Set von medizinischen Geräten für einen Hausarzt
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Herbstsitzungen
Wissenschaftsrat spricht Empfehlungen für Medizin und Digitales aus

Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe komme nicht voran, so der Wissenschaftsrat. Beim Digitalen empfiehlt er mehr Souveränität.

24.10.2023

Der Wissenschaftsrat (WR) hat in seinen Herbstsitzungen Empfehlungen ausgearbeitet, darunter zur Akademisierung der Gesundheitsfachberufe sowie zur Digitalisierung der Forschung.

Bessere Forschungsperspektiven für Gesundheitsfachberufe

"Die Gesellschaft wird älter, kränker und pflegebedürftiger", schreibt der WR in seiner Empfehlung. "Zugleich ist das Gesundheitssystem vom Fachkräftemangel betroffen und konkurriert um gut ausgebildetes Personal, das immer anspruchsvollere Leistungen erbringen muss." Da immer mehr pflegerische Dienstleistungen im ambulanten statt im stationären Bereich erbracht würden, steige auch der Anspruch an die Fachkräfte in der Gesundheitsfachbranche. Auch die fortschreitende Technisierung und Digitalisierung sorgen für erhöhte Ansprüche an das Personal.

Als Antwort auf diese Herausforderungen empfiehlt der WR eine vermehrte wissenschaftliche Qualifikation. Neben der vollständigen Akademisierung des Hebammenberufes sollten künftig bis zu 20 Prozent der weiteren Angehörigen der Gesundheitsfachberufe akademisch ausgebildet sein. Dabei sollte der Fokus weiterhin auf den Auf- und Ausbau primärqualifizierend-dualer Studiengänge gerichtet sein. Außerdem sollten diese Studiengänge institutionell mit den Universitäten verknüpft werden. Des Weiteren brauche es zentrale Zentren für Forschung, Lehre und Ausbildung in diesen Berufen.

"Wenn wir unsere Gesundheitsversorgung auf dem heutigen Niveau halten und möglichst verbessern wollen, brauchen wir attraktive Gesundheitsfachberufe mit einer größeren Autonomie und Entscheidungskompetenz, wie es in vielen Ländern außerhalb Deutschlands bereits üblich ist", so der WR.

Mehr digitale Selbstbestimmung für die Wissenschaft

Im Bereich Digitales warnt der WR vor dem steigenden Risiko von Cyberangriffen auch Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dort sehe man besonderen Handlungsbedarf. "Hierzu sollen nicht nur leistungsfähige und professionell aufgestellte Organisations- und Governancestrukturen, sondern auch technische Vorkehrungen, Notfallpläne sowie Schulungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen aufgebaut werden", empfiehlt der WR. Außerdem brauche es in jeder Institution eine oder einen Chief Information Officer, der hauptsächlich mit Digitalem betraut ist, damit Verantwortlichkeiten klar festgelegt sind. 

Auch zur Finanzierung gab der WR Empfehlungen ab. Er betonte, dass die Finanzmittel im Bereich Digitales verbessert und verstetigt werden müssten. "Die Gestaltung des digitalen Raumes muss stärker als bisher als Daueraufgabe von Wissenschaftseinrichtungen verankert werden – einschließlich der hierfür notwendigen Ressourcen." Mehr Mittel müssten auch ins Personal investiert werden, so der WR. "Um qualifiziertes Personal gewinnen und halten zu können, appelliert der WR an Bund und Länder, auf Anpassungen der tariflichen Eingruppierungs- und Vergütungssysteme hinzuwirken."

Der WR ist laut eigener Aussage das älteste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Europa und wurde am 5. September 1957 in der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern auf der Grundlage eines Verwaltungsabkommens gegründet. Er berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft, der Forschung und des Hochschulbereichs.

cle