Ein Gebäue der privaten Fresenius-Hochschule
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Statistisches Bundesamt
Private Hochschulen werden beliebter

Rund zehn Prozent der Studierenden in Deutschland wählen inzwischen eine private Hochschule – vor allem bei anwendungsorientierten Studiengängen.

17.10.2023

Private Hochschulen haben über die vergangenen Jahre einen deutlichen Zuwachs verbuchen können. Im Wintersemester 2001/2002 waren nur 1,6 Prozent aller Studierenden in Deutschland an einer privaten Hochschule eingeschrieben. Im Jahr 2021/2022 waren es bereits 11,6 Prozent, wie aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen.

Damit haben sich rund zehn Prozent aller Studierenden in Deutschland für eine private Hochschule entschieden, an der sie für ihr Studium Gebühren zahlen müssen. Das sind rund 342.000 Studierende. Insgesamt studieren 2,9 Millionen Menschen an deutschen Hochschulen.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass sich 90 Prozent der Studierenden, also die überwältigende Mehrheit, weiterhin für das Studium an einer öffentlichen Hochschule entscheiden. 

Warum sich Studierende für private Hochschulen entscheiden

Ulrich Müller, Leiter politische Analysen am Gemeinnütziges Centrum für Hochschulentwicklung (CHE), nennt gegenüber "Forschung & Lehre" den Numerus Clausus (NC) als wichtigen Grund für die Entscheidung für eine private Hochschule: "Natürlich bieten private Hochschulen Studieninteressierten häufig eine NC-freie Alternative für überlaufene Fächer wie Psychologie."

Auch das Marketing privater Hochschulen würde manche Studierende anziehen: "Offenkundig ist manchen Studierenden ein frischer Auftritt auf Social Media wichtiger als jahrzehnte- oder gar jahrhundertelange Tradition klassischer staatlicher Universitäten mit guter Reputation", sagt Müller.

Quelle der steigenen Studierendenzahlen seien laut Müller inzwischen vor allen Dingen die anwendungsorientierten Studiengänge an privaten Hochschulen. "Mittlerweile sind 90 Prozent der privat Studierenden an einer Fachhochschule eingeschrieben. Fast 80 Prozent der privaten Hochschulen sind eine Fachhochschule."

Praxisorientierte Ausbildung statt breitem Fächerspektrum

Ohne staatliche Trägerschaft sei ein breites Fächerspektrum, ein interdisziplinärer Ansatz und teure Forschung auf universitärem Niveau kaum zu finanzieren, erläuter Müller. Stattdessen würden private Hochschulen inzwischen praxisorientiert auf ein bestimmtes Berufsziel hin ausbilden.

"Es gab eine Akademisierung bei Ausbildungsberufen", bestätigt der Bildungsökonom Professor Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".

In diesem Zusammenhang weist Müller gegenüber "Forschung & Lehre" daraufhin, dass solche Angebote die deutsche Hochschullandschaft für eine breitere Zielgruppe öffnen würden. "Das Ganze geht häufig in Teilzeit, online oder berufsbegleitend. Private Hochschulen gewinnen inzwischen sehr viele Studierende aus einem nicht-akademischem Milieu und erschließen so neue Aufstiegs- und Bildungspotenziale." Ein Beispiel dafür sei die IU Internationale Hochschule in Erfurt, wo rund ein Viertel aller Erstsemester ohne Abitur studierten.

Mittlerweile gibt es rund 87 private Hochschulen in ganz Deutschland. Ein Studium kostet dort mehrere tausend Euro. Die Betreuungsquote ist laut Statistischem Bundesamt trotzdem an den öffentlichen Hochschulen besser, wo Studierende ganz ohne Gebühren studieren: Eine Lehrkraft kam im Winteresemester 2021/2022 an privaten Hochschulen im Schnitt auf 36,4 Studierende, an öffentlichen Hochschulen dagegen nur auf 14,6 Studierende. 

cle