Universität Heidelberg
Bewegende Trauerfeier und Schweigeminute für die Opfer

Eine Woche nach dem Amoklauf erinnert die Universität Heidelberg an Opfer und Angehörige. Die Erschütterung über das Geschehene ist groß.

31.01.2022

Mit einer Trauerfeier und einer Schweigeminute hat die Universität Heidelberg eine Woche nach dem Amoklauf der Opfer gedacht. Zum Gedenken an die getötete 23-jährige Studentin und an ihre drei verletzten Kommilitonen waren die Menschen aufgerufen, um 12.24 Uhr für eine Minute innezuhalten. Zu diesem Zeitpunkt kamen am vergangenen Montag die ersten Notrufe aus dem Saal, in dem der Täter mehrfach auf die Erstsemester der Biowissenschaften schoss.

Die Trauerfeier fand in der Heidelberger Peterskirche statt. Man halte inne und gedenke, um den Schock zu überwinden und ins Leben zurückzufinden, sagte Universitätsprediger Professor Helmut Schwier zu Beginn. Die Besucher des Trauergottesdienstes schwiegen eine Minute lang für die erschossene Studentin, wie auch die Menschen in der Stadt und darüber hinaus.

Gemeinschaft leben gegen Einschüchterung und Bedrohung

Das Wort "Warum" fiel während der Trauerfeier oft, während die Hintergründe des Amoklaufs noch nicht aufgeklärt sind. "Die Abgründe der menschlichen Seele sind nicht nachvollziehbar", sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl (CDU) vor den etwa 220 Trauergästen. Strobl betonte, dass die gesamte Landesregierung mit der Familie des Opfers trauere. Er wünsche den Angehörigen und Betroffenen, dass gerade die seelischen Wunden keine bleibenden Narben hinterlassen. Sie seien nicht alleine: "Wir sind bei Ihnen, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten."

Auch Universitätsrektor Bernhard Eitel betonte die Gemeinschaft. Selten sei deutlicher geworden, was Universität bedeute: "Wir stehen zusammen". Die akademische Gemeinschaft sei gemeinsam betroffen und getroffen. Man ziehe sich nicht in ein vermeintlich schützendes Schneckenhaus zurück, man sei gestützt durch die internationale wissenschaftliche Community.

Universitätsprediger Schwier bezog sich auf den Bibelvers "Um Trost ist mir so bang. Nimm dich meiner Seele an, dass sie nicht verdirbt" (Jes. 38, 17). Er mahnte zu Solidarität und offenen Türen. Die Seele der Universität sei verwundet worden; doch orientiere sich die Universität am Geist des Lebens, gegen die Mächte der Vernichtung, gegen Einschüchterung und Bedrohung. Er vertraue darauf, dass durch gegenseitige Hilfe verwundete Seelen wieder heil würden, dass das Studieren wieder voller Entdeckungsfreude sein werde.

"Der Schmerz ist immer noch da"

Von Unbeschwertheit sind die Studierenden allerdings noch weit entfernt. "Der Schmerz ist immer noch da", sagte der Vorsitzende der Verfassten Studierendenschaft, Peter Abelmann. "Eine aus unseren Reihen hat uns für immer verlassen, und andere haben Dinge erlebt, die kaum zu beschreiben sind." Mit der Trauerfeier sei die Verarbeitung der Tat noch nicht abgeschlossen. Studierendenvertreter wünschten sich einen permanenten Gedenkort, der an die Ereignisse des 24. Januar 2022 erinnert.

Am vergangenen Montag war ein 18-jähriger Student mit einer Waffe in ein laufendes Tutorium eingedrungen, an dem 30 Erstsemester teilnahmen. Er schoss mehrmals, eine aus Landau stammende Studentin wurde am Kopf getroffen. Die junge Frau starb wenige Stunden später im Krankenhaus. Drei Kommilitonen kamen mit leichteren Verletzungen davon. Der Täter verließ das Gebäude und tötete sich selbst.

Die Gedenkfeier wurde als Livestream auf der Webseite der Universität Heidelberg übertragen und steht dort weiterhin zur Verfügung.

cpy/dpa