Werbeplakat, das Ausbilungsberufe bewirbt
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CHE
Studienboom und Azubi-Mangel?

Laut einer neuen Analyse ist der Fachkräftemangel in Ausbildungsberufen nicht allein auf steigende Studierendenzahlen zurückzuführen.

16.11.2023

Laut einer Analyse der Bertelsmannstiftung und des privaten Centrums for Hochschulentwicklung (CHE) geht der Mangel an Auszubildenden nicht auf einen Anstieg der Studienanfänger zurück. Das greife zu kurz, so die Autorinnen und Autoren eines Berichts, der am Donnerstag veröffentlicht wurde.

Ein Vergleich der Zahlen zeige, dass der demografische Wandel sowohl die berufliche als auch die akademische Bildung betreffe. "So ist die Zahl der neuen Auszubildenden zwischen 2011 und 2021 von 733.000 auf 660.000 gesunken." Gleiches gelte jedoch auch für die Erstsemester: "Deren – immer noch niedrigere – Zahl ist im selben Zeitraum von 519.000 auf 470.000 zurückgegangen."  Seit der Corona-Pandemie habe sich zudem der Mangel an Auszubildenden verschärft, aber: "In dieser Zeit ist kein weiterer Anstieg beim Studienboom zu erkennen", heißt es in dem Bericht.

Die Autorinnen und Autoren weisen in ihrer Analyse darauf hin, dass immer noch weniger Menschen in Deutschland ein Studium als eine Ausbildung beginnen würden. Gerade wenn man die Ausbildungsberufe Pflege und Erziehung mitberücksichtige, "dann gibt es in Deutschland nach wie vor deutlich mehr junge Menschen, die eine Ausbildung aufnehmen, als solche, die ein Studium beginnen." 

Weitere Akademisierung der Ausbildungsberufe?

Interessant ist in diesem Zusammenhang die kürzlich veröffentlichte Empfehlung des Wissenschaftsrats (WR), ebendiese Berufe weiter zu akademisieren.  "Die Gesellschaft wird älter, kränker und pflegebedürftiger", schrieb der WR in seiner Empfehlung Ende Oktober. "Zugleich ist das Gesundheitssystem vom Fachkräftemangel betroffen und konkurriert um gut ausgebildetes Personal, das immer anspruchsvollere Leistungen erbringen muss." Da immer mehr pflegerische Dienstleistungen im ambulanten statt im stationären Bereich erbracht würden, steige auch der Anspruch an die Fachkräfte in der Gesundheitsfachbranche. Auch die fortschreitende Technisierung und Digitalisierung sorgen für erhöhte Ansprüche an das Personal.

Als Antwort auf diese Herausforderungen empfiehl der WR eine vermehrte wissenschaftliche Qualifikation. Neben der vollständigen Akademisierung des Hebammenberufes sollten künftig bis zu 20 Prozent der weiteren Angehörigen der Gesundheitsfachberufe akademisch ausgebildet sein. Sollte diese Empfehlungen umgesetzt werden, könnte das die Anzahl der Auszubildenden signifikant senken.

cle