Viele junge Menschen gehen beim Studierendenwerk Berlin über den Uni-Campus.
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Studium
Weniger ukrainische Studierende an deutschen Unis als erwartet

Die Sprache hält viele Geflüchtete aus der Ukraine bislang von einem Studium in Deutschland ab. Nur in einem Fach ist das irrelevant.

04.10.2022

Ein großer Ansturm ukrainischer Studierender auf die Hochschulen in Deutschland ist nach Angaben der Landesrektorenkonferenz (LRK) in Baden-Württemberg bislang ausgeblieben. "Das liegt zum einen daran, dass junge Männer eingezogen wurden, zum anderen an digitalen Angeboten von Heimat-Universitäten, die von geflüchteten Studierenden angenommen werden", sagte LRK-Chef Professor Thomas Puhl der Deutschen Presse-Agentur.

Der Rektor der Universität Mannheim hatte nach Daten des Deutschen Akademischen Austauschdienstes zunächst eine Zahl von bundesweit bis zu 100.000 Studierenden prognostiziert. Derzeit liegt nach seinen Worten die Zahl bei mehr als 30.000. Davon sind fast ein Drittel Studierende aus Drittstaaten, die vor Kriegsbeginn in der Ukraine eingeschrieben waren.

Gründe für das recht geringe Interesse an einem Studium in Deutschland seien vor allem Sprachbarrieren, aufgrund derer die Studierenden Polen, die Slowakei, Tschechien und Rumänien bevorzugen. In Deutschland sind nach Angaben des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums die eher norddeutschen Großstädte, insbesondere Berlin, die wichtigsten Ziele.

Unter den Fachbereichen ist das Musikstudium sehr beliebt: Im Südwesten hat sich jeder fünfte aus der Ukraine geflüchtete Studierende an einer der fünf Musikhochschulen um einen Platz beworben. "Da sind halbe Orchester nach Deutschland gekommen, zumal die vollständige Sprachkompetenz für Musiker nicht erforderlich ist", sagt Puhl.

Weitere Studierende aus der Ukraine erwartet

Dem Wissenschaftsministerium in Sachsen zufolge sei das Interesse der ukrainischen Studierenden grundsätzlich hoch, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen. Weil die meisten aber erst die nötigen Sprachkenntnisse erwerben müssten, spiegele sich das noch nicht in hohen Immatrikulationszahlen an den Hochschulen wieder. Derzeit bereiteten sich mehrere Hundert geflüchtete Studierende aus der Ukraine in Sprachkursen und zusätzlichen Studienkollegs auf ein Studium in Sachsen und im deutschen Hochschulsystem vor.

Die Zahl der ukrainischen Studierenden werde sich auch erhöhen, wenn sich die ersten Abiturientinnen und Abiturienten aus der Ukraine an den Hochschulen einschrieben, prognostiziert Puhl. Er nimmt an, dass viele Schulabgänger in Deutschland bleiben, um ein Studium aufzunehmen. Dieses sei attraktiv, weil für die Ukrainerinnen und Ukrainer die Studiengebühren ausgesetzt werden, obwohl sie nicht aus der EU kommen. In der Ukraine können Puhl zufolge nur die Allerbesten kostenlos studieren.

dpa/ckr