Eine Grafik über digitale Medizin
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Künstliche Intelligenz
Ärztepräsident will mehr KI in der Medizin

Der Präsident der Bundesärztekammer spricht sich für den breiteren Einsatz von KI im Gesundheitswesen aus. Auch Karl Lauterbach betont die Chancen.

19.10.2023

Ärztepräsident Klaus Reinhardt sieht eine wachsende Bedeutung für den Einsatz Künstlicher Intelligenz in der Medizin, mahnt aber auch ethische Leitlinien dafür an. "Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, die Patientenbehandlung zu revolutionieren", sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Dies gelte auch dafür, die Effizienz im Gesundheitswesen zu steigern und medizinische Forschung voranzutreiben.

Bei aller Euphorie über das technisch Machbare dürfe man ethische Dimensionen aber nicht aus dem Blick verlieren. Unter anderem sei sicherzustellen, dass der Schutz der Privatsphäre und der Patientendaten stets gewährleistet sei.

"Schon heute helfen KI-Systeme bei der Analyse von Röntgenbildern oder MRT- und CT-Scans", sagte Reinhardt vor einer Diskussion der Bundesärztekammer zum Thema am Donnerstag in Berlin. Auch Chirurginnen und Chirurgen würden zunehmend von KI-gesteuerten Systemen unterstützt, die präzisere und schonendere Eingriffe ermöglichten. In Zukunft könnten solche Systeme noch in vielen weiteren Bereichen der Versorgung an Bedeutung gewinnen. Sie könnten noch passgenauere Therapien auf der Basis von Gesundheitsdaten ermöglichen oder Patientinnen und Patienten zu Hause medizinisch überwachen und Gesundheitsdaten in Echtzeit analysieren.

Ärztepräsident fordert die Entwicklung klarer Leitlinien für KI

Künstliche Intelligenz könne Praxen außerdem bei Routineaufgaben wie Dokumentation, Abrechnung und Terminplanung unterstützen, erläuterte Reinhardt. "Damit bleibt Ärztinnen und Ärzten mehr Zeit für den direkten Patientenkontakt." Die Analyse großer und komplexer Datenmengen könne auch die Erforschung neuer Wirkstoffe beschleunigen und helfen, potenzielle Arzneimittelkandidaten zu identifizieren.

Der Ärztepräsident betonte zugleich gegenüber der dpa: "Die Nutzung von KI-Technologien erfordert eine sorgfältige Abwägung insbesondere von Datenschutz, Sicherheit und Verantwortlichkeit." Die automatisierten Systemen zu Grunde liegenden Entscheidungsalgorithmen müssten transparent und ethisch bewertet sein. "Die Anwendung moderner KI-Systeme darf die menschliche, individuelle, persönliche Zuwendung nicht ersetzen. Wir müssen klare Leitlinien für den verantwortungsvollen Einsatz dieser Technologien formulieren", mahnte Reinhardt.

Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hob laut dpa bei der Veranstaltung die Chancen eines ergänzenden Einsatzes von Künstlicher Intelligenz in der medizinischen Forschung und Versorgung hervor. Es sei kein Gegeneinander, sagte der SPD-Politiker. Zu erkennen sei, "dass die Kombination Mensch und Maschine besser ist als Maschine allein oder Mensch allein." 

dpa