Ein Mann sitz vor einem Computer und ist in einer Onlinekonferenz. Er zeigt seinen Zuhörenden Statistiken auf einem Papier.
mauritius images / Panther Media GmbH / Alamy

Onlinekonferenzen
Inklusiver, günstiger und besser für die Umwelt

Welche Folgen hat der Wechsel zu Onlinekonferenzformaten für Forschende weltweit? Eine neue Studie liefert Einsichten.

14.12.2021

Zwischen 40 und 120 Prozent höhere Teilnehmerzahlen verzeichneten ausgewählte Onlinekonferenzen im Vergleich zu ihren Präsenzversionen vor der Corona-Pandemie. Außerdem produzierten die Onlineformate deutlich geringere Kohlendioxidemissionen und waren inklusiver. Dies ergab eine Studie von Forschenden verschiedener US-amerikanischer und kanadischer Universitäten, die kürzlich in "Nature Sustainability" veröffentlicht wurde und über die Times Higher Education zunächst berichtete. Während Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler informelle Begegnungen zwischen den Vorträgen vermissten, wögen die Vorteile diese Nachteile der fehlenden Präsenz laut dem Forschungsteam auf.

Weltweit wurden viele Konferenzen wegen der Corona-Pandemie in Onlineformate umgewandelt. Die neuen Formate seien gesellschaftlich und kulturell gerechter, zeigt die nordamerikanische Studie: Durch geringere Kosten seien die Teilnehmerzahlen gestiegen. Mehr Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler hätten teilgenommen, ebenso wie Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ärmeren Teilen der Welt. Auch die Anzahl von teilnehmenden Frauen, Menschen mit Behinderungen und Angehörigen traditionell wenig repräsentierter Institutionen sei gestiegen. Weitere Hürden von Präsenzkonferenzen, wie Visaformalitäten, seien durch Onlineformate weggefallen.

Die Studienautorinnen und Studienautoren beurteilten Onlineformate auch als umweltfreundlicher. Sie berechneten, dass 7.000 digitale Teilnehmende Kohlendioxidemissionen produzierten, die ein durchschnittlicher Präsenzteilnehmer erzeugt hätte.

Die Präsenz wird vermisst

Allerdings verweist die Studie darauf, dass die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die fehlende Präsenz auch bemängelten, wie sie im Anschluss an die digitalen Formate in Umfragen angaben. Dazu schlug das Autorenteam vor, dass Konferenzorganisatoren mehrere regionale Treffen parallel stattfinden lassen könnten, die dann digital verbunden werden. Alternativ sei ein jährlicher Wechsel zwischen Online- und Präsenzformaten denkbar. Außerdem würde bereits mit Formaten experimentiert, die versuchten die informelle Begegnung digital abzubilden. Diese sollten weiter verbessert werden.

Für die Studie werteten die Forschenden Veränderungen in Kosten und Beteiligung von drei internationalen Konferenzen aus dem MINT-Bereich aus, die 2020 erstmalig digital stattfanden. Die Studienautorinnen und Studienautoren räumen ein, dass ihre Ergebnisse mit entsprechenden Daten anderen Fächerkulturen, etwa mit geisteswissenschaftlichen Konferenzen, verglichen werden müssten, bevor sie auf diese übertragen werden könnten.

cpy