aber auch etwas anderes sein. "Ich gebe inzwischen nichts mehr auf diese Zahlen."

Virus erhält wissenschaftlichen Namen

Die neue Lungenerkrankung bekam am Dienstag einen eigenen Namen. Sie werde nun Covid-19 genannt, sagte WHO-Chef Ghebreyesus. Covid steht für "COrona VIrus Disease". Zugleich erhielt auch das zunächst vorläufig 2019-nCoV genannte neue Coronavirus eine eigene Bezeichnung: Sars-CoV-2. Der Namensgeber des Erregers, die Coronavirus-Studiengruppe des Internationalen Komitees zur Taxonomie von Viren, bezieht sich mit dem Namen auf die sehr enge Verwandtschaft zum Sars-Virus (wissenschaftlich: Sars-CoV), an dem 2002/2003 Hunderte Menschen gestorben waren. Die beiden Viren sind Experten zufolge Varianten ein und derselben Virusart. Sars steht für Schweres Akutes Atemwegssyndrom.

aktualisiert am 11.2.20 um 20:40 Uhr; zuerst veröffentlicht am 11.2.20 um 11:00 Uhr

dpa/ckr